Friedhild Miller: Rathaus oder Kanzleramt
Die Sindelfingerin will Bürgermeisterin in Kolbingen werden – oder Bundeskanzlerin
- Friedhild Miller hat sich als Kandidatin für die Kolbinger Bürgermeisterwahl am 4. Februar beworben. Aber nicht nur dort: Gleichzeitig bewirbt sich die Sindelfingerin auf 24 andere Bürgermeisterstellen. Noch hat der Kolbinger Gemeindewahlausschuss die Bewerbung nicht zugelassen.
Auf die Frage, warum sie sich in Kolbingen und mehreren weiteren Gemeinden bewirbt, antwortet Friedhild Miller: „Ich mache das, weil ich Gehör finden, und auf Missstände aufmerksam machen will.“Das sind, der Homepage ihrer Wählervereinigung zufolge: Korruption, Rassismus, Bürokratie, Machtmissbrauch und Kapitalismus. Sie kämpfe für alle Menschen, sagt Miller im Gespräch mit unserer Zeitung. Und sie wolle, dass die Menschen aufwachen.
Ein Bürgermeisterposten in einer der 25 Gemeinden wäre für die 48Jährige allerdings eher ein Etappensieg. Darunter sind im Übrigen auch Stellen im Verbreitungsgebiet der „Schwäbischen Zeitung“, nämlich in Bad Schussenried im Landkreis Biberach, in Wolpertswende im Landkreis Ravensburg und in Allmendingen im Alb-Donau-Kreis. „Das eigentliche Ziel ist es, die Merkel abzulösen“, sagt sie. Miller will Bundeskanzlerin sein. Als Direktkandidatin bei der Bundestagswahl hat Miller in ihrem Wahlkreis Böblingen aber nur 934 Stimmen bekommen. Statt in den Bundestag, plant Miller also erst einmal den Einzug in ein Rathaus.
Wobei: Nach eigener Aussage habe Miller die Ergebnisse der Bundestagswahl bereits angefochten. „Ich gehe aber von Neuwahlen aus, daher ist das hinfällig“, sagt die 48-Jährige. Die Wahl hat sie selbst angefochten, das juristische Wissen dazu habe sie sich autodidaktisch beigebracht.
Verfahren wegen Wahlbetrugs
Bisher sind alle ihre BürgermeisterKandidaturen gescheitert. Bei der Oberbürgermeister-Wahl in Sindelfingen laufe allerdings ebenfalls noch ein von ihr angezeigtes Verfahren wegen Wahlbetrugs, erklärt Miller. Da fehle noch der Gerichtstermin. So viele Bewerbungen gleichzeitig stellen die Sindelfingerin logistisch vor kein Problem, sagt sie. „Ich habe eine Tabelle, darin sind auch alle Vorstellungstermine vermerkt.“Gelernt habe sie Sekretärin, daher funktioniere die Organisation reibungslos. In der nächsten Woche sei sie jeden Tag auf einer anderen Kandidatenvorstellung. Ihre Politik beschreibt Miller als „menschlich, ehrlich und unbestechlich“.
Ihr Bürgermeistergehalt wolle sie zu 90 Prozent spenden, wenn sie denn gewählt würde. Als Bürgermeisterin wolle sie die Bürger und die Jugendlichen mehr mitentscheiden lassen. „Das wäre ein Bürgerhaushalt in den Gemeinden“, sagt Miller. Als Bundeskanzlerin wolle sie den Volksentscheid.
„Merkel-muss-weg“-Porsche
Bekannt wurde Friedhild Miller aber nicht erst durch ihre zahlreichen Bewerbungen auf diverse Bürgermeisterposten. Sie war vor sechs Jahren Teilnehmerin in der Quizsendung „Wer wird Millionär?“und machte 2016 Schlagzeilen, als sie ihren Porsche mit „Merkel muss weg“-Aufklebern zupflasterte. „Die sind aber mittlerweile weg und mit ’Fridi-fürDeutschland‘-Aufklebern ersetzt“, erklärt Miller. Privat reibe sie der Dauerwahlkampf nicht auf. Sie selbst bezeichnet sich als robust, auch wenn sie, laut eigener Aussage, regelmäßig das Ziel verdeckter Mordanschläge werde, weil sie Aufdeckungspolitik betreibe. Verantwortlich dafür seien Mitglieder verschiedener religiöser Sekten und Serviceclubs.
Ob Miller in Kolbingen antritt, muss der Wahlausschuss noch entscheiden. Weil die Bewerbung per Fax eingegangen ist, und das sowohl die Bewerbung als auch die gesamte Wahl möglicherweise juristisch anfechtbar macht, hat der Gemeindewahlausschuss die Entscheidung über die Zulassung der Bewerbung auf Freitag, 19 Uhr vertagt (wir berichteten). Der Ausschuss hat Friedhild Miller gebeten, ihre Bewerbung, wie gefordert, schriftlich und im Original einzusenden.