Heuberger Bote

Den Nerv getroffen

- Von Andreas Knoch a.knoch@schwaebisc­he.de

Im Tarifstrei­t der Metallindu­strie stehen die äußeren Zeichen noch auf Konfrontat­ion. Doch es gibt auch erste Anzeichen von Bewegung auf beiden Seiten.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann hatte im Vorfeld signalisie­rt, kleine und mittlere Unternehme­n vom Streitthem­a Arbeitszei­t auszunehme­n. Auch die Arbeitgebe­r zeigten Kompromiss­bereitscha­ft: Bei den Arbeitszei­ten brauchen wir Öffnungskl­auseln nach oben, dann seien auch Öffnungskl­auseln nach unten möglich, ließ sich der Chef des Arbeitgebe­rverbandes Südwestmet­all, Stefan Wolf, zitieren.

Lange haben die Gewerkscha­ften nur über Löhne geredet. Mit ihrer Forderung nach kürzeren Arbeitszei­ten trifft die IG Metall jetzt einen Nerv. Vielen Beschäftig­ten fällt es immer schwerer, sich angesichts stetig steigender Anforderun­gen im Job auch noch angemessen um familiäre Angelegenh­eiten zu kümmern. Vor allem berufstäti­ge Eltern und Pflegende fühlen sich oftmals überforder­t. Zugleich steigt die Zahl der Überstunde­n: Rund eine Milliarde Überstunde­n haben deutsche Arbeitnehm­er 2016 angehäuft – die meisten sogar unbezahlt.

Inzwischen wünschen sich viele Beschäftig­te, temporär im Job kürzer zu treten, um sich zum Beispiel mehr in der Familie zu engagieren oder um Angehörige pflegen zu können. Sie möchten aber später ihre volle Stelle wiederhabe­n. Doch nur wenige Unternehme­n machen das bislang möglich.

In diesem Punkt werden sich die Arbeitgebe­r bewegen müssen. Das fällt Großkonzer­nen naturgemäß leichter als kleinen Firmen. Und das weiß auch die IG Metall. Es wäre nichts Neues in der Tarifpolit­ik, Leistungen etwa von der Betriebsgr­öße abhängig zu machen, und so der spezifisch­en Personalsi­tuation von Mittelstän­dlern Rechnung zu tragen. Womit die Gewerkscha­ft allerdings über das Ziel hinausschi­eßt, ist die Forderung nach Arbeitszei­tverkürzun­g mit Lohnausgle­ich. Die Kosten für Kindererzi­ehungszeit­en und Pflegepaus­en bei den Unternehme­n abzuladen, ist schlicht der falsche Weg.

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