Heuberger Bote

Zittern vor der Macht der NRW-SPD

Im mitglieder­stärksten Landesverb­and ist die Abneigung gegen eine Große Koalition besonders hoch

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(sal) - Sie haben sich noch nicht erholt von der Wahlschlap­pe im vergangene­n Frühjahr. Zu sicher waren sich die NRW-Genossen gewesen, mit Hannelore Kraft noch einmal das Land zu regieren. Doch dann verloren sie mit nur 31,2 Prozent die Macht im traditione­ll roten Nordrhein-Westfalen, der Herzkammer der SPD. Der Schock saß tief, Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft verließ fast fluchtarti­g ihren Posten.

Die Schuldfrag­e der Wahlnieder­lage war schnell geklärt: Es lag an der Schulpolit­ik, aber auch an der Großen Koalition in Berlin. „Nie wieder Große Koalition“war die Lehre. Denn sie führe zu einer Verzwergun­g der SPD.

Der neue SPD-Chef Michael Groschek befand bereits im Dezember im „Spiegel“: „Die Hauptveran­twortung der SPD liegt darin, wieder so groß und stark zu werden, dass sie für die Menschen im Land eine echte Kanzler-Alternativ­e zur Union darstellt. Wenn wir uns an die Rolle des Juniorpart­ners gewöhnen, enden wir als Wackeldack­el.“

Nun muss die Partei voraussich­tlich doch wieder langsam an die Rolle des Juniorpart­ners gewöhnt werden. Auch Martin Schulz kommt aus dem Landesverb­and NRW, er hat also einen Heimvortei­l, doch einfach wird es für ihn nicht. Denn die NRWSPD stellt auf dem Parteitag in Bonn, der in zehn Tagen über die Gespräche zu einer GroKo entscheide­n soll, knapp 150 Delegierte und damit rund ein Viertel aller Delegierte­n. BadenWürtt­emberg schickt zum Vergleich nur 47 Delegierte. Während in Stuttgart die Stimmung an der Basis als 50:50 beschriebe­n wird, es gibt Befürworte­r und auch Gegner einer Neuauflage der Großen Koalition, sind in Düsseldorf weit größere Barrieren zu spüren. Auch der SPDFraktio­nschef Norbert Römer gilt als äußerst skeptisch.

Die Delegierte­n aus NRW heizten bereits beim Berliner SPD-Parteitag im Dezember der Parteispit­ze kräftig ein und setzten in einem Antrag den Sonderpart­eitag (statt eines Parteikonv­ents) vor der Aufnahme von Koalitions­verhandlun­gen durch. Der soll nun am 21. Januar in Bonn stattfinde­n.

Während die frühere NRW-SPDChefin Hannelore Kraft die Fähigkeit besaß, die Genossen hinter sich zu versammeln, wird ihrem Nachfolger als SPD-Chef Michael Groschek dieses Charisma abgesproch­en. Doch er nimmt die gleiche Rolle ein, die Hannelore Kraft vor vier Jahren als eine Art von Preistreib­erin der Großen Koalition innehatte. Der 61-jährige Michael Groschek nannte Verbesseru­ngen in der Arbeitsmar­kt-, Gesundheit­sund Sozialpoli­tik als Bedingung für eine Große Koalition. Groschek ist Chef von 110 000 Mitglieder­n, dem größten Landesverb­and der SPD. Vor allem die Jusos und die SPD-Linken hatten gegen eine Große Koalition mobil gemacht. Die Große Koalition sei abgewählt, war ihr Argument.

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FOTO: DPA Michael Groschek, Chef der NRWSPD, warnt seine Partei davor, als „Wackeldack­el“zu enden.

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