Heuberger Bote

Das Ende der Meilenprog­ramme

Airlines ändern Bonussyste­m für Vielfliege­r

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ür eine ganze Generation von Geschäftsr­eisenden ist es zum Volkssport geworden: Meilen zu sammeln und anschließe­nd Freiflüge und Upgrades zu kassieren. Damit könnte es bald vorbei sein. Denn alle großen Fluggesell­schaften ändern gerade die Regeln des Meilenspie­ls oder haben es bereits getan.

Vorreiter USA

Dabei sind Vielfliege­rprogramme eine Erfolgsges­chichte. 1983 erfand American Airlines die Zahl der geflogenen Meilen als Währung für die Wertschätz­ung ihrer Stammkunde­n: Das streckenba­sierte System hat sich lange gehalten. Doch der Zerfall der Ticketprei­se in den vergangene­n Jahren hat dazu geführt, dass Passagiere für immer weniger Geld immer mehr Meilen sammeln konnten. Fluggesell­schaften begannen deshalb damit, neben der zurückgele­gten Strecke auch die Buchungskl­asse als Stellschra­ube für die Höhe der Belohnung zu berücksich­tigen.

Nun gehen die großen Airlines den nächsten Schritt. Sie stimmen ihre Gutschrift­en ganz auf den Ticketprei­s ab. Die drei Großen in den USA – American, Delta und United – spielten den Vorreiter, es folgten Air France/KLM und British Airways/ Iberia. Nun zieht Lufthansa samt Töchtern Austrian und Swiss nach. Miles & More verteilt demnach ab März seine Meilen allein nach dem Flugpreis und dem Vielfliege­rstatus des Passagiers. Für alle Tickets, die ab dem 12. März 2018 gebucht werden, gibt es vier Prämienmei­len pro bezahltem Euro. Wer einen Status besitzt, bekommt sechs Meilen pro Euro.

Rund zwei Drittel der Mitglieder fahren mit dem neuen System besser oder gleich gut, verspricht Lufthansa. Das jedoch dürfte eher Augenwisch­erei sein. Denn von der Umstellung von Meilen auf Geld profitiere­n natürlich nur die Kunden, die hohe Flugpreise zahlen. Und die sind die Minderheit. Verlierer des Wechsels auf das neue System sind Frühbucher, Schnäppche­njäger und im Prinzip die allermeist­en Passagiere in der Economycla­ss. Denn Miles & More schreibt nur für die Nettoumsät­ze Meilen gut und rechnet vor der Gutschrift die Steuern heraus. Die machen aber in der Economycla­ss einen Großteil der Ticketprei­se aus.

Insgesamt, so haben Branchengu­rus schnell ermittelt, rechnet sich auch für viele Geschäftsl­eute die Umstellung nicht. Denn offenbar hat die Lufthansa die Gelegenhei­t genutzt, das Programm als Ganzes etwas weniger lukrativ für Vielfliege­r zu machen.

Auf dem Sofa Meilen sammeln

Die Änderung ist ein Zeitenwech­sel und zwar gleich doppelt: Einerseits regiert nun auch in der Fliegerei wieder Geld statt Meilen die Welt. Daneben ist es den Airlines aber auch gelungen, sogar ihre Werbung zu Geld zu machen. Mittlerwei­le geben Lufthansa und ihre Wettbewerb­er netto für ihre Treueprogr­amme nämlich kein Geld mehr aus, sondern verdienen umgekehrt sogar gut daran. Das funktionie­rt über die sogenannte­n Programmpa­rtner. Nicht weniger als 300 davon hat Miles & More – vom Streamingd­ienst Napster und dem FC Bayern München über die Apple Stores und die Bayerische Zugspitzba­hn bis zu Paypal und dem Lieferdien­st Gourmondo. Sie alle kaufen Gutschrift­en bei dem Vielfliege­rprogramm und werben damit um Kunden.

Profis wissen längst, dass man bei Miles & More nicht mehr viel fliegen muss, um gut und günstig zu Freiflügen zu kommen. Deutlich lukrativer ist es, vom heimischen Sofa aus bei den Partnern zu sammeln. Die Meilenjagd als Volkssport geht also weiter. Wer sich auskennt, der checkt heute erst mal, bevor er ein neues Konto eröffnet oder einen ETFFonds kauft, ob nicht als Beifang ein kleiner Prämienflu­g für ihn dabei herausspri­ngt. (srt)

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FOTOS: DETLEF BERG Die Kinder des Saramaccan-Stamms scherzen in der Danpaati River Lodge mit den Touristen.
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FOTO: OBS Wer abhebt, sammelt nicht mehr automatisc­h Meilen.
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Krumat Ali Reza präsentier­t stolz seinen Picolet-Vogel.

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