„Lehrerversorgung könnte kritisch werden“
Martin Hall über die Talheimer Grundschule, Festhalle und Gastwirtschaften
TALHEIM - Für eine kleine Gemeinde hat Talheim in diesem Jahr viel vor: 2,8 Millionen Euro sollen 2018 investiert werden. Was sonst noch in den kommenden Monaten ansteht, hat Bürgermeister Martin Hall unserer Redakteurin Larissa Schütz erzählt.
Herr Hall, hinter Talheim liegt ein recht aufregendes Jahr 2017: Neue Schulleiterin, neuer Pfarrer ...
Ja, wir sind froh, dass es mit der Schulleitung und der Pfarrstelle so gut geklappt hat. Unsere neue Rektorin ist Marianne Bernhard, als Pfarrerin betreut Marion Pipiorke aus Tuningen die Gemeinde mit einer 50-Prozent-Stelle künftig seelsorgerisch.
Damit wächst die Kirchengemeinde noch enger mit Tuningen zusammen?
Die beiden Orte sind in dieser Hinsicht ja schon sehr verschmolzen. Die Chöre singen miteinander, die Gottesdienste finden abwechselnd in beiden Gemeinden statt. Einiges muss sich sicher noch einspielen, aber insgesamt passt es sehr gut.
Die Schule war in den vergangenen Jahren immer ein bisschen Talheims Sorgenkind. Bleibt das auch im kommenden Jahr so?
Die Kinderzahlen sind auf niedrigem Niveau und werden 2018 voraussichtlich noch etwas weiter abnehterzubringen. men. In unserem Kindergarten nehmen die Kinderzahlen erfreulicherweise wieder zu, aber es dauert Jahre, bis sich das in der Schule zeigt. Mit weniger Schülern könnte die Lehrerversorgung kritisch werden.
Sie möchten die Schule aber auf jeden Fall halten?
Ja, wir schaffen das. Ich bin froh, dass es gelungen ist, die Grundschule zurückzubekommen, und so werden wir alles unternehmen, um sie auch zu halten. Solange die Eltern dahinter stehen, wollen wir nicht schließen. Unsere Schüler fühlen sich sehr wohl.
Schule und Kindergarten werden inzwischen auch von Flüchtlingskindern besucht. Funktioniert die Integration in Talheim?
Ja, die Kinder haben sich toll integriert und schnell Deutsch gelernt. Zur Schule geht derzeit allerdings kein Flüchtlingskind mehr: Die Familie ist weggezogen, weil der Vater woanders Arbeit gefunden hat – der Familie ist es allerdings schwer gefallen, Talheim zu verlassen. Im Moment besuchen zwei Flüchtlingskinder unseren Kindergarten. Nachdem die Gemeinde das Traditionsgasthaus „Linde“gekauft hat, bestand die Möglichkeit, in den Gästezimmern auch Flüchtlinge un- Im Rahmen der Anschlussunterbringung konnten zwei alleinerziehende Mütter mit je einem Kind in diesen Räumlichkeiten untergebracht werden. Sie haben die gleiche Nationalität, das passt sehr gut. Im Erdgeschoss der „Linde“wird die ehemalige Gaststätte als eine Schankwirtschaft weiterbetrieben. Wir werden versuchen, mittelfristig wieder einen Pächter für einen Gaststättenbetrieb zu finden.
In Talheim gibt es derzeit ja kein Gasthaus mehr. Fehlt der Dorfgemeinschaft dadurch viel?
Ganz ohne stehen wir ja nicht da: Die „Sonne“hat noch einen wöchentlichen Stammtisch, und nach Absprache können auch Feiern oder Versammlungen stattfinden. Einen Pizzaund Kebap-Laden gibt es inzwischen, und der Pächter betreibt zusätzlich auch das „Jägerhaus“als Schankwirtschaft. Nicht zu vergessen die Schankwirtschaft in der „Linde“. Durch den Wegfall der „Linde“als Gasthaus und den derzeitigen Umbau der Festhalle fehlen den Vereinen Räumlichkeiten, um sich zu treffen, zu reden, sich auszutauschen und Spaß haben zu können. Auch Feste zu veranstalten und Gemeinschaft zu pflegen und zu erleben, war nicht möglich. Uns wurde bewusst, wie wichtig dies für eine dörfliche Gemeinschaft ist.
Die Festhalle soll 2018 fertig werden. Liegen die Bauarbeiten im Plan?
Es hat sich alles etwas verzögert, aber jetzt läuft es gut, auch kostenmäßig liegen wir im Rahmen. Im kommenden Jahr wollen wir auch die Außengestaltung der Halle in Angriff nehmen.
Was ist in der Hinsicht geplant?
Es ist geplant, den Bereich zwischen unserer Festhalle und der Sporthalle neu zu gestalten. Wir möchten den Krähenbach in diesem Bereich mehr ins Bewusstsein der Leute rücken und einen Bereich schaffen, wo man sich gerne aufhält. Wir wollen dem Bach eine andere Form geben, den Bewuchs entfernen, das Ufer flacher gestalten und mit standortgerechten Bäumen und Sträuchern bepflanzen. Zusätzlich soll ein Festplatz mit Anbindung an die Festhalle entstehen. Auch den Spielplatz wollen wir neu gestalten.
Welche anderen wichtigen Projekte stehen im neuen Jahr an?
Wir möchten unter anderem den zweiten Abschnitt des Gewerbegebiets erschließen, da sich drei Betriebe ansiedeln wollen. Außerdem muss die Kanalisation samt Wasserleitungen, Gehwegen und Straße in der Ortsdurchfahrt saniert werden, und das alte Kindergartengebäude erhält einen Vollwärmeschutz.
Die Gemeinde will 2018 2,8 Millionen Euro investieren. Eine stolze Summe für einen kleinen Ort wie Talheim.
Stimmt, aber alle Projekte sind wichtig für Talheim. Die großen Vorhaben werden sich sicher auch bis in 2019 ziehen. Ich denke, wir sind gut aufgestellt und können positiv ins neue Jahr gehen.