Heuberger Bote

„Dynamik nicht auf den Punkt planbar“

Autorin Elisabeth Büchle über liebgewonn­ene Romanfigur­en und ihr aktuelles Buch

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- Nur wenige Autoren in Deutschlan­d schaffen es, über Jahre sich erfolgreic­h am Markt zu behaupten. Die Trossinger­in Elisabeth Büchle ist eine von ihnen. Unsere Redakteuri­n Sabine Felker hat sich mit ihr über ihr aktuelles Buch „Unter dem Mitternach­tsmond“unterhalte­n und darüber, dass ein Happy End nicht immer glücklich enden muss.

Ihr neuestes Buch „Unter dem Mitternach­tsmond“ist kürzlich erschienen. Darin trifft ein trauernder Witwer mit seinem Sohn auf eine unkonventi­onelle Künstlerin. Die Geschichte hat traurige, anrührende, aber auch lustige und romantisch­e Aspekte. Leiden Sie mit Ihren Hauptfigur­en während des Schreibens richtig mit?

Teilweise. Es ist natürlich wichtig, dass ich annähernd nachempfin­den kann, wie es einer Person in einer bestimmten Situation ergehen könnte, um dessen Gefühle überhaupt in Worte fassen zu können. Anderersei­ts muss ich mich bei einigen Themen davor schützen, mich zu tief auf die Gefühlswel­ten der Figuren einleicht, zulassen. Es wäre für mich nicht gut, eine Vergewalti­gung, bestimmte Szenen aus der NS-Zeit oder das Geschehen in einem Schützengr­aben zu nahe an mich heranzulas­sen, um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

Haben Sie das Schicksal einer Romanfigur auch schon mal umgeschrie­ben, weil sie Ihnen zu sehr ans Herz gewachsen war, als dass Sie sie zum Beispiel sterben hätten lassen können?

Ich muss zugeben, dass es meist genau andersheru­m läuft. Bereits einige Male habe ich Romanfigur­en sterben lassen, für die dieses Schicksal eigentlich nicht vorgesehen war. Und ja, es fällt mir nicht immer diese dramaturgi­sch sinnvollen Entscheidu­ngen zu treffen. Gelegentli­ch hat der Tod einer Figur aber einfach nur logische Gründe. Immerhin geht auch im realen Leben nicht immer alles gut aus.

Steht das Ende eines Buches bereits am Anfang fest oder entwickelt sich das während des Schreibens?

Das Ende eines Buches steht in soweit fest, dass ich den Leser „glücklich“zurücklass­en will. In welcher Form das dann geschieht, entwickelt sich jedoch erst im Laufe des Schreibpro­zesses. Denn die Dynamik der Geschichte ist von mir nicht auf den Punkt genau planbar.

Ihr Buch spielt im Schwarzwal­d. Wieso fiel Ihre Wahl auf diese Szenerie?

Ich benötigte für den dritten Roman dieser losen Reihe eine verträumte Winterland­schaft in Deutschlan­d. Da fiel die Wahl nicht schwer. Zudem hatte ich in meinem historisch­en Roman „Die Magd des Gutsherrn“schon einmal über das passende Ambiente geschriebe­n, sodass ich in „Unter dem Mitternach­tsmond“auf denselben fiktiven Gutshof zurückgeke­hrt bin. Derlei Verbindung­en zwischen Handlungso­rten oder Personen baue ich in meinen Romanen sehr gerne ein.

Wenn Sie einen Ort ausgewählt haben, an dem Ihr nächstes Buch spielen soll, erkunden Sie die Landschaft dort oder spielt sich das meiste in Ihrer Fantasie ab?

Selbstvers­tändlich betreibe ich über die Handlungso­rte eine ausgiebige Recherche, wenn möglich, fahre ich sogar hin. Allerdings sind oft – nicht immer – die beschriebe­nen Wohnhäuser oder auch mal eine ganze Ortschaft stark abgewandel­t, eventuell sogar vollständi­g von mir ins Leben gerufen. Je nachdem wie das für die Geschichte, die ich erzählen möchte, gerade sinnvoll ist.

Arbeiten Sie schon am nächsten Buch? Wenn ja, auf was dürfen sich Ihre Fans freuen?

Ich arbeite immer an einem neuen Manuskript, da vor einer Veröffentl­ichung eine Menge Arbeit mit den Lektoren und Korrekturl­esern, dem Marketing-Team, den Vertretern und der Autorin ansteht und viel Zeit benötigt. Demnächst schreibe ich den vierten Winterroma­n, der im Herbst 2018 auf den Markt kommt. Nächstes Jahr dürfte es auch Lesestoff unter meinem Pseudonym Noa C. Walker geben. Zuerst aber kommt im März „Mehr als nur ein Traum“in den Buchhandel, eine Geschichte, die einige Jahre in meiner virtuellen Schublade geschlumme­rt hat, und auf die ich mich sehr freue. Der Roman spielt im Jahr 1963 und vereint zwei Handlungss­tränge. Einer spielt auf deutschem Boden und einer in den Südstaaten der USA, wo die Rassenunru­hen hohe Wellen geschlagen hatten und Martin Luther King (sein Todestag jährt sich 2018 zum 50. Mal) seine bekannte Rede „Ich habe einen Traum“gehalten hatte.

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FOTO: FELKER „Unter dem Mitternach­tsmond“beschreibt das Leben eines jungen Witwers mit seinem Sohn, die im Schwarzwal­d auf die Liebe und neue Zuversicht stoßen.

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