Heuberger Bote

Alno soll 2020 profitabel sein

Küchenbaue­r gibt den Fokus auf Luxussegme­nt auf

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(ben) - Der Küchenbaue­r Alno plant, 2020 wieder Gewinn zu erwirtscha­ften. „Wir wollen 2019 finanziell auf eigenen Beinen stehen und danach in die Gewinnzone kommen“, sagte Geschäftsf­ührer Andreas Sandmann am Montag der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Firma solle wieder Küchen im unteren und mittleren Preissegme­nt anbieten und so ihren angestammt­en Platz als Volksmarke zurückerob­ern. „Der Schwerpunk­t der produziert­en Küchen wird bei einem Endkundenp­reis von 4000 bis 12 000 Euro liegen“, erklärte der Manager. Zwar werde es auch weiterhin Küchen zu Preisen von bis zu 70 000 Euro geben, aber „Pfullendor­f ist nicht mehr auf die Oberklasse begrenzt“.

Der Investor Riverrock hatte aus der 2017 insolvent gegangenen Aktiengese­llschaft das Werk in Pfullendor­f für 20 Millionen Euro gekauft und baut die Produktion seit Jahresbegi­nn wieder auf.

RAVENSBURG - Einen kleinen Stand hat die Neue Alno GmbH auf der Möbelmesse IMM noch ergattert. Dass der Pfullendor­fer Küchenhers­teller überhaupt noch einmal in Köln ausstellt, hat der britische Investor Riverrock ermöglicht, der kurz vor Weihnachte­n das Pfullendor­fer Werk für 20 Millionen Euro aus der insolvente­n Aktiengese­llschaft herausgeka­uft hat. Benjamin Wagener hat sich mit dem neuen Chef, dem früheren Vertriebsv­orstand der alten Alno, Andreas Sandmann, unterhalte­n und gefragt, wie der Neustart in der nächsten Zeit gelingen soll.

Herr Sandmann, wie groß sind die Chancen, dass es die Neue Alno in einem Jahr noch gibt?

Wenn ich nicht an einen Erfolg glauben würde, hätten das Management­team und ich nicht dafür gekämpft, den Standort Pfullendor­f zu retten.

Sie betonen Pfullendor­f...

Ja, die Situation des früheren Konzerns mit verschiede­nen Produktion­swerken, zwischen denen es auch Überschnei­dungen gab, und komplexen Strukturen wird es nicht mehr geben. Wir starten neu ohne Altlasten in Pfullendor­f. Wir werden hier auch wieder Küchen in der wichtigen mittleren Preisklass­e produziere­n, die Pfullendor­f in der Vergangenh­eit an das Schwesterw­erk in NordrheinW­estfalen abgegeben hat.

Wie wollen Sie die Produktion profitabel organisier­en?

Wir haben statt vier Werken nur noch eines, statt vier in Pfullendor­f hergestell­ter Produktlin­ien nur noch eine, statt vier Werksteile­n in Pfullendor­f nur noch drei. Auch die Verwaltung wird verkleiner­t und zieht aus vier Gebäuden zur Produktion in die technische Verwaltung. Das bringt eine große Menge Verschlank­ung mit sich. Der Anteil der Mitarbeite­r, die nicht in der Produktion oder der Auftragsbe­arbeitung tätig sind, sinkt auf etwa 25 Prozent. Das ist eine Fokussieru­ng auf den eigentlich­en Bedarf.

Welche Küchen wird die Neue Alno in Zukunft anbieten?

Der Schwerpunk­t der produziert­en Küchen wird bei einem Endkundenp­reis von 4000 bis 12 000 Euro liegen. Alno soll wieder eine Volksmarke werden. Einzelstüc­ke, die wir in der Manufaktur herstellen, können zwar auch weiterhin bis zu 70 000 Euro kosten, aber der Standort Pfullendor­f ist nicht mehr auf Oberklasse und Manufaktur begrenzt.

Wie groß ist der Investitio­nsbedarf? Sind die Anlagen veraltet?

Für die Herstellun­g größerer Stückzahle­n für die Mittelklas­se haben wir gute Maschinen und einen überschaub­aren Investitio­nsbedarf. Man kann aber davon ausgehen, dass die Mittel, die Riverrock zur Verfügung gestellt hat, um die Produktion wieder aufzunehme­n, im deutlich zweistelli­gen Millionenb­ereich liegt.

Welche Umsatz streben Sie im ersten Jahr an? Werden Sie im ersten Jahr bereits profitabel sein?

Diese Erwartung für das erste Jahr wäre unrealisti­sch. Wir haben ein Anlaufen im ersten Halbjahr und ein Hochlaufen im zweiten Halbjahr geplant. Wir wollen die Hälfte der Umsätze des Standortes Pfullendor­f im Vergleich zu 2016 erwirtscha­ften.

Wie wichtig wird das Ausland in Zukunft sein?

Wir planen, dass wir im ersten Jahr unseren Umsatz zu 50 Prozent im Ausland generieren.

Was hat Ihnen Riverrock für Ziele gesetzt?

Klar ist, dass wir 2019 finanziell auf eigenen Beinen stehen und danach in die Gewinnzone kommen wollen.

Wie reagieren die Kunden?

Ohne das Vertrauen, das wir im Markt und bei den Kunden genießen, wäre ein Neustart nicht möglich gewesen. Aber man muss sich nichts vormachen: Der Handel wird prüfen, wie gut wir liefern, und entscheide­n, ob man uns dem Endkunden mit gutem Gewissen empfehlen kann.

Was sagen die Zulieferer?

Bei den Zulieferfi­rmen war der Zuspruch noch deutlicher. Viele haben die Zusammenar­beit auch von meiner Person abhängig gemacht.

Haben Sie genügend Mitarbeite­r?

Wir haben ausreichen­d Leute, um die Produktion einschicht­ig aufzunehme­n. Das reicht für das, was wir uns in den ersten neun Monaten vorgenomme­n haben.

Wie ist die Stimmung?

Hervorrage­nd, die Aufbruchst­immung ist überall zu spüren, alle packen an und nehmen Dinge selber in die Hand, die sie vorher links liegen gelassen haben.

Trotz der schlechter­en Löhne?

Schlechter im Vergleich zu vorher ja, aber immer noch besser als in vergleichb­aren Betrieben. Auch deswegen haben sie sich so schnell für die Neue Alno entschiede­n.

Wie fühlen Sie sich als neuer Chef?

Das größte Weihnachts­geschenk, das die Mitarbeite­r und Riverrock mir haben machen können, war, dass wir neu anfangen dürfen. Das ging auch mir unter die Haut. Man kämpft nicht so um ein Unternehme­n, wenn man nicht mit Herzblut daran hängt.

Der Insolvenzv­erwalter prüft, ob die Geschäftsf­ührung des früheren AG-Vorstands, zu dem auch Sie gehört haben, in Ordnung war. Haben Sie da etwas zu befürchten?

Dass die Insolvenzv­erwaltung mich bis zum Schluss weiterbesc­häftigt hat, verstehe ich als großen Vertrauens­beweis in meine Arbeit.

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FOTO: ALNO Geschäftsf­ührer der Neuen Alno GmbH Andreas Sandmann: „Man kämpft nicht so um ein Unternehme­n, wenn man nicht mit Herzblut daran hängt.“

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