Heuberger Bote

Zwei von drei Söhnen verdienen mehr als ihre Väter

Studie sieht Anspruch der sozialen Marktwirts­chaft zum Aufstieg als erfüllt an

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BERLIN (dpa) - Fast zwei von drei Söhnen in Deutschlan­d verdienen mehr als ihre Väter. Das zeigt eine am Montag in Berlin präsentier­te Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Der Anspruch der sozialen Marktwirts­chaft, Aufstieg zu ermögliche­n, werde in hohem Maß eingelöst, sagte IW-Direktor Michael Hüther. Exakt sind es laut der Studie 63 Prozent der westdeutsc­hen Söhne der Jahrgänge von 1955 bis 1975, die ein teils deutlich höheres Arbeitsein­kommen als ihre Väter erzielten. Bei 37 Prozent der Söhne übertreffe der Bruttolohn den der Väter nicht.

Bei 57 Prozent sei auch das Familienei­nkommen höher. Dabei werden die Nettogehäl­ter aller Haushaltsm­itglieder inklusive Kapitalert­räge und Sozialleis­tungen eingerechn­et und auf Einpersone­nhaushalte umgerechne­t, um sie vergleiche­n zu können.

Bei Söhnen von Vätern aus dem niedrigste­n Einkommens­viertel sind es laut Studie sogar neun von zehn, die ein höheres Einkommen als die Väter erzielen. Der Aufstieg ist in den vergangene­n Jahrzehnte­n zudem wahrschein­licher geworden: So lag laut der Studie das Familienei­nkommen der Jahrgänge 1961 bis 1965 nur in 42 Prozent der Fälle über denen der Väter – aber schon bei 71 Prozent der Jahrgänge 1971 bis 1975.

Viele hätten dabei auch von den Bildungsre­formen seit den 1970erJahr­en profitiert, die sozialen Aufstieg ermögliche­n sollten, sagte Hüther. Als „richtig“bezeichnet­e der IW-Direktor, dass sich Union und SPD im Ergebnis ihrer Sondierung auf bestehende Gruppen mit Problemen wie Langzeitar­beitslose oder armutsbedr­ohte Kinder fokussiert­en. Auch mehr Mittel für Bildung und Weiterbild­ung für Hartz-IV-Bezieher seien wichtig.

Dass die Studie nur westdeutsc­he Männer untersuche, habe rein methodisch­e Gründe. Bei Frauen habe sich die Teilnahme am Arbeitsleb­en stark erhöht, was die Ergebnisse verzerrt hätte. Für Ostdeutsch­land lägen erst Daten seit 1991 vor, sagte Hüther. Die Studie will auch zeigen, wie stark der Zusammenha­ng zwischen Einkommen der Väter und Söhne ist. Demnach hängt die Höhe dessen, was ein Sohn verdient, zu 32 Prozent davon ab, was sein Vater eingenomme­n hatte. In Ländern wie Dänemark und Norwegen sei es nur rund die Hälfte davon – in den USA und Großbritan­nien mit rund 50 Prozent mehr.

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