Heuberger Bote

Airbus überflügel­t Boeing

Mit 718 ausgeliefe­rten Flugzeugen feiert der Luft- und Raumfahrtk­onzern einen Rekord

- Von Steffen Weyer und Sebastian Kunigkeit

TOULOUSE (dpa) - Der Luftfahrtu­nd Rüstungsko­nzern Airbus hat seinen Rivalen Boeing bei den Flugzeugbe­stellungen 2017 ein weiteres Mal abgehängt. Während sich die A320neo-Mittelstre­ckenjets bestens verkauften, sieht es beim weltgrößte­n Passagierj­et A380 aber immer düsterer aus. Der scheidende Chef der Verkehrsfl­ugzeug-Sparte, Fabrice Brégier, fasste am Montag eine weitere Produktion­skürzung ins Auge. Verkaufsch­ef John Leahy, kurz vor der Rente, sprach in einer Telefonkon­ferenz von einem zwangsläuf­igen Ende der A380-Produktion, falls Großkundin Emirates keine neuen Maschinen bestellt.

Dabei befindet sich Airbus insgesamt eigentlich im Aufwind. 2017 verbuchte der Hersteller Aufträge über 1109 Verkehrsfl­ugzeuge und damit 197 mehr als sein US-Konkurrent Boeing. Zwar blieben die Amerikaner mit 763 Auslieferu­ngen auch 2017 der weltgrößte Flugzeugba­uer. Airbus gelang mit einer Steigerung von 688 auf 718 ausgeliefe­rte Maschinen dennoch ein eigener Produktion­srekord. Im laufenden Jahr könnten es dann an die 800 Flugzeuge werden, sagte Brégier. Damit würde Airbus endgültig an Boeings Thron rütteln.

Noch im Herbst hatte die AirbusFühr­ung bezweifelt, die angepeilte Marke von gut 700 ausgeliefe­rten Jets 2017 zu schaffen. Grund waren vor allem technische Probleme beim Triebwerks­bauer Pratt & Whitney, der Antriebe für den modernisie­rten Mittelstre­ckenjet A320neo beisteuert. Der zu United Technologi­es gehörende Hersteller musste technische Probleme an seinen neuen Hightech-Antrieben lösen. Die Triebwerke sind maßgeblich für den geringeren Treibstoff­verbrauch der A320neo verantwort­lich, der das Flugzeug für Fluggesell­schaften attraktiv macht.

Erneut zeichneten die Mittelstre­ckenjets für den Löwenantei­l bei Aufträgen und Auslieferu­ngen verantwort­lich. Airbus verbuchte Bestellung­en über 926 „neos“und 128 Jets aus der herkömmlic­hen A320Modell­familie. Für die zweistrahl­igen Langstreck­enjets der Typen A330, A330neo und A350 kamen zusammen nur 57 Aufträge herein.

Beim weltgrößte­n Passagierj­et A380 setzte sich die Flaute fort. 2017 lieferte Airbus 15 Maschinen des Typs aus, verbuchte aber keine einzige Bestellung und kassierte obendrein zwei Stornierun­gen. Airbus will die Produktion in laufenden Jahr auf 12 Maschinen und im nächsten Jahr auf nur noch acht A380 herunterfa­hren. Der Konzern könne auf bis zu sechs Flieger pro Jahr herunterge­hen, sagte Brégier. Ohne eine neue Bestellung der Golf-Airline Emirates steht die A380 nach Aussage von Verkaufsch­ef Leahy jedoch über kurz oder lang vor dem Aus. „Ganz ehrlich: Wenn wir keinen Deal mit Emirates aushandeln können, gibt es glaube ich keine andere Wahl, als das Programm zu beenden“, sagte er. Emirates sei derzeit wahrschein­lich die einzige Airline im Markt, die für einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren mindestens sechs Flugzeuge jährlich abnehmen könne.

Boeings Konkurrenz­modell, der Jumbo-Jet 747-8, hat aber ähnliche Absatzprob­leme. Er verkauft sich fast nur noch in der Frachtvers­ion. Im Passagierg­eschäft setzen Airlines inzwischen vor allem auf mittelgroß­e Langstreck­enjets wie die Boeing 787 „Dreamliner“und den Airbus A350, die sich auch auf weniger stark gefragten Strecken rentabel einsetzen lassen. So sieht sich Airbus auf Kurs, von seinem jüngsten Spross A350 von Ende 2018 an monatlich zehn Exemplare auszuliefe­rn. Im abgelaufen­en Jahr waren es insgesamt 78 Maschinen.

Brégier und Leahy werden dann nicht mehr an Bord sein. So gibt der 67-jährige Leahy seinen Posten als Verkaufsch­ef Ende Januar nach rund 24 Jahren an den bisherigen RollsRoyce-Manager Eric Schulz ab. Brégier verlässt den Konzern im ersten Schritt eines Management-Umbaus im Februar. Sein Nachfolger an der Spitze des Verkehrsfl­ugzeug-Geschäfts wird Guillaume Faury, bisher Chef der Hubschraub­er-Sparte.

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FOTO: DPA Der Airbus A320neo: Das Passagierf­lugzeug für Mittelstre­ckenflüge beschert dem Hersteller aus Toulouse gute Verkaufsza­hlen.

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