Madel macht’s möglich
Es wird gebaut. Was für unsereinen reichlich skurril klingt, ist für Hindus eine wichtige Sache. Bevor ein neuer Tempel errichtet wird, muss nämlich eine Kuh prüfen, ob das Gelände hierfür überhaupt geeignet ist. Dass Kühe in Indien und Sri Lanka als heilige Tiere verehrt werden, ist hinlänglich bekannt. Dass ihnen jedoch auch die Aufgabe der grasenden Grundstücksbegutachtung zufällt, ist für die meisten Mitteleuropäer jedoch eine neue Nachricht. Um es vorwegzunehmen, in Bremen-Blockdiek ist tempeltechnisch alles okay.
„Das Ritual ist uns sehr wichtig. Wir sind deshalb dankbar, einen Bauern gefunden zu haben, der uns für eine Stunde seine Kuh bringt“, sagte der zuständige Gemeindevertreter Pathmakaran Pathmanathan vor dem Test. Landwirt Frank Imhoff kam also mit Madel, einer Schwarzbunten, vorbei. Hindu-Priester Prasad Agilandam segnete die Milchkuh, packte Räucherstäbchen und Rosenblätter aus, betete mit nacktem Oberkörper in der heiligen Sprache Sanskrit und sang Lieder. Madel bekam eine Blumenkette um den Hals, machte einen Rundgang über das 1350 Quadratmeter große Stück Land und pinkelte auf den Acker. Sehr zur Freude von Pathmakaran Pathmanathan. „Das ist ein gutes Zeichen“, sagte er. Priester Prasad Agilandam sah das auch so: „Ja, alles ist in Ordnung.“
Umkehrschlüsse verbitten sich allerdings, erst recht für hiesige, süddeutsche Gefilde. Nicht auszudenken, dass auf jeder Wiese, auf die eine Kuh pinkelt, ein Hindu-Tempel entsteht! Der Flächenfraß! Und überall der Mief von Räucherstäbchen! Bitte nicht! (jos)