Arbeiten, wo andere wohnen
Firmen ziehen verstärkt Pendler aus der Region an - Herausforderung für Gemeinden
- Immer mehr Menschen fahren täglich von außerhalb in den Landkreis Tuttlingen zur Arbeit. Laut Bundesagentur für Arbeit pendelten im Jahr 2016 17 200 Menschen in den Kreis, 12 300 arbeiteten außerhalb. Während Gosheim und Tuttlingen die meisten Pendler anzieht, bietet Trossingen zu wenig Arbeitsplätze: 4544 Auspendler stehen 2604 Einpendler gegenüber.
Die meisten Berufstätigen, gemessen an den Einwohnern, lockt Gosheim an. Hier kommen auf 100 Einwohner 55 Einpendler. Bürgermeister Bernd Haller freut’s: „Wir haben die höchste Steuerkraft pro Kopf im Landkreis und das liegt natürlich daran, dass wir so starke Firmen bei uns haben.“Eben diese Unternehmen sind es, die Arbeitnehmer von außerhalb der Gemeinde anziehen.
Viele Pendler bedeuten aber auch viel Verkehr. „Bei uns im ländlichen Raum spielt der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) für Arbeitnehmer kaum eine Rolle“, so die Einschätzung Hallers. „Auf dem Heuberg ist es schwierig mit dem Bus.“Und so braucht die Gemeinde jede Menge Parkplätze. Hermle, Gosheims größter Arbeitgeber, werde bald weitere Parkplätze anlegen, so Haller. Eine echte Parkplatznot gebe es jedoch nicht.
Ganz anders sieht die Sache in Tuttlingen aus. Hierher kommen täglich 15 300 Menschen in die Stadt zur Arbeit – 23 Prozent mehr, als noch vor acht Jahren. Die Stadtverwaltung hat deshalb ein neues Parkkonzept aufgelegt, das Dauerparker mehr belastet und so zum Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr anspornen soll. Ansonsten ist Oberbürgermeister Michael Beck „sehr froh über diese Entwicklung“: In den 14 Jahren seiner Amtszeit sei die Zahl der versicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse um 10 000 auf 25 000 gestiegen. Da sich eine Stadt im wesentlichen über Einwohner und den Einkommenssteueranteil der Einwohner finanziere, möchte die Stadt den Einpendlern mehr Wohnraum anbieten. Im Blick ist dabei das fünf Hektar große Straßenbau Storz-Areal in Innenstadtnähe. Die Verhandlungen mit den Eigentümern laufen.
Deutlich schwächer sieht der Zuwachs an Einpendlern in Rotttweil (Plus sechs Prozent) und VillingenSchwenningen