Heuberger Bote

Kurz mal dumm

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Ich stehe vor dem Geldautoma­ten und warte, bis der Apparat mein Geld ausspuckt. Der Blick in meinen offenen Geldbeutel versetzt mir einen riesigen Schreck: Meine Geldkarte ist weg. Panik! Wo hatte ich sie das letzte Mal? Ist mein Konto vielleicht schon leergeräum­t? Da rattert mir die verlorenge­glaubte Karte auch schon wieder aus dem Automaten entgegen. Statt zu überlegen, wie ich meine Karte sperren lasse, frage ich mich jetzt, wie man als eigentlich gebildeter Mensch manchmal so dämlich sein kann.

Bestes Beispiel: Die Brille suchen, die auf dem Kopf klemmt, oder die Autoschlüs­sel nachdenkli­ch um den Finger kreisen lassen, während man denselben einfach nicht findet. Glückliche­rweise weiß ich, dass nicht nur ich manchmal kurz eine ziemlich lange Leitung habe. Eine Bekannte von mir hatte ihr Handy verloren. Der Finder kontaktier­te eine Freundin, deren Nummer eingespeic­hert war. Die schreibt wiederum auf das verlorene Telefon: „Jemand hat dein Handy gefunden.“

Sekundensc­haf nennt das Buchautor Malte Welding. „Ein Sekundensc­haf ist ein flüchtiger Gedanke, der so doof ist, dass man es im nächsten Moment selbst merkt.“Und viele seiner Leser teilen ihre Erfahrunge­n mit der vorrüberge­henden Dummheit auf der Sekundensc­haf Homepage. Schönes Beispiel: „Ich will mir Augentropf­en ins entzündete Auge tropfen und habe vergessen, vorher die Brille abzunehmen.“Da fühle ich mich als Sekundensc­haf immerhin als Teil einer großen Herde. (kpri)

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