Rettung für den Riesenjet
Emirates-Bestellung verlängert A380-Programm von Airbus – zur Freude vieler Zulieferer
Die Zukunft des größten Passagierflugzeugs der Welt, des Airbus A380 (Foto: AFP), ist gesichert: Die Fluggesellschaft Emirates hat 36 der doppelstöckigen Maschinen beim europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern geordert. Der Wert der Bestellung nach Listenpreisen liegt bei 16 Milliarden US-Dollar. Große Freude über die Entwicklung herrscht auch bei den Flugzeugausrüstern Diehl Aircabin aus Laupheim und Liebherr-Aerospace aus Lindenberg. Beide Unternehmen liefern für den A380 zahlreiche Komponenten.
(dpa/ben) - Das drohende Aus für den Airbus A380 scheint abgewendet – und Unternehmen aus Baden-Württemberg und Bayern profitieren. Die Fluggesellschaft Emirates will bei dem europäischen Flugzeugbauer bis zu 36 weitere Exemplare des weltgrößten Passagierjets bestellen. Der scheidende Airbus-Verkaufschef John Leahy und EmiratesBoss Scheich Ahmed Bin Said al-Maktum unterzeichneten am Donnerstag in Dubai das lange erhoffte Milliardengeschäft. Leahy gab sich überzeugt, dass Aufträge anderer Airlines folgen würden und das Flugzeug „bis weit in die 2030er-Jahre“hinein gebaut werde.
Die Vorvereinbarung mit Emirates sieht einen Festauftrag über 20 Maschinen und Optionen auf weitere 16 Exemplare des Riesenfliegers vor. Ohne den Auftrag hätte Airbus die Produktion des doppelstöckigen Riesenfliegers über kurz oder lang einstellen müssen, wie Leahy am Montag klargestellt hatte. Der europäische Luftfahrtriese hat seit Jahren mit schwacher Nachfrage nach seinem Flaggschiff zu kämpfen. „Mit der Bestellung wird die Stabilität des A380-Programms sichergestellt“, erklärte der Scheich. Der neue Deal über 36 Jets kommt laut Preisliste auf einen Gesamtwert von rund 16 Milliarden US-Dollar (13,1 Milliarden Euro).
Beim Flugzeugausrüster Diehl Aircabin in Laupheim (Kreis Biberach) sorgte die Nachricht für Freude. „Das Geschäft stützt das Programm des A380 – und damit ist das auch eine gute Nachricht für uns“, sagte David Voskuhl, Sprecher von Diehl Aerosystems, zu der das Laupheimer Unternehmen gehört. „Natürlich hat die Produktion des A380 nicht den Umfang, den man Anfang des Jahrtausends anvisiert hat, was nicht nur Airbus selbst, sondern auch die Zulieferer betrifft. Aber der A380 trägt auch maßgeblich zu unserem Umsatz in Laupheim bei. Und wir werden in Zukunft das Programm mit aller Kraft unterstützen.“Diehl Aircabin liefert für den A380 die Deckenund Seitenverkleidungen in der Passagierkabine, die Gepäckfächer sowie die Verkleidungen für die Ruheräume der Flugbegleiter.
Neue Technik aus dem Allgäu
Auch der Allgäuer Flugzeugausrüster Liebherr-Aerospace mit Sitz in Lindenberg (Landkreis Lindau) liefert Systeme und Komponenten für das A380-Programm von Airbus. „Jeder A380 hat über 400 Liebherr-Geräte an Bord“, erklärt Geschäftsführer Arndt Schoenemann. Unter den gelieferten Teilen seien etwa das Hochauftriebssystem und die Spoilerbetätigung, aber auch mehrere Luftmanagementsysteme, darunter das Luft-/Hydraulikkühlsystem und das Laderaum-Heizsystem, die die Liebherr-Mitarbeiter am AirbusStandort Toulouse produzieren. Viele der von dem Allgäuer Unternehmen an Airbus gelieferte Systeme hat Liebherr-Aerospace für Airbus entwickelt, und die neu eingeführten Technologien stellten nach Angaben Schoenemanns während ihrer Entwicklungsphase Anfang dieses Jahrtausends eine große Herausforderung dar. „Liebherr-Aerospace betrat mit der Einführung von elektrischen Aktuatoren bei der primären Flugsteuerung und hydraulischen Verstellmotoren bei dem Hochauftriebssystem entwicklerisches Neuland“, erläutert Schoenemann. „Insofern war und ist der A380 für Liebherr-Aerospace ein besonderes Projekt. Entsprechend ist der Emirates-Auftrag über 36 neue A380 auch für Liebherr eine gute Nachricht.“
Der A380 ist seit 2007 im Liniendienst und mit Platz für bis zu 853 Passagiere der größte Passagierjet der Welt. Airbus hatte ihn damals mit großen Hoffnungen auf den Markt gebracht. Doch die meisten Fluggesellschaften setzen lieber auf mittelgroße Langstreckenjets wie den Airbus A350 und Boeings 787 „Dreamliner“. Diese lassen sich auch auf weniger gefragten Strecken rentabel einsetzen.
Die Folge für Airbus: Von insgesamt 317 georderten A380 hatte der Hersteller zum Jahreswechsel nur noch 95 Exemplare zu bauen. Und Boeing hat bei seinem größten Typ, dem Jumbo-Jet 747-8, noch größere Probleme. Der vor einigen Jahren als Reaktion auf den A380 modernisierte Jumbo verkauft sich praktisch nur noch als Frachtflugzeug. Für den A380 war Emirates aus Dubai bereits zuvor der mit Abstand größte Kunde. Von den 142 Maschinen des Typs, die die Fluglinie bisher geordert hat, sind mehr als 100 bereits im Einsatz. Mit dem neuen Auftrag könnte die Zahl auf bis zu 178 Exemplare wachsen.
Acht Riesenjets im Jahr
Airbus fährt die Produktion des A380 dennoch weiter herunter. Nach zwischenzeitlich bis zu 30 Jets pro Jahr sollen 2018 noch zwölf A380 die Werkshallen verlassen. Ab 2019 sollen es nur noch acht Stück sein. Weniger als sechs Maschinen jährlich zu bauen hält die Konzernführung für nicht rentabel. Und Leahy sieht Emirates als die einzige Airline, die derzeit über acht bis zehn Jahre hinweg mindestens sechs Flugzeuge jährlich abnehmen kann.