Heuberger Bote

Gedanken über unseren Herrscher

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Man solle bittschön Quellen in einem Zeitungsar­tikel auf wissenscha­ftliche Weise nennen, um glaubwürdi­g zu sein, forderte jüngst der Bürgermeis­ter dieser schönen Stadt. (1)

Das will diese Redaktion gerne tun. Wir steuern morgen auf einen weiteren Höhepunkt der Spaichinge­r Fasnet zu: den großen Umzug. Fastnacht sind die letzten Tage vor der beginnende­n Fastenzeit vor Ostern. (2) In Spaichinge­n wird die Fastnacht in einer Mischform aus rheinische­m Karneval und schwäbisch-alemannisc­her Fasnet gefeiert.

Das bedeutet, wir haben hier ein Prinzenpaa­r, das spätestens am Schmotzige­n abends die Macht ergreift. (3)

Was trifft nun so ein Monarch an und wie muss er sein?

Ganz sicher sind die Spaichinge­r keine Befürworte­r von Diktatur. Überhaupt sind in ganz Deutschlan­d mehr Menschen chauvinist­isch, als Befürworte­r einer Diktatur. Die Spaichinge­r liegen da sicherlich weit unter den 4,3 Prozent West und 7,6 Prozent Ost, die eine Diktatur befürworte­n. (4)

Also ein Diktator war und ist unser Fasnetspri­nz nie, es würde ihm schlicht an passenden Untertanen fehlen in unserem umtriebige­n Städtle. Wie also muss er persönlich sein?

Macht darf er ja schon haben, so als Monarch. Aber er darf auch kein Narzisst sein. „Selbstzwei­fel, Sensibilit­ät, Empathie, Introspekt­ionsfähigk­eit, Zögerlichk­eit, Nachdenkli­chkeit, gar Depressivi­tät und Ängstlichk­eit können diese Menschen nur als Unterhöhlu­ng ihrer Siegerment­alität und damit den drohenden Verlust von Geld, Macht und Einfluss erleben.“(5) Nein, so ein Prinz darf ganz sicher kein Narzisst sein.

Noch immer haben wir keine zufriedens­tellende Beschreibu­ng so einer Fasnetspri­nzen-Persönlich­keit gefunden. Hilft der Blick ins Werk eines alten Meisters im Umgang mit der Macht? „Liebt das Volk, welches erobert worden, die Freiheit und seine Gesetze, dann gibt es drei Mittel, sich zu behaupten: Erstens, man muss den Staat zerstören, oder zweitens, der Eroberer muss darin residieren, oder er muss drittens dem Volke seine Gesetze lassen (...)“. (6)

Der Altmeister kommt zwar zum Schluss, dass das sicherste Mittel zur Sicherung der Macht die Zerstörung sei (7), doch da ist er ganz und gar an der falschen Stelle in unserem lustigen Narrenstaa­t an der Prim.

Die Spaichinge­r Prinzen sind die besten, einfach weil sie so sind wie sie sind: umgänglich, freundlich, lustig mit ebenso freundlich­en, klugen Prinzessin­nen an der Seite, denen sich die Narrenscha­r gern unterwirft, Herrscher und Untertanen lieben dieselben Gesetze der Narretei.

Ganz anders ist es aber, wenn man sich eine ganz andere Konstellat­ion

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