Heuberger Bote

„Der Prozess ist das Projekt“

Der Fridinger Künstler Jeremias Heppeler stellt im Mai in China aus

- Von Nele Fauser

- „Für einen jungen Künstler ist es sehr schwer, hochwertig­e Projekte im Ausland umsetzen zu können“, sagt der Fridinger Künstler Jeremias Heppeler. Doch er hat es geschafft: Im Mai präsentier­t Heppeler eine Ausstellun­g in der chinesisch­en Großstadt Suzhou. Das leitende Thema der Ausstellun­g ist „Wasser“.

Der 28-jährige Künstler bezeichnet seine Arbeiten als „intermedia­le Kunst“. Dazu gehören nicht nur selbst gestaltete Bilder und Installati­onen, sondern auch Filme, Fotos und Texte. „Ich versuche, alle Möglichkei­ten, die ich habe, zu kombiniere­n und daraus etwas Ganzes zu schaffen“, sagt Heppeler. Auf diese Weise hat er auch im Raum Tuttlingen seine Spuren hinterlass­en. Diese reichen von einem Kunstproje­kt mit jungen Flüchtling­en im Tuttlinger Rathausfoy­er bis hin zu dem „Schlag auf Schlag-Festival“, was im vergangene­n Jahr in Mühlheim stattfand.

Jetzt geht es für Heppeler auf die Reise nach China, um dort ein weiteres Kunstproje­kt zu realisiere­n. Die Ausstellun­gsmöglichk­eit hat sich für Heppeler durch einen Förderprei­s für junge Künstler ergeben, den er von der Stadt Konstanz verliehen bekommen hat. „Durch den Förderprei­s bekomme ich Unterstütz­ung bei Projekten aller Art“, sagt Heppeler. Diese Unterstütz­ung will er nutzen: „Ich habe nach Projekten gesucht, die ich ohne den Förderprei­s nicht umsetzen könnte und die mich persönlich weiterbrin­gen.“Auf seiner Suche nach Möglichkei­ten für Inszenieru­ngen sei er auf die chinesisch­e Stadt Suzhou gestoßen, die Partnersta­dt von Konstanz ist.

Die zuständige­n Verantwort­lichen seien schnell gefunden und von seiner Idee begeistert gewesen. „Witzig war vor allem das Treffen mit der Kulturdele­gation aus Suzhou. Die hatten keine Ahnung, wer ich bin und sowohl ich, als auch der Leiter haben jeweils minutenlan­g geredet - die Übersetzer­in hat dafür merkwürdig­erweise nur ein paar Sätze gebraucht“, erzählt Heppeler. Das Projekt solle jetzt vom Kulturfond­s Kultur in Konstanz finanziert werden.

Das Thema „Wasser“sei von ihm bewusst gewählt worden: „Wasser stellt ein verbindend­es Element zwischen Konstanz und Suzhou dar. Konstanz hat den Bodensee, Suzhou den Tai Hu-See.“Er wolle unter dem Überthema auf Spurensuch­e gehen und sich unter anderem mit der diskursive­n Bedeutung von Wasser künstleris­ch auseinande­rsetzen.

Ausstellun­g als Experiment

Bei der Erarbeitun­g der Ausstellun­g will Heppeler sich quasi als Selbstexpe­riment bewusst unter Zeitdruck setzen: „Ich werde mich nicht mit 15 Bildern in den Flieger setzen und sie dann nur aufhängen. Im Gegenteil: Alles, was in der Ausstellun­g zu sehen sein wird, plane ich, vor Ort zu erarbeiten.“Damit wolle er sich bewusst Hinderniss­e in den Weg legen, um zu sehen, wie sich der Erarbeitun­gsprozess dadurch verändert. „Es kann gut sein, dass meine Ausstellun­g in der geplanten Zeit nicht fertig wird, aber das ist das Spannende daran“, erklärt Heppeler seine Vorgehensw­eise.

Auch der fremde Kulturkrei­s, der fremde Ort, und die unbekannte Sprache werden für ihn Herausford­erungen sein. Auf diese freue er sich: „Ich arbeite gerne mit Sprache. Es geht mir um das ‚Nicht-Verstehen‘ und das, was daraus entsteht.“

Um den Erarbeitun­gsprozess voranbring­en zu können, werde die Ausstellun­g in den Räumlichke­iten der Kunstunive­rsität in Suzhou stattfinde­n. Hier hat er Arbeitsräu­me mit Material und die Möglichkei­t, eventuell sogar mit Studenten zusammenzu­arbeiten. „Wie genau das funktionie­ren soll, halte ich mir bewusst offen“, sagt Heppeler. „Der Prozess ist das eigentlich­e Projekt, eins führt zum anderen.“Er sei aufgeregt, freue sich aber auf die Erfahrung.

Doch nicht nur die über Pfingsten stattfinde­nde, zweiwöchig­e Ausstellun­g in China soll Teil des Prozesses sein: „Es wird einen zweiten Schritt geben, nämlich die Rückverank­erung in Deutschlan­d“, sagt Heppeler. „Während meiner Ausstellun­g will ich alles mit einer Kamera dokumentie­ren und dann in Deutschlan­d eine Ausstellun­g über das Ausstellen machen, quasi einen Meta-Kommentar zu meiner Zeit in China.“

 ?? FOTO: NELE FAUSER ?? Jeremias Heppeler in seinem Atelier. Der Künstler hat im Mai eine Ausstellun­g in der chinesisch­en Stadt Souzhou.
FOTO: NELE FAUSER Jeremias Heppeler in seinem Atelier. Der Künstler hat im Mai eine Ausstellun­g in der chinesisch­en Stadt Souzhou.

Newspapers in German

Newspapers from Germany