Wir Narren :-)
Die Fasnet steckt an. Wer kann sich dieser Tage der närrischen Stimmung entziehen? Meine beiden Kinder kommen aus der Kita heim und singen aus vollem Hals: „Mehringer Städtle, Narrenescht am Donaustrand“, als wären sie Hästräger in der dritten Generation. Die Fasnet integriert. Was macht den Reiz aus, ein paar Tage oder Wochen im Jahr ein Narr zu sein und sich den Regeln der närrischen Zunft zu unterwerfen? Sicher ist da eine Gemeinschaft durch das Brauchtum und die vielen erlebten Geschichten. Die ist in unserem Alltag sonst manchmal am Verblassen. Vielleicht ist es auch ein klein wenig der Gedanke: Da gibt es noch eine Dimension in der Welt, in der alles etwas anders läuft. Wo ich spontan sein kann und aus mir herausgehe, wo ich mich gelegentlich einmal hinter der Scheme verstecken darf. Wo die Maßstäbe des Schneller-Weiter-Höher, die für viele von uns im Beruf und manchmal auch im Privatleben gelten, nicht interessieren. Ein Narr ist ein Narr ganz um seiner selbst willen.
Ein ganz gutes Bild dafür, wie wir uns als Glaubende, als religiöse Menschen fühlen können. Der Apostel Paulus hat es auf den Punkt gebracht: „Wir sind Narren, wegen Christus!“(1 Korinther 4,10). Sollen doch die anderen mit all ihrer Weisheit Konkurrenzkämpfe ausfechten. Wir bleiben wir selbst, mit allen Fehlern und Eigenarten, die zu uns gehören. Ihnen allen, liebe Närrinnen und Narren, wünsche ich eine Glückselige Fasnet – welchen schöneren Segenswunsch kann es geben? Johannes Wischmeyer, Pfarrer in Möhringen