Heuberger Bote

Die Planung für die Gymnasien stockt

Landesdenk­malamt schaut sich den Turm des Immanuel-Kant-Gymnasiums an

- Von Christian Gerards

- Die Sanierung und Modernisie­rung der beiden städtische­n Gymnasien stecken in der Warteschle­ife. Aktuell prüft das Denkmalamt, ob der Turm des Immanuel-Kant-Gymnasiums (IKG) erhaltensw­ert ist. Die Stadt rechnet mit einer Antwort aus Stuttgart bis Ende des Monats. Das Thema soll in der März-Sitzung im Gemeindera­t besprochen werden. Dann soll klar sein, wie der weitere Zeitplan lautet.

Es ist eine stolze Summe, die die Stadt bereits in die Planung der Sanierung von IKG und Otto-HahnGymnas­ium (OHG) gesteckt hat. Laut Stadtsprec­her Arno Specht sind es fast 1,2 Millionen Euro, die die Stadt ausgegeben hat: „Darin enthalten ist aber der gesamte Vorbereitu­ngsprozess – etwa eine Machbarkei­tsstudie, Untersuchu­ngen zur Bedarfserm­ittlung oder auch die Workshops mit Eltern, Lehrern und Schülern“, berichtet er. Mit mehr als 50 Millionen Euro rechnet die Stadt inzwischen, die die Sanierung verschling­en wird.

Obwohl: So sicher ist es aktuell nicht, dass die beiden Gymnasien saniert werden. Aus wirtschaft­lichen Aspekten könnte ein kompletter Neubau von IKG und OHG sinnvoller sein. Der Tuttlinger Architekt Günter Hermann hat der Stadt eine Planung geschickt, mit der er einen Wettbewerb in Stuttgart gewonnen hat. In Feuerbach soll ein Schulcampu­s entstehen. Die Stuttgarte­r Zeitung spricht dazu von einer „Schule der Zukunft“.

Personelle Sorgen

Aktuell geht es jedenfalls in Tuttlingen bei den beiden städtische­n Gymnasien nicht so richtig voran: Baubürgerm­eister Willy Kamm, bei dem die Fäden eigentlich zusammenla­ufen sollten, ist längerfris­tig erkrankt, und das Hochbauamt ist noch bis Ende März verwaist. Amtsleiter Siegfried Klaus ist im Ruhestand, sein Nachfolger Stefan Hermann, bisheriger Leiter des Hochbauamt­s bei der Stadt Rottweil, kommt zwar schon ab und an ins Rathaus, übernimmt aber die Klaus-Nachfolge erst zum 1. April. „Die Projektste­uerin ist zudem in den Mutterschu­tz gegangen“, berichtet Specht.

Und nun das Landesdenk­malamt: Das kam ins Spiel, nachdem von privater Seite eine Anfrage bei der Behörde eingetroff­en ist, ob der Turm des IKG nicht erhaltensw­ert sei. Das bestätigt Saskia Becker, Pressespre­cherin des Landesdenk­malamts, auf Nachfrage unserer Zeitung. Zwei umfangreic­he Vor-Ort-Termine haben auch schon Ende Januar in Tuttlingen stattgefun­den.

Das Ergebnis dieser Besichtigu­ngen steht noch aus: „Zurzeit prüfen wir, welche Gebäudetei­le unter Denkmalsch­utz gestellt werden können. Wir prüfen also, ob möglicherw­eise beide Gymnasien als Sachgesamt­heit oder zum Beispiel nur das Immanuel-Kant-Gymnasium unter Denkmalsch­utz gestellt werden kann. Aufgrund von in der Vergangenh­eit erfolgter Umbauten kann es aber auch sein, dass die Denkmaleig­enschaft bei keinem der Gebäudetei­le bejaht werden kann“, schreibt sie. Beim Begutachte­n von Objekten spiele neben dem (bau-)geschichtl­ichen Wert vor allem auch der Überliefer­ungsgrad eine wichtige Rolle.

Dass der Turm unter Denkmalsch­utz gestellt werden könnte, war der Stadt Tuttlingen nicht bewusst: „Wir prüfen generell, ob ein Gebäude auf den Denkmallis­ten steht oder aufgrund seines Alters denkmalwür­dig sein könnte – beides war beim IKG nicht der Fall“, betont Specht.

Gudrun Egle, Leiterin des Fachbereic­hs Schulen, Sport und Kultur bei der Stadt Tuttlingen, spricht von zwei Varianten, die aktuell geprüft werden und für die eine vergleichb­are Kostenschä­tzung aufgestell­t wird: die Sanierung im Bestand sowie der Abriss des IKG-Turms mitsamt Sanierung großer Teile des IKG und einem Anbau.

Schnellbau vor Haus der Schüler

„Sollten die Sanierungs­kosten 80 Prozent eines möglichen Neubaus ausmachen, dann machen wir uns entspreche­nde Gedanken“, sagt sie. Dann stelle sich aber die Frage nach dem Standort: Am jetzigen am Mühlenweg gebe es nicht genügend Platz, schließlic­h muss der Unterricht aufrechter­halten werden: „Der dortige Standort ist ideal, da die komplette Infrastruk­tur vorhanden ist.“Sollte der Turm des IKG doch unter Denkmalsch­utz gestellt werden, dann ist die Neubau-Variante sofort hinfällig.

Pläne, wo die Schüler während der Sanierung unterkomme­n können, gibt es schon: Ein Schnellbau soll auf dem Basketball­platz vor dem Haus der Schüler entstehen. Drei Stockwerke soll er bekommen. Da nicht alle Bereiche der beiden Schulen gleichzeit­ig saniert werden, würde das laut Egle und Specht ausreichen. Auch das Haus der Schüler selbst bekäme während der Sanierung eine andere Nutzung: Dann könnte dort die Verwaltung für beide Schulen unterkomme­n. Das jedenfalls werde aktuell überlegt.

Anträge auf eine Förderung der Modernisie­rung der Gymnasien könnte die Stadt laut Specht erst nach Fertigstel­lung der Planung einreichen. Wobei eine Sanierung laut der aktuellen Förderrich­tlinie des Landes Baden-Württember­g an sich nicht gefördert wird. Deswegen spricht die Stadt auch immer wieder von einer Modernisie­rung. Und für eine Förderung durch den Bund käme die Stadt Tuttlingen nicht infrage – denn sie ist nicht finanzschw­ach.

 ?? ARCHIVFOTO: CHRISTIAN GERARDS ?? Das Landesdenk­malamt prüft derzeit, ob der Turm des ImmanuelKa­nt-Gymnasiums erhaltensw­ert ist. Die Stadt Tuttlingen rechnet mit einer diesbezügl­ichen Entscheidu­ng bis Ende des Monats.
ARCHIVFOTO: CHRISTIAN GERARDS Das Landesdenk­malamt prüft derzeit, ob der Turm des ImmanuelKa­nt-Gymnasiums erhaltensw­ert ist. Die Stadt Tuttlingen rechnet mit einer diesbezügl­ichen Entscheidu­ng bis Ende des Monats.

Newspapers in German

Newspapers from Germany