Die Planung für die Gymnasien stockt
Landesdenkmalamt schaut sich den Turm des Immanuel-Kant-Gymnasiums an
- Die Sanierung und Modernisierung der beiden städtischen Gymnasien stecken in der Warteschleife. Aktuell prüft das Denkmalamt, ob der Turm des Immanuel-Kant-Gymnasiums (IKG) erhaltenswert ist. Die Stadt rechnet mit einer Antwort aus Stuttgart bis Ende des Monats. Das Thema soll in der März-Sitzung im Gemeinderat besprochen werden. Dann soll klar sein, wie der weitere Zeitplan lautet.
Es ist eine stolze Summe, die die Stadt bereits in die Planung der Sanierung von IKG und Otto-HahnGymnasium (OHG) gesteckt hat. Laut Stadtsprecher Arno Specht sind es fast 1,2 Millionen Euro, die die Stadt ausgegeben hat: „Darin enthalten ist aber der gesamte Vorbereitungsprozess – etwa eine Machbarkeitsstudie, Untersuchungen zur Bedarfsermittlung oder auch die Workshops mit Eltern, Lehrern und Schülern“, berichtet er. Mit mehr als 50 Millionen Euro rechnet die Stadt inzwischen, die die Sanierung verschlingen wird.
Obwohl: So sicher ist es aktuell nicht, dass die beiden Gymnasien saniert werden. Aus wirtschaftlichen Aspekten könnte ein kompletter Neubau von IKG und OHG sinnvoller sein. Der Tuttlinger Architekt Günter Hermann hat der Stadt eine Planung geschickt, mit der er einen Wettbewerb in Stuttgart gewonnen hat. In Feuerbach soll ein Schulcampus entstehen. Die Stuttgarter Zeitung spricht dazu von einer „Schule der Zukunft“.
Personelle Sorgen
Aktuell geht es jedenfalls in Tuttlingen bei den beiden städtischen Gymnasien nicht so richtig voran: Baubürgermeister Willy Kamm, bei dem die Fäden eigentlich zusammenlaufen sollten, ist längerfristig erkrankt, und das Hochbauamt ist noch bis Ende März verwaist. Amtsleiter Siegfried Klaus ist im Ruhestand, sein Nachfolger Stefan Hermann, bisheriger Leiter des Hochbauamts bei der Stadt Rottweil, kommt zwar schon ab und an ins Rathaus, übernimmt aber die Klaus-Nachfolge erst zum 1. April. „Die Projektsteuerin ist zudem in den Mutterschutz gegangen“, berichtet Specht.
Und nun das Landesdenkmalamt: Das kam ins Spiel, nachdem von privater Seite eine Anfrage bei der Behörde eingetroffen ist, ob der Turm des IKG nicht erhaltenswert sei. Das bestätigt Saskia Becker, Pressesprecherin des Landesdenkmalamts, auf Nachfrage unserer Zeitung. Zwei umfangreiche Vor-Ort-Termine haben auch schon Ende Januar in Tuttlingen stattgefunden.
Das Ergebnis dieser Besichtigungen steht noch aus: „Zurzeit prüfen wir, welche Gebäudeteile unter Denkmalschutz gestellt werden können. Wir prüfen also, ob möglicherweise beide Gymnasien als Sachgesamtheit oder zum Beispiel nur das Immanuel-Kant-Gymnasium unter Denkmalschutz gestellt werden kann. Aufgrund von in der Vergangenheit erfolgter Umbauten kann es aber auch sein, dass die Denkmaleigenschaft bei keinem der Gebäudeteile bejaht werden kann“, schreibt sie. Beim Begutachten von Objekten spiele neben dem (bau-)geschichtlichen Wert vor allem auch der Überlieferungsgrad eine wichtige Rolle.
Dass der Turm unter Denkmalschutz gestellt werden könnte, war der Stadt Tuttlingen nicht bewusst: „Wir prüfen generell, ob ein Gebäude auf den Denkmallisten steht oder aufgrund seines Alters denkmalwürdig sein könnte – beides war beim IKG nicht der Fall“, betont Specht.
Gudrun Egle, Leiterin des Fachbereichs Schulen, Sport und Kultur bei der Stadt Tuttlingen, spricht von zwei Varianten, die aktuell geprüft werden und für die eine vergleichbare Kostenschätzung aufgestellt wird: die Sanierung im Bestand sowie der Abriss des IKG-Turms mitsamt Sanierung großer Teile des IKG und einem Anbau.
Schnellbau vor Haus der Schüler
„Sollten die Sanierungskosten 80 Prozent eines möglichen Neubaus ausmachen, dann machen wir uns entsprechende Gedanken“, sagt sie. Dann stelle sich aber die Frage nach dem Standort: Am jetzigen am Mühlenweg gebe es nicht genügend Platz, schließlich muss der Unterricht aufrechterhalten werden: „Der dortige Standort ist ideal, da die komplette Infrastruktur vorhanden ist.“Sollte der Turm des IKG doch unter Denkmalschutz gestellt werden, dann ist die Neubau-Variante sofort hinfällig.
Pläne, wo die Schüler während der Sanierung unterkommen können, gibt es schon: Ein Schnellbau soll auf dem Basketballplatz vor dem Haus der Schüler entstehen. Drei Stockwerke soll er bekommen. Da nicht alle Bereiche der beiden Schulen gleichzeitig saniert werden, würde das laut Egle und Specht ausreichen. Auch das Haus der Schüler selbst bekäme während der Sanierung eine andere Nutzung: Dann könnte dort die Verwaltung für beide Schulen unterkommen. Das jedenfalls werde aktuell überlegt.
Anträge auf eine Förderung der Modernisierung der Gymnasien könnte die Stadt laut Specht erst nach Fertigstellung der Planung einreichen. Wobei eine Sanierung laut der aktuellen Förderrichtlinie des Landes Baden-Württemberg an sich nicht gefördert wird. Deswegen spricht die Stadt auch immer wieder von einer Modernisierung. Und für eine Förderung durch den Bund käme die Stadt Tuttlingen nicht infrage – denn sie ist nicht finanzschwach.