„Wir werden gegen den DRB klagen“
DRL-Geschäftsführer Markus Scheu will Klarheit, ob Sportler in Ringerliga starten dürfen
TUTTLINGEN-NENDINGEN - Die erste Saison in der Deutschen Ringerliga (DRL) ist gerade beendet. Den ersten Meistertitel hat sich der KSV Ispringen gesichert. Im Gespräch mit unserem Redakteur Matthias Jansen zieht Geschäftsführer Markus Scheu, zugleich Vorsitzender Sport beim ASV Nendingen, für die Liga und den Verein Bilanz und erklärt, dass man sich nicht mehr auf juristische Grabenkämpfe mit dem Deutschen Ringer Bund (DRB) einlassen will.
Der KSV Ispringen hat die erste Meisterschaft in der Deutschen Ringerliga gewonnen. Ist der Verein der verdiente Titelträger?
Sicherlich, auch wenn alle Mannschaften von der Leistung eng beieinander waren. Mit Ispringen und Schifferstadt sind die zwei Teams, die in der Saison am stabilsten waren, ins Finale eingezogen. Der Erfolg des KSV war sicherlich auch glücklich. Wenn es nach zwei Finalkämpfen 23:23 (Ispringen wurde wegen der Mehrzahl an Siegen Meister/Anm. d. Red.) steht, dann war das keine eindeutige Entscheidung.
Mit Platz vier in der Hauptrunde hat der ASV Nendingen scheinbar enttäuscht. Sind Sie mit dem sportlichen Abschneiden Ihres Vereins unzufrieden?
Enttäuscht sind wir nicht. Das wäre der Fall, wenn die Mannschaft chancenlos gewesen wäre. Aber mit Ausnahme der Kämpfe gegen den KSV Ispringen konnte der ASV mithalten. Wir haben tolle Siege gefeiert. Leider war der Kader zu dünn. Nach der Verletzung von Nenad Zugaj waren wir chancenlos um den Finaleinzug.
Wie fällt die Bilanz nach einem Jahr DRL aus?
An der Rechtsfront hatten wir einen großen Kampf. Es war aber zu erwarten, dass es schwierig werden würde. Von vielen Seiten wurde mir bestätigt, dass wir noch nie so hochwertige Kämpfe hatten. Es war schon unglaublich, welches Niveau die Mannschaften gezeigt haben. In den Kämpfen war kein Verein chancenlos, kein Opfer. Selbst der KAV Eisleben nicht, der keinen Kampf gewinnen konnte.
Vor dem ersten Finale zwischen Ispringen und Schifferstadt wurden wieder Ringer der DRL vom Weltverband gesperrt. Sie haben angekündigt, dagegen juristisch vorgehen zu wollen. Gibt es dazu schon Neuigkeiten?
Wir werden in Deutschland, am Gericht in Nürnberg, klagen. Auf das Klein-Klein wollen wir uns nicht mehr einlassen. Wir wollen grundsätzlich klären, ob die Ringer bei uns starten dürfen oder nicht. Wenn der Weltverband im Recht wäre, hätte er sofort den Ringern die Sperre angedroht und nicht erst zwei Tage vor dem ersten Finale. Beim Gericht in Nürnberg ist uns bei einem vorherigen Termin gesagt worden, dass sich Richtlinien widersprechen: Das Verbandsprinzip und das Kartellrecht. Der Richter hat damals durchblicken lassen, dass in Europa das Kartellrecht Vorrang hat. Zudem gibt es jetzt im Verfahren gegen die Eislauf-Union einen Präzedenzfall (siehe Kasten)
Zudem will der DRB die Strafgelder, die er im Zuge der jüngsten Sperren an den Weltverband entrichten soll, von der DRL erstattet haben. Ihre Liga samt der Vereine ist sicherlich nicht zahlungswillig?
Das ist eine obskure Geschichte. Für mich sieht die Ankündigung, Strafgelder bezahlen zu müssen, merkwürdig aus. Bisher behauptet nur der DRB, solche Strafzahlungen leisten zu müssen. Von anderen Landesverbänden haben wir nichts dergleichen erfahren.
Halten Sie eine Einigung mit dem DRB und eine Zusammenarbeit noch für möglich? Vom Verband mussten Sie sich zuletzt als „elendes Häufchen von fünf Vereinen“bezeichnen lassen.
Das Gericht in Nürnberg hat im Juli von DRB und DRL gefordert, miteinander zu reden. Wir haben danach geredet, freundschaftlich geredet. Es hat dabei nicht ausgesehen, dass die Probleme unüberwindbar wären. Und dann meint Manfred Werner (Präsident des DRB/Anm. d. Red.), unser Vorschlag wäre nicht akzeptabel und unannehmbar. Dabei war es nur ein Gesprächsentwurf und kein Vertrag, den er sofort hätte unterschreiben müssen. Wir haben den Vorschlag nicht erfunden, sondern das von abgesegneten und funktionierenden Kooperationsverträgen bestehender Ligen übernommen, was sich bereits bewährt hat. Jetzt liegt der Ball beim DRB. Wir sind auf den Verband zugegangen, unser Vorschlag wurde aber verrissen. Aber: Wir wollen reden.
Bleibt es bei den fünf Vereinen Eisleben, Nendingen, Schifferstadt, Ispringen und Weingarten? Oder hat die DRL Anziehungskraft auf weitere Clubs?
Ich bin überzeugt, dass wir mindestens einen sechsten Verein dazubekommen. Die Gespräche laufen. Es sieht gut aus. Klar ist aber auch, die Vereine rennen uns nicht die Tür ein. Sie warten die rechtliche Klärung ab. Wir stellen uns auf eine weitere erfolgreiche, aber auch schwierige Saison ein, in der wir uns noch einmal verbessern wollen.
Peter Öhler war in der OberligaSaison beim ASV unterfordert. Es wird gemunkelt, dass er sich eine andere Herausforderung sucht.
Ich kann Peter verstehen. Er sieht eine Chance für sich in der Nationalmannschaft und wird deshalb bedrängt, nicht in der DRL zu ringen. Auch wenn er eher in die Nendinger DRL-Mannschaft passt. Es ist normal, dass er nach einer Möglichkeit sucht, gegen adäquatere Gegner zu kämpfen. Das muss er machen, solange bis die Situation zwischen DRB und DRL geklärt ist. Ich würde Peter lieber in der DRL-Mannschaft des ASV sehen als anderswo. Außerdem würde ich mir wünschen, dass die Nationalmannschaftsringer mal klare Kante zeigen.
Wie geht es beim ASV Nendingen weiter? Sie befinden sich auf Trainersuche.
Mit einem Trainer haben wir gute Gespräche geführt. Er will sich überlegen, das Amt zu übernehmen. Wenn er das macht, wird es eine Riesenschau. Beim ASV werden wir aus der Saison die Lehren ziehen und mehr Ringer nominieren. Zwar durften wir zwei Ringer während der Runde neu dazu holen. Wir hatten mit der Erkrankung von Asghar Laghari sowie den Verletzungen von Samet Dülger und Nenad Zugaj drei Ausfälle. Das war einer zuviel.
Wird es Veränderungen in der Mannschaft geben? Kann es sein, dass sich das Interesse der Zuschauer an den bekannten Nendinger Ringern abgenutzt hat?
Mit Yuri Holub und Ivan Polisciuc machen wir nicht weiter. Wir werden versuchen, neue Athleten nach Nendingen zu holen. Gerne möchten wir Zhan Belenyuk behalten. Er wäre ein Publikumsmagnet. Zudem glaube ich, dass die moldawische Fraktion weiter gut ankommt. Nicolai Ceban und Piotr Ianulov kommen durchaus ins Alter. Aber sie liefern weiter zuverlässig ab und bringen ihre Leistung. Wir stehen zu den Leuten, genauso wie sie zu uns gestanden haben. Das gilt auch für Nenad Zugaj. Nach der Operation sieht es momentan eher nach dem Karriereende aus. Aber falls er noch einmal angreifen will, stehen ihm beim ASV Nendingen die Türen offen.