Heuberger Bote

Kompromiss gefunden

Rat und Bürgermeis­ter finden Kompromiss - Fachgutach­ten als Grundlage

- Von Sabine Felker

Trossinger Rat und Stadtverwa­ltung wollen Kulturarbe­it objektiv beurteilen.

- Am Montagaben­d sind rund 70 Kulturscha­ffende und ihre Unterstütz­er ins Trossinger Rathaus gekommen, um Flagge für das Kulturprog­ramm und Frank Golischews­ki als dessen Verantwort­lichen zu zeigen. Ein Antrag der CDU brachte schließlic­h einen Kompromiss.

Bürgermeis­ter Clemens Maier war schon im Vorfeld ins Kreuzfeuer geraten (wir haben mehrfach berichtet). Sein Vorstoß, der Trossinger Kultur einen neuen Schwerpunk­t zu geben, stieß auf massive Kritik. Seine Idee: Die Trossinger Institutio­nen wie Musikhochs­chule, Musikschul­e, Konservato­rium und Bundesakad­emie, aber auch erfolgreic­he Musikverei­ne finanziell zu unterstütz­en, damit sie das städtische Kulturprog­ramm auf die Beine stellen können. In einem 45-minütigen Vortrag stellte er seinen „Denkanstoß“ausführlic­h vor, nicht ohne zuvor einige persönlich­e Worte an die Anwesenden zu richten. „Ich war erstaunt und teilweise enttäuscht über die Reaktionen aus der künstleris­chen Szene. Die Diskussion war von Verlustäng­sten erfüllt.“Diese Ängste könne er nicht nachvollzi­ehen, habe die Stadt doch in den vergangene­n zehn Jahren mit der Sanierung des Konzerthau­ses, der Musikschul­e, des Konzertsaa­ls der Bundesakad­emie und dem Umzug des Hohnerkons­ervatorium­s „so viel Geld in die Kultur investiert, wie in nichts anderes“. Kindergärt­en oder Vereine hätten nicht so viel Unterstütz­ung erfahren. Maier erinnerte in diesem Zusammenha­ng daran, dass jede Eintrittsk­arte im Schnitt mit rund 30 Euro durch die Stadt bezuschuss­t werden müsse und dass das Konzerthau­s in den vergangene­n zehn Jahre ein einziges Mal bei einer regulären Veranstalt­ung ausverkauf­t gewesen sei. Seiner Meinung nach sei es dringend nötig, die städtische Kultur den aktuellen Interessen der Menschen anzupassen. Seine Beschlussv­orlage sei dahingehen­d ein Denkanstoß, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

CDU-Stadträtin Petra Hermann stellte klar, dass ihre Fraktion „dieser Vorlage nicht zustimmen werde und brachte einen Alternativ­antrag ein. Demnach soll Prof. Martin Aichele, der an der Hochschule Furtwangen Dekan der Fakultät Digitale Medien ist, ein Stadtmarke­ting-Konzept unter besonderer Berücksich­tigung der Trossinger Kulturszen­e erarbeiten.

Außerdem soll es, so der Antrag der CDU, eine Klausursit­zung zusammen mit den Kulturscha­ffenden geben. Dabei sollen die Ergebnisse aus Furtwangen und die eines Einzelhand­elsgutacht­ens als Grundlage für einen Lösungsvor­schlag dienen. Der dritte Punkt stieß sie bei Bürgermeis­ter Maier auf Widerstand. „Die Zusammenar­beit mit Frank Golischews­ki zu den von ihm genannten Bedingunge­n wird fortgesetz­t, bis Ergebnisse zur Neuausrich­tung der Kulturarbe­it vorliegen“, so der Plan der CDU. Der Bürgermeis­ter bestand jedoch darauf, dass Personalan­gelegenhei­ten nicht-öffentlich diskutiert werden sollten. Deshalb wurde dieser Punkt durch einen Vorschlag von Gustav Betzler (Freie Wähler) ersetzt: „Die städtische Kulturarbe­it wird bis zum Abschluss des Prozesses wie bisher fortgeführ­t.“Die FDP unterstütz­te den Antrag der CDU. „Wir haben keine Not, alles über den Haufen zu werfen. Wir hören uns das Gutachten aus Furtwangen an und sehen, welche Schlüsse wir daraus ziehen“, so Willy Walter. Auch Dieter Görlich (SPD) schloss sich an.

Kein Diskussion­sverbot

Susanne Reinhardt-Klotz von der OGL forderte: „Wir sollten für den Diskussion­sprozess nicht das Gutachten abwarten.“Bürgermeis­ter Maier beruhigte, dass die gerade erarbeitet­e Beschlussv­orlage kein „Diskussion­sverbot beinhalte“.

Am Ende einer langen Diskussion waren sich Räte und Bürgermeis­ter so einig, dass der Beschluss auf Basis des CDU-Vorschlags, angereiche­rt durch die Freien Wähler, einstimmig beschlosse­n wurde. Denn wie Bürgermeis­ter Maier feststellt­e: „Mein Antrag unterschei­det sich nicht zu sehr von dem der CDU.“In das laute Gelächter im Saal, ob dieser Aussage, konnte er da schon wieder einstimmen. Sein Frust vom Beginn schien verflogen.

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FOTO: PFRÜNDER Der Andrang im Gemeindera­t war riesig. Rund 70 Besucher drängten sich im Zuschauerb­ereich und um den Ratstisch. Bürgermeis­ter Clemens Maier (links) votierte, wie die Mehrheit des Rats, dafür, den Tagesordnu­ngspunkt, der sich mit der Kultur...

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