Fachkräftemangel hemmt Investitionen
Baden-württembergische Bürgschaftsbank sieht Nachfolgeprobleme für Chefposten
(dpa) - Wer keine Leute hat neue Maschinen zu bedienen, der braucht gar nicht erst zu investieren. Auch einen Nachfolger für den Chefsessel zu finden, wird für Unternehmen mangels Fachkraft immer schwerer, berichtet der Vorstand der baden-württembergischen Bürgschaftsbank, Guy Selbherr.
Obwohl die Konjunktur brummt, nutzen längst nicht alle Unternehmen diese Hochphase für Investitionen. Grund dafür sei der Fachkräftemangel, betroffen sei vor allem das Handwerk, sagte Guy Selbherr. Außerdem nehme auch die Zahl geeigneter Nachfolger für den Chefposten ab, hieß es bei der Jahresbilanz des Instituts in Stuttgart.
Anstieg bei Investitionssumme
„Es ist zunehmend spürbar, dass wegen fehlender Fachkräfte zum Beispiel Maschineninvestitionen nicht getätigt werden“, sagte Selbherr. Insgesamt sei der aktuelle Trend, seltener zu investieren - aber wenn, dann mit höherem Volumen. „Erfreulich ist, dass dieser Anstieg bei der Investitionssumme wesentlich auf die Aktivitäten der kleinen Unternehmen zurückzuführen ist, während sich größere Mittelständler derzeit zurückhaltender zeigen.“Viele Unternehmen bauten stattdessen ihr Eigenkapitalpolster auf.
Von den rund 2100 Unternehmen, die im vergangenen Jahr von der Bürgschaftsbank unterstützt wurden, ging es bei mehr als 60 Prozent um Unternehmensnachfolgen und Existenzgründungen. Bei der Nachfolge werde zunehmend ebenfalls der Fachkräftemangel zum Problem, sagte Selbherr. Das Alter in den Chefetagen steige weiter, mehr als ein Drittel der Unternehmer im Südwesten sei 55 Jahre alt. Durch den Fachkräftemangel nehme auch die Zahl der potenziellen Übernehmer ab.
Die Bürgschaftsbank ist eine Selbsthilfeorganisation der Wirtschaft, die vom Land gestützt wird. Sie bürgt für Gründer, Nachfolger und investitionsbereite Unternehmen, die Kredite aufnehmen wollen. Ihr Schwesterinstitut, die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg (MBG), versorgt solche Firmen über Beteiligungen direkt mit Kapital. Beide gemeinsam haben im Jahr 2017 Finanzierungen mit einem Volumen von 592 Millionen Euro ermöglicht. Laut Rechnung der Bürgschaftsbank wurden dadurch 3660 neue Jobs geschaffen und 19 000 Arbeitsplätze gesichert.