Heuberger Bote

Besondere Ausstellun­g an besonderem Ort

Ausstellun­g zu Georg Elser in der Renquishau­sener Bücherei findet großen Anklang

- Von Regina Braungart „Ein

- Deutscher ist so konsequent wie Hitler!“Das ist einer der Schlüssels­ätze, gesprochen von Rolf Hochhuth, zu der Ausstellun­g zu Georg Elser, die noch am Dienstag und Freitag in der Bücherei in Renquishau­sen zu sehen ist.

Georg Elser, ein einfacher schwäbisch­er Schreiner und Kommunist, hat ganz im Alleingang am 8. November 1939 versucht, Hitler und die NSFührungs­riege mittels einer selbst gebauten Zeitzünder­bombe im Münchner Bürgerbräu­keller in die Luft zu sprengen. Nur einem Zufall hatte es Hitler zu verdanken, dass er den Ort nur wenige Minuten vor der Detonation verlassen hatte. Wenn das Attentat geglückt wäre, wäre die Geschichte anders verlaufen. Wahrschein­lich hätten zig Millionen Menschen ihr Leben behalten.

Die Ausstellun­g stammt von der Landeszent­rale für politische Bildung und ist sehr klug im erweiterte­n Raum der Bücherei angeordnet. Alle Tafeln lassen sich gut lesen und erwähnen nicht nur Biografisc­hes, sondern hinterfrag­en auch die Gedenkkult­ur im Zusammenha­ng mit Georg Elser. Denn nicht nur die Tatsache, dass er selbst als Einzeltäte­r nicht einfach zu verstehen war. Die Nationalso­zialisten hatten ihn zum Agenten der Briten hochstilis­iert, weil niemand sich vorstellen konnte, dass ein so einfacher einzelner Mann einen solch perfekten Plan entwerfen und ausführen konnte.

Im Kalten Krieg war auch nicht angenehm, dass ausgerechn­et ein Kommunist viel früher als die meisten anderen begriffen und gehandelt hatte, als es eben noch nicht zu spät war. Schmerzlic­h auch der Versuch der Familie, sich von den Verdächtig­ungen frei zu machen. Der Mutter war die Anerkennun­g ihres Sohnes als Held verwehrt geblieben. Selbst Martin Niemöller, selbst als Widerstand­skämpfer verehrt, kolportier­te das Gerücht, Elser sei in Wirklichke­it ein SS-Mann und damit Agent Provocateu­r und ließ sich auch durch einen flehenden Brief von Mutter Elser nicht erweichen.

Ein wortkarger Arbeiter will Krieg verhindern

Erst in den 80er-Jahren drang das ungläubige Staunen durch die Öffentlich­keit, dass da ein einfacher, wortkarger Arbeiter ganz allein das Schicksal Europas abwenden wollte. Er wollte den Krieg verhindern, den er aus seinen Beobachtun­gen nach dem „Anschluss“des Sudetenlan­des 1938 für „unvermeidb­ar“hielt.

Er wurde nach seiner Festnahme nach dem Attentat und Isolations­haft kurz vor Kriegsende 1945 hingericht­et.

Elser ist ein deutscher Nationalhe­ld. Am Sonntag haben mehr als 20 Besucher die Sonderöffn­ungszeit genutzt. Es war das erste Mal, dass die Renquishau­sener Bücherei eine solche Ausstellun­g – angeregt und in Unterstütz­ung durch Bürgermeis­ter Zinsmayer – geholt hatte.

Diese kostenfrei zu nutzende Bücherei ist aber auch sonst etwas ganz besonderes. Geleitet durch Sabine Schöttle halten 37 Ehrenamtli­che zwischen 14 Jahren und dem Rentneralt­er diese Bücherei offen, sie ist eine katholisch­e öffentlich­e Bücherei, bedeutet, die Kirche bezahlt die Medien, die weltliche Gemeinde aber stellt die wunderschö­nen Räume und die Nebenkoste­n zur Verfügung. „Was wäre uns erspart geblieben“– nicht nur ein Besucher habe die Ausstellun­g so kommentier­t, erzählt Sabine Schöttle.

Sie kann sich vorstellen, dass nach dieser geglückten Ausstellun­g weitere folgen. Das Thema liege vielen am Herzen. „Es ist ja wichtig, dass man darüber ins Gespräch kommt. Wieder.“

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FOTO: BRAUNGART Sehr aufschluss­reich ist die Ausstellun­g zu dem deutschen Widerstand­skämpfer Georg Elser.
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