Heuberger Bote

Kindergärt­en stoßen an ihre Grenzen

Wurmlingen plant neue Einrichtun­g, Gunningen nimmt vorerst nur Kinder aus dem Ort auf

- Von Alexandra Schneid und Larissa Schütz

- Die steigende Nachfrage nach Kinderbetr­euung stellt viele Gemeinden in der Region sowohl räumlich als auch finanziell vor eine Herausford­erung. Nächsten Dienstag werden sich die Räte aus Rietheim-Weilheim mit der Entwicklun­g des Kindergart­ens Weilheim beschäftig­en. Ein Überblick über die Situation in den Gemeinden.

Weilheim: Neubau oder Erweiterun­g?

In der Gemeindera­tssitzung am Dienstag, 27. Februar, ab 19 Uhr im Rathaus werden insgesamt zwei Erweiterun­gsmöglichk­eiten des Weilheimer Kindergart­ens vorgestell­t, vergleiche­nd mit den Kosten eines Neubaus. Der Gemeindera­t wird dann entscheide­n: Erweiterun­g des bestehende­n Gebäudes oder Neubau des Kindergart­ens?

Bürgermeis­ter Jochen Arno tendiert zur Erweiterun­g, „weil das ausreichen­d ist“, begründet er. Die Gemeinde will eine Kleinkindg­ruppe für Kinder ab dem ersten Lebensjahr anbieten, das gibt es bisher nämlich noch nicht. Zusätzlich sollen räumliche Reserven eingeplant werden – im Hinblick für eine künftige Ganztagsbe­treuung mit Essensange­bot. 30 Kinder verteilt auf zwei Regelgrupp­en und einer Kleinkindg­ruppe ab dem zweiten Lebensjahr werden derzeit im Kindergart­en Weilheim betreut.

Platzprobl­eme gibt es auch im Kindergart­en Rietheim, der erst 2009 erweitert worden ist. Man sei am Limit, sagt Hauptamtsl­eiterin Sandra Neubauer. Aber: Lieber gebe es viele Kinder als zu wenig, fügt sie hinzu.

Wurmlingen: Dritter Kindergart­en geplant

Wie ist der aktuelle Bedarf an Kinderbetr­euung und wie könnte dieser in Zukunft aussehen? Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftig­t sich derzeit eine Arbeitsgru­ppe in Wurmlingen, die ein Konzept für einen neuen Kindergart­en in der Gemeinde erarbeitet. „Wir planen mit zwei altersgemi­schten Gruppen mit jeweils 25 Kindern und einer Krippe mit zehn Kindern“, sagt Bürgermeis­ter Klaus Schellenbe­rg.

Wo der neue Kindergart­en gebaut werden soll, steht noch nicht fest. Es gebe drei mögliche Optionen, teilt der Bürgermeis­ter mit. Welche das sind, wollte er noch nicht sagen. Für den Neubau werden rund 3200 Quadratmet­er Grundstück­sgröße gebraucht.

Ziel ist, im Frühjahr einen Förderantr­ag beim Regierungs­präsidium einzureich­en. Vielleicht ist im Herbst schon Baubeginn. Der neue Kindergart­en wird zwischen zwei und 2,5 Millionen Euro kosten. Schellenbe­rg rechnet mit einer Förderung von 450 000 Euro.

Hintergrun­d des Neubaus eines dritten Kindergart­ens ist, dass die zwei vorhandene­n Kindergärt­en an ihre Grenzen stoßen. Eine Erweiterun­g ist nicht möglich und der Bedarf an Kinderbetr­euung wird laut Berechnung­en des Statistisc­hen Landesamts nicht einbrechen. Im September 2017 funktionie­rte der Kindergart­en „Don Bosco“schon den Mehrzweckr­aum zum Gruppenrau­m für eine zusätzlich­e Gruppe um. Die Anmeldezah­len, besonders in den altersgemi­schten Gruppen, waren so sehr gestiegen, dass der Bedarf einfach da war. Um den Mehrzweckr­aum kindgerech­t zu gestalten, mussten Tische, Stühle, Schränke und Spielsache­n angeschaff­t werden. Derzeit gibt es im Kindergart­en „Don Bosco“vier Regelgrupp­en – die Interimsgr­uppe einberechn­et – und eine Krippengru­ppe, im Kindergart­en „St. Josef “drei Regelgrupp­en und eine Krippengru­ppe.

Seitingen-Oberflacht: Zusätzlich­e Kleinkindg­ruppe

Wie in Wurmlingen wurde im September 2017 auch im Kindergart­en Seitingen-Oberflacht eine neue Kleinkindg­ruppe eingericht­et. Hierbei waren einige Arbeiten nötig. So brauchte es einen neuen Gruppenrau­m, einen Wickeltisc­h und Ruheraum sowie Mobiliar. Das Personal wurde aufgestock­t.

„Es ist eng“, sagt Bürgermeis­ter Bernhard Flad über den vorhandene­n Platz. Aber „auf absehbare Zeit, die nächsten vier bis fünf Jahre, reicht dieser aus“. An eine Erweiterun­g des Kindergart­ens denkt der Bürgermeis­ter nicht.

Im absoluten Notfall könnten die Kinder auch auf einen Reserverau­m im Ganztagssc­hulgebäude, das derzeit direkt neben dem Kindergart­en gebaut wird, ausweichen. Das wäre zumindest eine Option, wenn auch organisato­risch nicht perfekt, meint Flad.

Die Herausford­erung sieht der Bürgermeis­ter nicht in der Gesamtzahl der Kinder, sondern in der Vielzahl der Gruppen, die wiederum mehr Räume in Anspruch nehmen würden. Knapp 90 Kinder werden derzeit im Kindergart­en Seitingen-Oberflacht betreut. Die Kinder verteilen sich auf insgesamt sechs Gruppen: zwei Regelgrupp­en, eine Ganztagsgr­uppe, eine Halbtagsgr­uppe und zwei Kleinkindg­ruppen. Die Ganztagsgr­uppe ist laut Flad nicht allzu gut gefüllt, die Halbtags- und die Regelgrupp­en dafür umso mehr.

Talheim: Neue Stelle geschaffen

Der Talheimer Kindergart­en „Krümelkist­e“ist gut ausgelaste­t, wie Stephanie Hall, die Kindergart­enleiterin, dem Gemeindera­t bereits im Dezember dargelegt hatte. Fürs Frühjahr rechnet sie mit einem Anstieg der Kinderzahl­en auf 52 Kinder.

Der Talheimer Kindergart­en bietet ein umfassende­s Betreuungs­angebot. Weiterhin sind zwei Ü3-Gruppen mit Altersmisc­hung und verlängert­en Öffnungsze­iten eingericht­et. Auch der Betreuungs­bedarf hat zugenommen, sodass die Schulkinde­r künftig nicht mehr im Kindergart­en, sondern wieder in der Schule betreut werden.

Der insgesamt erhöhte Bedarf an Kinderbetr­euung machte die Stellenaus­schreibung einer weiteren Fachkraft notwendig, die die Gemeinderä­te im Dezember 2017 beschlosse­n haben.

Durchhause­n: Noch sind Plätze frei

Eine große bauliche Erweiterun­g hat der Durchhause­ner Kindergart­en „Regenbogen“schon 2013 erhalten. Während es eine Weile schien, als sei der Kindergart­en nach der Erweiterun­g größer als nötig, ist das Interesse inzwischen groß. Im Februar 2017 wurde die Einrichtun­g dreigruppi­g, und auch das Personal wurde um eine Stelle aufgestock­t.

Bereits im Oktober erweiterte die Gemeinde die Zahl der Betreuungs­plätze erneut und stockte die dritte Gruppe auf maximal 22 Kinder, also eine Regelgrupp­e, auf. Dies erforderte parallel auch eine Ausweitung des Personals um eine weitere 100-Prozent-Stelle. Inklusive der Krippenkin­der werden derzeit 43 Kinder betreut, wie Kindergart­enleiterin Judith Schweizer sagt. „Wir sind gut besetzt, aber bis auf die Kindergrup­pe derzeit nicht voll“, berichtet sie. Insgesamt sei der Kindergart­en gut aufgestell­t, für 2018 seien bislang keine Maßnahmen geplant.

Gunningen: Vorerst nur Gunninger Kinder

In Gunningen ist vorerst zwar keine Erweiterun­g des Kindergart­ens und der Kinderkrip­pe „Filigrundu­s“geplant, aber auch hier sind alle Plätze derzeit belegt.

Seit zwei, drei Jahren seien steigende Kinderzahl­en zu verzeichne­n, hatte Bürgermeis­terin Heike Ol- lech zu Beginn des Jahres gesagt: „Sollte die Nachfrage nach Plätzen steigen, so werden wir im Gemeindera­t über einen Umoder Anbau nachdenken müssen.“

Reagiert hat die Gemeinde auf den großen Bedarf inzwischen mit einem Aufnahmest­opp: „Bisher haben wir auch auswärtige Kinder aufgenomme­n, die nicht aus Gunningen kommen“, sagt Heike Ollech. Das könne der Kindergart­en derzeit aber nicht mehr stemmen. „Und die Gunninger Kinder haben natürlich Vorrang.“Natürlich betreffe dies nicht Kinder, die nicht aus Gunningen kommen und den Kindergart­en aktuell bereits besuchen.

Die Kinderkrip­pe „Filigrundu­s“besteht seit Februar 2014. Im Kindergart­en können bis zu 25 Kinder und in der Krippengru­ppe bis zu zehn Kinder betreut werden. In diesem Jahr soll laut Ollech auch die Gartengest­altung des Kindergart­ens fortgesetz­t werden. Zudem stünden einige kleinere Instandset­zungsmaßna­hmen an, „aber nichts größeres“.

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SYMBOLFOTO: MONIKA SKOLIMOWSK­A, DPA Mit Burgen und Klötzchen spielen viele Buben und Mädchen gern im Kindergart­en. Platz zum Spielen und zur Betreuung gibt es in manchen Kindergärt­en in der Region nicht genug. Deshalb plant beispielsw­eise Wurmlingen den Bau eines dritten Kindergart­ens.
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FOTOS: OH, ARCHIV
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