Kindergärten stoßen an ihre Grenzen
Wurmlingen plant neue Einrichtung, Gunningen nimmt vorerst nur Kinder aus dem Ort auf
- Die steigende Nachfrage nach Kinderbetreuung stellt viele Gemeinden in der Region sowohl räumlich als auch finanziell vor eine Herausforderung. Nächsten Dienstag werden sich die Räte aus Rietheim-Weilheim mit der Entwicklung des Kindergartens Weilheim beschäftigen. Ein Überblick über die Situation in den Gemeinden.
Weilheim: Neubau oder Erweiterung?
In der Gemeinderatssitzung am Dienstag, 27. Februar, ab 19 Uhr im Rathaus werden insgesamt zwei Erweiterungsmöglichkeiten des Weilheimer Kindergartens vorgestellt, vergleichend mit den Kosten eines Neubaus. Der Gemeinderat wird dann entscheiden: Erweiterung des bestehenden Gebäudes oder Neubau des Kindergartens?
Bürgermeister Jochen Arno tendiert zur Erweiterung, „weil das ausreichend ist“, begründet er. Die Gemeinde will eine Kleinkindgruppe für Kinder ab dem ersten Lebensjahr anbieten, das gibt es bisher nämlich noch nicht. Zusätzlich sollen räumliche Reserven eingeplant werden – im Hinblick für eine künftige Ganztagsbetreuung mit Essensangebot. 30 Kinder verteilt auf zwei Regelgruppen und einer Kleinkindgruppe ab dem zweiten Lebensjahr werden derzeit im Kindergarten Weilheim betreut.
Platzprobleme gibt es auch im Kindergarten Rietheim, der erst 2009 erweitert worden ist. Man sei am Limit, sagt Hauptamtsleiterin Sandra Neubauer. Aber: Lieber gebe es viele Kinder als zu wenig, fügt sie hinzu.
Wurmlingen: Dritter Kindergarten geplant
Wie ist der aktuelle Bedarf an Kinderbetreuung und wie könnte dieser in Zukunft aussehen? Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigt sich derzeit eine Arbeitsgruppe in Wurmlingen, die ein Konzept für einen neuen Kindergarten in der Gemeinde erarbeitet. „Wir planen mit zwei altersgemischten Gruppen mit jeweils 25 Kindern und einer Krippe mit zehn Kindern“, sagt Bürgermeister Klaus Schellenberg.
Wo der neue Kindergarten gebaut werden soll, steht noch nicht fest. Es gebe drei mögliche Optionen, teilt der Bürgermeister mit. Welche das sind, wollte er noch nicht sagen. Für den Neubau werden rund 3200 Quadratmeter Grundstücksgröße gebraucht.
Ziel ist, im Frühjahr einen Förderantrag beim Regierungspräsidium einzureichen. Vielleicht ist im Herbst schon Baubeginn. Der neue Kindergarten wird zwischen zwei und 2,5 Millionen Euro kosten. Schellenberg rechnet mit einer Förderung von 450 000 Euro.
Hintergrund des Neubaus eines dritten Kindergartens ist, dass die zwei vorhandenen Kindergärten an ihre Grenzen stoßen. Eine Erweiterung ist nicht möglich und der Bedarf an Kinderbetreuung wird laut Berechnungen des Statistischen Landesamts nicht einbrechen. Im September 2017 funktionierte der Kindergarten „Don Bosco“schon den Mehrzweckraum zum Gruppenraum für eine zusätzliche Gruppe um. Die Anmeldezahlen, besonders in den altersgemischten Gruppen, waren so sehr gestiegen, dass der Bedarf einfach da war. Um den Mehrzweckraum kindgerecht zu gestalten, mussten Tische, Stühle, Schränke und Spielsachen angeschafft werden. Derzeit gibt es im Kindergarten „Don Bosco“vier Regelgruppen – die Interimsgruppe einberechnet – und eine Krippengruppe, im Kindergarten „St. Josef “drei Regelgruppen und eine Krippengruppe.
Seitingen-Oberflacht: Zusätzliche Kleinkindgruppe
Wie in Wurmlingen wurde im September 2017 auch im Kindergarten Seitingen-Oberflacht eine neue Kleinkindgruppe eingerichtet. Hierbei waren einige Arbeiten nötig. So brauchte es einen neuen Gruppenraum, einen Wickeltisch und Ruheraum sowie Mobiliar. Das Personal wurde aufgestockt.
„Es ist eng“, sagt Bürgermeister Bernhard Flad über den vorhandenen Platz. Aber „auf absehbare Zeit, die nächsten vier bis fünf Jahre, reicht dieser aus“. An eine Erweiterung des Kindergartens denkt der Bürgermeister nicht.
Im absoluten Notfall könnten die Kinder auch auf einen Reserveraum im Ganztagsschulgebäude, das derzeit direkt neben dem Kindergarten gebaut wird, ausweichen. Das wäre zumindest eine Option, wenn auch organisatorisch nicht perfekt, meint Flad.
Die Herausforderung sieht der Bürgermeister nicht in der Gesamtzahl der Kinder, sondern in der Vielzahl der Gruppen, die wiederum mehr Räume in Anspruch nehmen würden. Knapp 90 Kinder werden derzeit im Kindergarten Seitingen-Oberflacht betreut. Die Kinder verteilen sich auf insgesamt sechs Gruppen: zwei Regelgruppen, eine Ganztagsgruppe, eine Halbtagsgruppe und zwei Kleinkindgruppen. Die Ganztagsgruppe ist laut Flad nicht allzu gut gefüllt, die Halbtags- und die Regelgruppen dafür umso mehr.
Talheim: Neue Stelle geschaffen
Der Talheimer Kindergarten „Krümelkiste“ist gut ausgelastet, wie Stephanie Hall, die Kindergartenleiterin, dem Gemeinderat bereits im Dezember dargelegt hatte. Fürs Frühjahr rechnet sie mit einem Anstieg der Kinderzahlen auf 52 Kinder.
Der Talheimer Kindergarten bietet ein umfassendes Betreuungsangebot. Weiterhin sind zwei Ü3-Gruppen mit Altersmischung und verlängerten Öffnungszeiten eingerichtet. Auch der Betreuungsbedarf hat zugenommen, sodass die Schulkinder künftig nicht mehr im Kindergarten, sondern wieder in der Schule betreut werden.
Der insgesamt erhöhte Bedarf an Kinderbetreuung machte die Stellenausschreibung einer weiteren Fachkraft notwendig, die die Gemeinderäte im Dezember 2017 beschlossen haben.
Durchhausen: Noch sind Plätze frei
Eine große bauliche Erweiterung hat der Durchhausener Kindergarten „Regenbogen“schon 2013 erhalten. Während es eine Weile schien, als sei der Kindergarten nach der Erweiterung größer als nötig, ist das Interesse inzwischen groß. Im Februar 2017 wurde die Einrichtung dreigruppig, und auch das Personal wurde um eine Stelle aufgestockt.
Bereits im Oktober erweiterte die Gemeinde die Zahl der Betreuungsplätze erneut und stockte die dritte Gruppe auf maximal 22 Kinder, also eine Regelgruppe, auf. Dies erforderte parallel auch eine Ausweitung des Personals um eine weitere 100-Prozent-Stelle. Inklusive der Krippenkinder werden derzeit 43 Kinder betreut, wie Kindergartenleiterin Judith Schweizer sagt. „Wir sind gut besetzt, aber bis auf die Kindergruppe derzeit nicht voll“, berichtet sie. Insgesamt sei der Kindergarten gut aufgestellt, für 2018 seien bislang keine Maßnahmen geplant.
Gunningen: Vorerst nur Gunninger Kinder
In Gunningen ist vorerst zwar keine Erweiterung des Kindergartens und der Kinderkrippe „Filigrundus“geplant, aber auch hier sind alle Plätze derzeit belegt.
Seit zwei, drei Jahren seien steigende Kinderzahlen zu verzeichnen, hatte Bürgermeisterin Heike Ol- lech zu Beginn des Jahres gesagt: „Sollte die Nachfrage nach Plätzen steigen, so werden wir im Gemeinderat über einen Umoder Anbau nachdenken müssen.“
Reagiert hat die Gemeinde auf den großen Bedarf inzwischen mit einem Aufnahmestopp: „Bisher haben wir auch auswärtige Kinder aufgenommen, die nicht aus Gunningen kommen“, sagt Heike Ollech. Das könne der Kindergarten derzeit aber nicht mehr stemmen. „Und die Gunninger Kinder haben natürlich Vorrang.“Natürlich betreffe dies nicht Kinder, die nicht aus Gunningen kommen und den Kindergarten aktuell bereits besuchen.
Die Kinderkrippe „Filigrundus“besteht seit Februar 2014. Im Kindergarten können bis zu 25 Kinder und in der Krippengruppe bis zu zehn Kinder betreut werden. In diesem Jahr soll laut Ollech auch die Gartengestaltung des Kindergartens fortgesetzt werden. Zudem stünden einige kleinere Instandsetzungsmaßnahmen an, „aber nichts größeres“.