Fasten soll guttun
Fasten soll weh tun. Wer nicht meint, dass es ihm schwerfällt, auf Schokolade zu verzichten, muss nicht unbedingt Schokolade fasten. Wenn ich sowieso Vegetarierin bin, dann brauche ich nicht auf Fleisch zu verzichten. Der Verzicht muss schwerfallen.
Sieben Wochen ohne Süßigkeiten, Alkohol, Fleisch, Kaffee, … das sind die Klassiker. Es muss auch nicht immer die Nahrung sein: Sieben Wochen ohne Fernsehen, ohne Handys oder ohne soziale Medien das ist Fasten für „Medienjunkies“.
In der Bibel steht: „Gott spricht: Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast! … Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn.“(Jes 58,6-7)
Fasten darf also auch auf die Welt und den Mitmenschen gerichtet sein: Sieben Wochen ohne Schimpfwörter, Sieben Wochen ohne Plastik, Sieben Wochen mit Hartz IV, … Und es wird deutlich: Das Ziel des Fastens ist nicht der Schmerz. Das Ziel des Fastens ist ein „besseres“Leben. Das motiviert Menschen aller religiösen und nicht religiösen Überzeugungen.
Die traditionelle christliche Fastenzeit vor Ostern wird von Vielen genutzt. In der Passionszeit besinnen wir uns, wir konzentrieren uns, richten den Blick in uns selbst, richten den Blick hinaus in die Welt, schauen am Leid nicht vorbei. Wenn wir dabei eine Fastenmethode wählen, darf uns dann bewusst sein: Fasten soll guttun. Philine Blum, Pfarrerin Stadtkirche Tuttlingen