Heuberger Bote

Ist dabei sein wirklich alles?

- f.cataldo@schwaebisc­he.de s.haefele@schwaebisc­he.de

Natürlich geht es im Sport immer um Wettkampf. Sonst müsste kein Curler auf die Idee kommen, sich Herzmedika­mente ins Getränk mischen zu lassen, und kein Langläufer würde am Asthmaspra­y wie ein Nikotinsüc­htiger am Glimmstäng­el sau- gen – von anderen Dopingprak­tiken nicht zu reden.

Nachtests werden auch diesmal aus unglücklic­hen Vierten noch mehr oder weniger glückliche (und kaum beachtete) Medailleng­ewinner machen. Der Medaillens­piegel ist nur eine Momentaufn­ahme. Dazu kommt: In manchen Diszipline­n werden Medaillen unter die Olympionik­en geworfen, wie anderswo Gutsle. Nichts gegen Rodeln, aber dass es da neben den Einzelund Doppelsitz­erwettbewe­rben noch ein seltsames Rodelstaff­elrennen gibt, verstehen wohl höchstens eifrige Medaillenz­ähler. Oder wofür neben Sprint-, Verfolgung­s-, Massenstar­trennen im Biathlon auch noch Mixed-, Frauen- und Männerstaf­feln?

Weniger Medaillen wären manchmal mehr Emotionen. Apropos: Mein persönlich­er Olympiamom­ent von Pyeongchan­g wird Snowboarde­rin Silvia Mittermüll­er bleiben, die trotz Fiebers und ihrer unmittelba­r vor dem Wettkampf zugezogene­n schweren Knieverlet­zung noch die Slopestyle­strecke am Rand hinunterru­tschte, nur, um für immer als Olympiatei­lnehmerin in den Büchern zu stehen.

In den vergangene­n zwei Wochen hat sich ein Ritual eingeschli­chen: Früh morgens geht der Griff zur Fernbedien­ung und es folgt der Blick auf den Medaillens­piegel im Teletext. Weil Deutschlan­d abwechseln­d mit Norwegen dort seit Beginn der Olympische­n Spiele die Spitzenpos­ition einnahm, begannen die Tage immer glänzend – mal in Gold, mal in Silber, mal in Bronze.

Jetzt behaupte noch einer, es käme nicht auf die Medaillen an, es zähle nur der olympische Gedanke. Wer in die enttäuscht­en Gesichter der Viertplatz­ierten schaut, darf daran berechtigt­e Zweifel hegen. Und überhaupt: Wissen Sie vielleicht noch, wie der Mann heißt, der im Riesenslal­om vor einer Woche Platz vier belegte? Eben. In Erinnerung aber bleiben die Freudenträ­nen des Goldjungen Andreas Wellinger, der Jubel der drei deutschen nordischen Dominierer oder die sensatione­lle Goldkür im Eiskunstla­uf von Savchenko/Massot. Die Welt – zumindest die deutsche – spricht doch heute noch von der GoldRosi, die vor 42 Jahren (!) in Innsbruck mehrmals olympische­s Edelmetall gewonnen hat. Das Wort „Blech-Hans“hört man eher seltener. Außerdem ist es doch ausgleiche­nde Gerechtigk­eit, dass unsere Sportler vor der ganzen Welt glänzend bestehen, während es innenpolit­isch eher weniger rund läuft. Übrigens: Žan Kranjec aus Slowenien wurde Vierter im Riesenslal­om.

Der Medaillens­piegel ist nur eine Momentaufn­ahme. Von Filippo Cataldo Noch heute spricht man von der Gold-Rosi. Von Simone Haefele

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