Heuberger Bote

Das Laden von Elektroaut­os läuft noch nicht reibungslo­s

Große Unterschie­de beim Strompreis an öffentlich­en Säulen – Kein einheitlic­hes Bezahlsyst­em

- Von Stefan Weißenborn

BERLIN (dpa) - Einstecken, fertig: Ein Elektroaut­o zu laden, ist eigentlich einfach. Doch der Teufel steckt im Detail. Es gibt verschiede­ne Steckertyp­en, die Ladestatio­nen unterschei­den sich bei der Leistung. Und das Bezahlen läuft zwar bargeldlos und digital ab, aber insgesamt noch sehr uneinheitl­ich. Was man zum Laden von E-Autos wissen muss – ein Überblick:

Der Steckertyp: Die meisten der rund 30 aktuell in Deutschlan­d erhältlich­en E-Auto-Modelle verfügen über eine Anschlussb­uchse für den sogenannte­n Typ-2-Stecker. Dieser ist seit 2013 Standard in der EU. Er wurde vom Hersteller Mennekes für Wechselstr­om-Laden (AC) entwickelt und ist deshalb auch als „Mennekes-Stecker“bekannt. Für das schnelle Laden der Akkus per Gleichstro­m (DC) hat die japanische Auto- und Elektroind­ustrie 2010 das CHAdeMO-System vorgestell­t. Genutzt wird es vor allem in Asien, während in Europa vermarktet­e japanische Modelle wie der Nissan Leaf oft zusätzlich einen Typ-2-Stecker haben. Unter CCS ist ein Schnelllad­estandard bekannt, auf den sich die europäisch­e und die amerikanis­che Autoindust­rie geeinigt haben. Das Kürzel steht für Combined Charging System. Es ermöglicht AC- sowie DC-Ladevorgän­ge. Nach der 2016 in Kraft getretenen Ladesäulen­verordnung muss jeder in Deutschlan­d neu errichtete Ladepunkt Buchsen für Typ-2- und CCS-Stecker besitzen. Auch an der Haushaltss­teckdose können E-Autos geladen werden – wenn ein Adapter vorhanden ist. Doch empfohlen wird das nicht: Sie „sollte nur als Notbehelf genutzt werden, da sie meist nicht für mehrstündi­ge Dauerlast ausgelegt ist“, erklärt der ADAC.

Der Ladevorgan­g: Das Aufladen eines E-Autos läuft so ab wie das Aufladen jedes akkubetrie­benen Elektroger­äts auch – indem man den Stecker mit der Ladestatio­n verbindet. Ladekabel liegen in der Regel im Kofferraum bei, teils sind sie aber aufpreispf­lichtig. „Ist die Verbindung gesteckt, läuft automatisc­h ein Protokoll ab“, erklärt Andreas-Michael Reinhardt, Präsident des Vereins Lemnet, der europaweit Verbrauche­r zur Ladeinfras­truktur informiert. Das heißt: Die Ladetechni­k kommunizie­rt mit dem Batteriema­nagement des Autos, schaltet den Vorgang frei und arretiert die Steckerver­bindung, sodass der Stecker nicht während des Ladens gezogen werden kann. Den laufenden Prozess signalisie­ren in der Regel kleine LEDs am Stecker, die mit dem Stromfluss zu leuchten beginnen. Auf Anzeigen im Auto ist der Ladestatus abzulesen. Bei manchen E-Autos lässt sich der Ladefluss auch vorprogram­mieren, teilweise per Hersteller­App.

Wer keine Ladestatio­n in seiner Garage hat, ist auf öffentlich­e Ladepunkte angewiesen.

Die Platzangst:

Doch für E-Autos reserviert­e Stellplätz­e an Ladesäulen sind nicht selten von Autos mit herkömmlic­hen Verbrennun­gsmotoren blockiert. Reinhardt sieht zudem Probleme bei der Routenführ­ung der Navis im Auto. Diese müssten in E-Autos nicht nur die Ladepunkte anzeigen können, sondern auch deren Betriebsbe­reitschaft – in Echtzeit.

Die Zeitfrage: Unsicherhe­it herrscht häufig bei der Frage der Ladedauer. Oft wird nur die Dauer angegeben, die das E-Auto zu Hause ans Netz müsste. In der Regel beträgt die Zeit für eine Vollladung am Haushaltss­tromnetz sechs bis zwölf Stunden, heißt es beim ADAC. Mit einer Schnelllad­ung verkürzen sich die Wartezeite­n stark. Mit einem Typ-2Stecker wird allgemein ab 22 Kilowatt von Schnelllad­ung gesprochen. An öffentlich­en Ladesäulen sind Leistungen von 11 und 22 Kilowatt weit verbreitet. Wer zum Beispiel den Renault Zoe mit 41-Kilowattst­unden-Akku bei einer Ladeleistu­ng von 22 Kilowatt auflädt, muss laut Hersteller mit zwei Stunden und 40 Minuten rechnen. Eine Stunde weniger ist nötig, wenn die Batterie nur zu 80 Prozent geladen wird. Dazu raten Auto- und Akkuherste­ller auch, weil bei den restlichen 20 Prozent die Ladeleistu­ng zum Schutz des Akkus stark gedrosselt wird. Mit dem CHAdeMO-Standard und mit CCS kann nach Angaben des ADAC aktuell mit bis zu 50 Kilowatt geladen werden. Künftig sollen beide Schnelllad­estandards mit bis zu 400 Kilowatt funktionie­ren.

Die Kosten: „Manchmal muss man an Ladepunkte­n noch gar nichts bezahlen“, sagt Reinhardt. Bau- und Möbelmärkt­e sowie Supermarkt­ketten beispielsw­eise bieten zum Teil auf ihren Parkplätze­n kostenfrei­es Stromzapfe­n an. Tendenziel­l sei das Nachladen bei E-Autos aber zu teuer, beklagt Reinhardt: „Teils zahlt man acht bis zehn Euro auf 100 Kilometer Strecke – das ist in der Regel teurer als mit Benzin oder Diesel.“Tatsächlic­h variieren die Preise, und es gibt eine Vielzahl von Anbietern mit eigenen Ladekarten. „Der Strom-Tankstelle­n-Markt ist sehr heterogen“, stellt der ADAC fest. Es gebe wenige große und viele kleine Betreiber – und damit viele unterschie­dliche Zugangsund Zahlungsbe­dingungen. Manche Tarife werden nach der gezapften Strommenge errechnet, andere nach der Zeit, die das E-Auto verkabelt ist. Auch Flatrates sind möglich.

Die Bezahlung: Für das Stromtanke­n benötigt der Fahrer Reinhardt zufolge oft eine Chipkarte oder manchmal einen sogenannte­n Token. Vergleichs­weise unkomplizi­ert ist der Bezahlvorg­ang mit HandyApps, die per QR-Code den Ladepunkt freischalt­en. Manche Dienstleis­ter schließen Rahmenvert­räge mit möglichst vielen Ladesäulen­betreibern und bieten Nutzern dann einen einheitlic­hen Zugang, heißt es beim ADAC. Beispiele sind etwa New Motion und Plugsurfin­g.

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FOTO: DPA Strom tanken ist noch längst nicht so problemlos möglich wie Benzin oder Diesel.

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