Heuberger Bote

Frust wegen der kalten Enteignung von Dieselbesi­tzern

Nach Protesten aus der Wirtschaft gegen Leipziger Urteil erwägt die Bundesregi­erung nun doch die blaue Plakette

-

(sz) - Die Ablehnung der blauen Plakette durch die Bundesregi­erung bröckelt. Die künftige Koalition wird sich auf alle Fälle zügig mit einer solchen Lösung befassen. Das kündigte jedenfalls Regierungs­sprecher Steffen Seibert an. Ein Grund für den Sinneswand­el sind nicht zuletzt die Proteste aus der Wirtschaft nach dem Leipziger Urteil, das Fahrverbot­e im Grundsatz für zulässig erklärte.

Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralver­bandes des Deutschen Handwerks:

„Fahrverbot­e sind massive Eingriffe in Eigentumsr­echte, in die Mobilität und in die Freiheit berufliche­r Betätigung.“

Joachim Lang, Hauptgesch­äftsführer des Bundesverb­ands der Deutschen Industrie :

„Dieselfahr­zeuge sind in den Fuhrparks der Wirtschaft weit verbreitet, Unternehme­n brauchen Rechts- und Planungssi­cherheit. Dies droht, kleine Unternehme­n schnell ins Mark zu treffen.“

Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobili­ndustrie:

„Wir glauben nicht, dass Fahrverbot­e dafür die geeignete Lösung sind.“

Josef Sanktjohan­ser, Präsident des Handelsver­bands Deutschlan­d:

„Fahrverbot­e haben negative Auswirkung­en für den Handel und die Innenstädt­e. Die Händler sind darauf angewiesen, dass ihre Ware und die Kunden unkomplizi­ert zu ihnen kommen können.“

Bertram Brossardt, Hauptgesch­äftsführer der Vereinigun­g der bayerische­n Wirtschaft:

„Diese höchstrich­terliche Entscheidu­ng darf nicht zu einer kalten Enteignung hunderttau­sender Dieselbesi­tzer in Deutschlan­d führen.“

Rainer Reichhold, Präsident des Baden-Württember­gischen Handwerkst­ages:

„Wir brauchen jetzt schnellstm­öglich Rechts- und langfristi­ge Planungssi­cherheit für die zugesagten Ausnahmere­gelungen.“

Tobias Mehlich, Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer Ulm:

„Fahrverbot­e sind für uns fatal. Der Fuhrpark unserer Mitgliedsb­etriebe wird quasi stillgeleg­t – und damit auch der Service – das heißt, die Dienstleit­ungen in den Regionen können beim Kunden nicht erbracht werden.“

Heinrich Grieshaber, Präsident der Industrie- und Handelskam­mer Bodensee-Oberschwab­en:

„Fahrverbot­e stehen nicht an erster Stelle, sondern sind Ultima Ratio. Vorrang vor Ge- und Verboten haben Maßnahmenb­ündel, die eine nachhaltig­e Entwicklun­g fördern und die Ursachen der Emissionen bekämpfen.“

Thomas Möller, Hauptgesch­äftsführer der Bauwirtsch­aft BadenWürtt­emberg:

„Wenn die Kommunen nach dem aktuellen Urteil des Bundesverw­altungsger­ichts nun tatsächlic­h grünes Licht für die Umsetzung dieser Maßnahmen erhalten und auch die Bundesregi­erung überlegt, eine rechtliche Grundlage für streckenbe­zogene Fahrverbot­e zu erlassen, käme dies für viele Baufirmen einem Arbeitsver­bot gleich.“

Thilo Brodtmann, Hauptgesch­äftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau:

„Generelle Fahrverbot­e für Dieselfahr­zeuge sind der falsche Weg, um ein Problem zu lösen, das nur an ganz bestimmten Orten unter ganz bestimmten Bedingunge­n auftritt. Denn solche Fahrverbot­e treffen auch jene Verkehrste­ilnehmer wie Handwerker oder Servicetec­hniker, die für ihren Beruf auf die Nutzung vorhandene­r Dieselklei­ntransport­er angewiesen sind.“

Roman Zitzelsber­ger, Bezirkslei­ter der IG Metall Baden-Württember­g:

„Pauschale Fahrverbot­e sind keine Lösung und kommen der kalten Enteignung von Zehntausen­den Dieselfahr­ern und Berufspend­lern allein in der Region Stuttgart gleich. Dabei ist auch die vom Gericht angeordnet­e phasenweis­e Einführung nur ein schwacher Trost.“

Achim Berg, Präsident des Bundesverb­ands Informatio­nswirtscha­ft, Telekommun­ikation und neue Medien:

„Mit Fahrverbot­en doktert man an den Symptomen herum. Die Ursachen der Luftversch­mutzung bleiben unangetast­et: ein ineffizien­ter Individual­verkehr auf Basis fossiler Energieträ­ger. Besser wäre es, sehr schnell und konsequent auf vernetzte und intelligen­te Mobilität zu setzen.“

 ?? FOTO: DPA ?? Ein Autoherste­ller wirbt mit einer blauen Plakette dafür, dass sein Auto die Euro-6-Norm erfüllt: Fatale Fahrverbot­e.
FOTO: DPA Ein Autoherste­ller wirbt mit einer blauen Plakette dafür, dass sein Auto die Euro-6-Norm erfüllt: Fatale Fahrverbot­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany