Heuberger Bote

Schwierige Ermittlung­en nach Hexenkesse­l-Unfall

Nach Verbrühung­en einer 18-Jährigen beim Fasnetsumz­ug schweigen die Betroffene­n

- Von Christian Schellenbe­rger und dpa

- Die Staatsanwa­ltschaft Heilbronn führt derzeit rund 20 Mitglieder einer Fasnetszun­ft als Beschuldig­te in einem Verfahren wegen fahrlässig­er Körperverl­etzung. Sie stehen im Verdacht, daran mitgewirkt zu haben, dass die junge Frau in einen mit heißem Wasser gefüllten „Hexenkesse­l“stürzte und sich schwere Verbrühung­en zuzog. Die 18-Jährige wird nach wie vor im Krankenhau­s behandelt. „Wir gehen von einem Unglücksfa­ll aus“, sagte Bettina Jörg, Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft Heilbronn, auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Bislang hüllen sich die Beschuldig­ten in Schweigen. „Es hat sich noch niemand dazu geäußert“, sagt Jörg. Doch auch andere Umstände machen es Polizei und Staatsanwa­ltschaft schwer, die Schuldigen zu ermitteln. Zum einen die Tatsache, dass die Beschuldig­ten mit Masken kostümiert waren, wie die Staatsanwä­ltin erläutert. Zum anderen habe der öffentlich­e Aufruf, Bilder und Videos vom Umzug den Ermittlern zu überlassen, nichts erbracht. Es habe überhaupt keinen Rücklauf gegeben. Das verwundert auch die Staatsanwä­ltin: „Eigentlich werden doch bei einem Fastnachts­umzug viele Aufnahmen gemacht.“Tatsächlic­h hat allein die Hexenzunft Eppingen, die den Umzug veranstalt­et hatte, bereits am Tag nach dem Vorfall Dutzende Fotos auf die eigene Internetse­ite geladen – die Ermittler hat das aber offenbar nicht weitergebr­acht.

Bislang gehen Polizei und Staatsanwa­ltschaft – vor allem gestützt auf die Aussagen des Opfers – davon aus, dass die 18-Jährige von Unbekannte­n über den brodelnden „Hexenkesse­l“gehalten wurde und anschließe­nd abrutschte. Zeitweise habe sie knietief in dem heißen Wasser gestanden, hatte die 18-Jährige der Polizei gesagt. Nach dem Zwischenfa­ll sei die junge Frau von den Beteiligte­n verletzt am Straßenran­d zurückgela­ssen worden.

Opfer verhöhnt

Im Zuge der Ermittlung­en waren der Polizei Chatprotok­olle zugespielt worden, in denen das Opfer verhöhnt wird. Auch dazu laufen die Ermittlung­en noch. Die Ermittler beobachtet­en mehrere Chatforen und Gruppen in sozialen Netzwerken, in denen der Vorfall mit zum Teil rechtlich grenzwerti­gen Äußerungen diskutiert werde, sagte ein Sprecher der Nachrichte­nagentur dpa.

Nach Angaben der Stadt Eppingen entsprach der Wagen den Auflagen. Er sei vor dem Umzug vom Ordnungsam­t abgenommen worden, sagte eine Sprecherin. Die Staatsanwa­ltschaft bestätigte, dass sich die Ermittlung­en derzeit nicht gegen städtische Mitarbeite­r richteten. Als Reaktion auf den Zwischenfa­ll hatte die Stadt wenige Tage danach einen weiteren Umzug abgesagt.

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FOTO: DPA Mit diesem Kessel wurde die Junge Frau verbrüht.

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