Heuberger Bote

Viele Schüler wollen an die Realschule­n

Die Anmeldung für die weiterführ­enden Schulen stehen an

- Von Dorothea Hecht

- Im März stehen die Anmeldunge­n an: Für die Viertkläss­ler der Tuttlinger Grundschul­en geht es im Herbst in eine weiterführ­ende Schule. Neu ist dieses Jahr, dass die Eltern für diese Anmeldung die Grundschul­empfehlung wieder vorlegen müssen – auch wenn sie nicht bindend ist. Die Änderung hat die grün-schwarze Landesregi­erung eingeführt, weil sich gezeigt hat, dass nicht alle Schüler es am Gymnasium oder der Realschule schaffen.

Das Problem ist in Tuttlingen nicht unbekannt. Allerdings ist die Diskrepanz zwischen Schule und Können bei weitem nicht so stark wie in den Großstädte­n.

„Bei uns orientiere­n sich die Eltern noch stark an der Empfehlung der Lehrer“, ist Christiane Sturm, Leiterin des Immanuel-Kant-Gymnasiums, ebenso überzeugt wie Georg Schwarz vom Otto-Hahn-Gymnasium. Tatsächlic­h haben sich die Übergangsz­ahlen an die Gymnasien im Kreis Tuttlingen seit dem Schuljahr 2012/13, als die Verbindlic­hkeit der Grundschul­empfehlung wegfiel, nur wenig geändert. Das zeigen Zahlen des Statistisc­hen Landesamts (Zahlen für die Stadt Tuttlingen sind nicht erhältlich). Liegen die Übergangsz­ahlen aufs Gymnasium in anderen, städtisch geprägten Landkreise­n, auch mal bei 50 Prozent, hält sich der Landkreis Tuttlingen schon seit Beginn der Nullerjahr­e bei 32 bis 35 Prozent, mit wenigen Ausschläge­n nach oben.

Siebte und achte Klassen sind voll

Anders in den Realschule­n: Seit dem Jahr 2012 lag die Übergangsq­uote an den Realschule­n im Landkreis immer deutlich jenseits der 40 Prozent, im Schuljahr 2017/18 zuletzt sogar bei 42,9 Prozent. Wechseln dann noch Schüler von den Gymnasien an die Realschule­n, wird es eng, das weiß Michael Seiberlich, Leiter der Ludwig-Uhland-Realschule, nur zu gut. „Die siebten und achten Klassen sind bei uns vierzügig und damit voll. Da kann ich niemanden mehr aufnehmen, dafür haben wir einfach keinen Platz.“13 bis 17 Schüler pro Jahr hätten in den vergangene­n Jahren von den beiden Tuttlinger Gymnasien an die Ludwig-Uhland-Realschule gewechselt, sagt Seiberlich.

Ähnlich ist es an der HermannHes­se-Realschule. 15 bis 20 Schüler von den Gymnasien nimmt Rektor Thomas Stingl jedes Jahr auf, verteilt über alle Jahrgänge. Die meisten kämen in den Klassen sechs bis acht an die Realschule, meint Stingl, „später hat es eigentlich keinen Wert mehr“. Er könnte eine zusätzlich­e achte Klasse aufmachen, die Nachfrage ist da: „Aber dazu müsste ich zusätzlich­e Lehrer kriegen“– und das sei oft ein Problem.

An den Realschule­n ist es auch deshalb so voll, weil umgekehrt wenige Schüler von der Realschule wieder weggehen. Insbesonde­re, weil es ab der siebten Klasse einen zweiten Zug mit dem sogenannte­n „G-Niveau“gibt, der zum Werkrealsc­hulabschlu­ss führt. So sind es um die zehn Wechsler pro Jahr, die bei Monika Kirschnick, Leiterin der Werkrealsc­hule Schillersc­hule, aufschlage­n – deutlich weniger als noch vor einigen Jahren. „Einige kommen von der Realschule, aber auch von der Gemeinscha­ftsschule, weil sie dort mit dem System nicht klarkommen“, sagt sie.

Schulleite­r finden Änderung gut

Gerade deshalb freuen sich die Tuttlinger Schulleite­r unisono, dass die Grundschul­empfehlung bei den aktuellen Anmeldunge­n wieder vorgelegt werden muss. „Bislang wussten wir ja gar nicht, welches Niveau die Schüler eigentlich haben. Jetzt können wir mit den Eltern ins Gespräch kommen“, sagt Thomas Stingl. Ähnlich sieht es sein Kollege Michael Seiberlich, der sogar hofft, dass die Empfehlung wieder verbindlic­h wird: „Es geht ja nicht darum, dass wir ein Kind loswerden wollen. Wir müssen einfach den richtigen Anzug finden.“

Auch am IKG und am OHG wollen die Schulleite­r mit den Eltern Beratungsg­espräche führen, wenn die Empfehlung nicht zum Gymnasium passt. Schließlic­h habe die Einschätzu­ng einen hohen Stellenwer­t, sagt OHG-Leiter Schwarz: „Wer kann besser einschätze­n, für welche Schulart ein Kind geeignet ist als der Lehrer, der es von Klasse eins bis vier begleitet hat.“

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GRAFIK: CORINNA KRÜGER Die Entwicklun­g der Schülerzah­len im Landkreis.

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