Heuberger Bote

Prozess um Dreifachmo­rd beginnt bald

Anklage wirft 41-Jährigem Heimtücke und Handeln aus niedrigen Beweggründ­en vor

- Von Cornelia Addicks und Christian Gerards

- Die Hauptverha­ndlung am Landgerich­t in Rottweil um den Dreifachmo­rd von Villingend­orf beginnt am Freitag, 16. März., um 9 Uhr. Angeklagt ist ein inzwischen 41-Jähriger: Er soll laut der Staatsanwa­ltschaft Rottweil am Abend des 14. September des vergangene­n Jahres seinen sechsjähri­gen Sohn, den neuen Partner seiner ehemaligen Lebensgefä­hrtin und dessen Cousine, eine zweifache Mutter, mit einem Repetierge­wehr erschossen haben. Der mutmaßlich­e Täter, seine ehemalige Lebensgefä­hrtin und der Sechsjähri­ge hatten lange Zeit in Tuttlingen gewohnt.

Heimtücke und Handeln aus niedrigen Beweggründ­en werden in dem Prozess als Mordmerkma­le gelten, auch ein Verstoß gegen das Waffengese­tz zählt zur Anklage, wie die Staatsanwa­ltschaft auf Nachfrage mitteilte. Der 41-Jährige wurde erst fünf Tage nach der Tat in Neufra verhaftet, nachdem eine großangele­gte Suche zunächst vergeblich war. 18 Prozesstag­e hat die Schwurgeri­chtskammer veranschla­gt, mit einem Urteil wird demnach erst Ende Juni zu rechnen sein.

Mutter kann sich retten

Ein Blick zurück: Es ist Donnerstag, der Abend der Einschulun­gsfeier für den sechsjähri­gen Jungen als sich das Drama in Villingend­orf ereignet. Seinen ersten Schultag wird er nicht mehr erleben. Der Schütze habe, nachdem er sich über die Terrasse Zugang zur Wohnung verschafft hat, kaltblütig und unvermitte­lt das Feuer auf seine Opfer eröffnet, sagt die Polizei. Die damals 31-jährige Mutter des getöteten Jungen kann zu einer Nachbarin flüchten. Ein drei Jahre altes Mädchen versteckt sich und bleibt unverletzt. Ein weiterer Besucher ist während der Tat Getränke holen und bekommt von den Vorgängen in der Wohnung nichts mit.

Wie sich später herausstel­lt, hat die 31-Jährige, die zuvor noch in Tuttlingen gewohnt hat, vor dem mutmaßlich­en Täter Unterschlu­pf in Villingend­orf gesucht. Sie hat Sorge, dass ihr Ex-Mann sie und ihr Kind finden könnte: Im Kindergart­en, den der Sechsjähri­ge bis zum Sommer besucht hat, und auch in der Schule, besteht die Mutter darauf, dass nur sie den Jungen abholen darf.

Waldstück wird durchkämmt

Nach den Morden flüchtet der Täter. Rund 100 Beamte durchkämme­n ein vier Quadratkil­ometer großes Waldgebiet nordwestli­ch von Villingend­orf. Unterstütz­t werden sie dabei von mehreren Hundestaff­eln sowie einem Hubschraub­er und einer Drohne. Am Tatort finden die Beamten der Spurensich­erung unter anderem Patronenhü­lsen, die zu einem Sturmgeweh­r passen, das aus Beständen der ehemaligen jugoslawis­chen Armee stammt. Der Täter bleibt zunächst nicht auffindbar.

Am Dienstag, also fünf Tage nach der Tat, wird er von Zeugen beobachtet, wie er vom Rottweiler Ortsteil Neufra in Richtung Frittlinge­n läuft. Sie rufen die Polizei, die ihn schließlic­h unter einem Baum stehend verhaften können. Bei ihm finden sie einen abgesägten jugoslawis­chen Nachbau des deutschen Mehrladeka­rabiners K98k.

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FOTO: DPA Nach dem Dreifachmo­rd von Villingend­orf sichern Polizisten die Umgebung der Wohnung, in der der Angeklagte mutmaßlich geschossen hat.

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