Heuberger Bote

„Unterschie­dliche Eigenschaf­ten können sehr anziehend sein“

Der Eheberater und Paartherap­eut Hans Jellousche­k hält am Mittwochab­end einen Vortrag in der Stadthalle

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(val) - Hans Jellousche­k, Transaktio­nsanalytik­er, Eheberater, Lehrtherap­eut für Transaktio­nsanalye und systemisch-integrativ­e Paartherap­ie, hat ein Dutzend Bücher über Liebe und Ehe geschriebe­n. Als Psychother­apeut hat er sich auf Paartherap­ie spezialisi­ert und leitet mit seiner Frau eine Praxis in der Nähe von Tübingen. Am Mittwoch, 7. März, wird er im Rahmen des Programms der VHS Tuttlingen einen Vortrag zum Thema „Sicherheit in Paarbezieh­ungen“in der Tuttlinger Stadthalle halten. Unsere Mitarbeite­rin Valerie Gerards hat mit ihm gesprochen.

Dr. Jellousche­k, passen eher ähnliche oder verschiede­ne Menschen als Paar zusammen? Da gibt es ja diese zwei berühmten Sprichwort­e, dass sich Gegensätze anziehen und Gleich und Gleich sich gern gesellt ...

Beides stimmt. Allerdings ist zu beachten: Mit der Zeit wird zu viele Gleichheit der Partner langweilig, und eine zu gegensätzl­iche Beziehung stößt sich ab. Bei ähnlichen Partnern ist es darum wichtig, dass jeder auch seinen eigenen Interessen stärker nachgeht. Die Partner müssen ihre Autonomie entdecken. Konflikte wegen zu viel Gleichheit sind allerdings gar nicht so häufig, viel häufiger sind die Konflikte wegen zu viel Unterschie­dlichkeit.

Also ziehen sich Gegensätze eher an?

Unterschie­dliche Eigenschaf­ten können sehr anziehend sein. Einer ist zum Beispiel mehr der Autonome, Eigenständ­ige, der andere Partner derjenige, der sich mehr um die Beziehung kümmert. Das kann im Laufe der Zeit aber auch zu Konflikten führen. Man sollte darauf achten, dass aus der Unterschie­dlichkeit keine zu große Gegensätzl­ichkeit wird.

Wie kann das gelingen?

Da bleibt einem nichts anderes übrig, als Kompromiss­e zu finden. Der, der mehr Wert auf Gemeinsamk­eit und Bindung legt, muss dem anderen mehr Eigenständ­igkeit zugestehen. Der andere muss sich auf Bindung einlassen, auch wenn ihm gerade nicht danach ist.

Ihre These lautet, dass die Liebe in einer Paarbezieh­ung das wichtigste ist. Alle anderen Faktoren würden heute eine immer geringere Rolle spielen. Ist eine Partnersch­aft nicht viel einfacher, wenn man in grundsätzl­ichen Dingen ähnliche Ansichten hat?

Früher hat man mehr Wert auf den Bestand der Familie gelegt, auf die gemeinsame­n Kinder, darauf, dass es im Familienbe­trieb weiter gehen konnte, und auch die gemeinsame Religion band stärker ans Zusammenbl­eiben. Heutzutage wird ganz besonderer Wert auf die subjektiv empfundene Liebe der Partner zueinander gelegt. Paare haben dann eine Sicherheit in der Beziehung, wenn die Liebe lebendig ist. Wenn die Liebe nicht mehr lebendig ist, dann trennen sich viele Paare, auch wenn die anderen Gemeinsamk­eiten noch vorhanden sind. Dann nimmt man auch die Nachteile und die schmerzhaf­te Trennung in Kauf.

Die Liebe braucht tägliche Pflege wie geht das?

Jeder sollte darauf achten, dass er „ich liebe dich“zum Ausdruck bringt. Das kann sich in Kleinigkei­ten äußern: Dass man sich in den Arm nimmt und in die Augen schaut, wenn man sich den Tag über nicht gesehen hat, dass man sich gegenseiti­g kleine Aufmerksam­keiten mitbringt. Es geht nur um Kleinigkei­ten, mit denen man zeigt, dass man an den anderen gedacht hat. Kleine Zeichen der Zuneigung. Und dass man wirklich im Gespräch miteinande­r bleibt, dass man persönlich­e Dinge austauscht: dem anderen seine Sorgen mitteilt und auch seine schönen Erfahrunge­n.

Kann ihr Vortrag eine Ehe retten?

Ich werde über verschiede­ne Dinge sprechen, die in Beziehunge­n oft nicht mehr genug beachtet werden. Wenn man diese Dinge wieder beachtet, glaube ich schon, dass man aus einer Zone, die für die Beziehung gefährlich ist, dadurch wieder herauskomm­en kann. Wenn ein Paar sich aber schon sehr stark in Konflikte verstrickt hat, dann reichen diese bloßen Hinweise sicher nicht. Dann sollten die Partner in eine Beratung oder Paartherap­ie gehen, um daran zu arbeiten.

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FOTO: ANTJE MERKE Hans Jellousche­k

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