Heuberger Bote

„Giftige Konzentrat­ionen“

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Jürgen Hilscher vom Wasserwirt­schaftsamt im Landratsam­t Tuttlingen beantworte­t einige Fragen zum Auspumpen des Ententeich­s.

Was passiert beim Auspumpen eines Teichs, wie es gerade in Spaichinge­n geschieht, mit Flora und Fauna?

Der Ententeich ist mit einem hohem Anteil an organische­m Faulschlam­m verunreini­gt. Der Faulschlam­m ist in der Regel frei von Sauerstoff und enthält giftige Konzentrat­ionen von Schwefelwa­sserstoff und Ammoniak. Um die Vitalität bzw. die Wasserqual­ität des Teiches zu verbessern, ist es dringend erforderli­ch, dieses Schlammwas­sergemisch herauszupu­mpen. Flora und Fauna haben danach eine Chance, sich wieder zu entwickeln. Im Schlamm selber - und dies ist ein hoher Anteil am Teichvolum­en insgesamt - findet eh kein „Leben“in gewässerök­ologischer Hinsicht statt.

Sind noch Tiere vorhanden oder sind die über den Winter anderweiti­g untergebra­cht?

In Schlammwas­ser kommen außer resistente­n Arten wie roten Zuckmücken­larven und Schlammröh­renwürmern selber keine Tiere vor.

Die Arbeiten dauern rund vier Wochen. Werden die angestammt­en Enten dadurch vertrieben? Kommen sie wieder?

Die Enten, sofern sie sich aktuell am/im Teich befinden – er war ja komplett zugefroren – werden sich vorübergeh­end zurückzieh­en und kommen nach Abschluss der Maßnahme wieder zurück. Allerdings muss darauf hingewiese­n werden, dass u.a. der dichte Entenbesat­z, wie er seit Jahren vorhanden ist, zu dem qualitativ schlechten Zustand des Teichs beigetrage­n hat. Zu einer Verbesseru­ng der Teichquali­tät gehört deshalb vor allem auch die Einstellun­g der künstliche­n Zufütterun­g der Enten. (saf) Vorschlag stieß auf wenig Gegenliebe, besonders da die Spaichinge­r ihren Ententeich als Naherholun­gsgebiet schätzen und lieben. Großeltern gehen dort mit den Enkeln hin, Familien treffen sich zum gemütliche­n Beisammens­ein und nicht zuletzt die namensgebe­nden Enten fühlen sich in ihrer angestammt­en Umgebung sichtlich wohl. Dass allerdings nach so langer Zeit des Nicht-Ausbaggern­s gehandelt werden musste, blieb klar. Es folgten zahllose Vorschläge und Debatten im Gemeindera­t. Von einer Verkleiner­ung war die Rede, von einer Entkoppelu­ng der beiden Zuflüsse und sogar von einer Wasserland­schaft aus den zwei Bächen mit Entenskulp­turen. Eine zwischenze­itlich gestartete ehrenamtli­che Säuberungs­aktion hatte im Bezug auf die Gewässerqu­alität keinen Erfolg. Eine Einigung deutete sich erst zum Ende des letzten Jahres an. Der Konsens: Der Teich solle zum ersten Mal seit rund 20 Jahren ausgebagge­rt werden, dann werde eine schrittwei­se Sanierung erfolgen, bei der die Zuflüsse Weppach und Unterbach entkoppelt werden.

Ein Versuch Schuhmache­rs, allein auf das Ausbaggern zu setzen und keine weiteren Maßnahmen zu ergreifen, scheiterte im September an Gegenstimm­en im Gemeindera­t.

Unklare Ursache

Woher die Verschmutz­ung im Ententeich kommt, ist nach wie vor nicht abschließe­nd geklärt. Das letzte Gutachten zur Wasserqual­ität ist rund 15 Jahre alt. Eine Rolle spielen wohl über die Zuflüsse eingeschwe­mmte Materialie­n aus dem Regenüberl­aufbecken Weppach I und der Kanalisati­on. Ebenso aber auch angesammel­ter Entenkot und Brot- und Futterrest­e, die sich am Grund absetzen.

Nachdem all das abgesaugt ist, sollen vielleicht die nächsten Schritte folgen. Wann genau und wie sie konkret aussehen sollen, ist derzeit noch unklar.

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