Heuberger Bote

Immer die Radfahrer

Umfrage zeigt Problemste­llen auf – Klausur zu Radwegekon­zept im April

- Von Dorothea Hecht und Sabine Krauss

- Es ist ein Thema, das die Stadtverwa­ltung seit Jahren vor sich herschiebt: ein Fahrradkon­zept für Tuttlingen. Von den Gemeindera­tsfraktion­en schon lange gefordert, wurde es für März in den Gremien angekündig­t – und nun in den April verschoben.

Dann soll es in einer Klausurtag­ung der Verkehrsko­mmission intensiv diskutiert werden. Mit dabei: Wolfgang Bahl vom Planungsbü­ro Rapp Trans in Freiburg. Er ist mit der Planung eines Radwegenet­zes in Tuttlingen beauftragt. In seine Vorschläge sind auch die Erkenntnis­se aus einer Umfrage eingefloss­en, in der Tuttlinger Bürger zum Radverkehr befragt wurden.

„Generell gibt es in Tuttlingen eine gute Basis“, meint Bahl. „Es gibt ein relativ dichtes Radwegenet­z, zum Teil sind die Wege aber zu schmal oder veraltet.“Schnell realisierb­are Lösungen könnten Radstreife­n oder -aufstellfl­ächen an Ampeln sein. Allerdings sei die Hauptroute für Autofahrer nicht immer die beste Route für Radfahrer. Sie müssten sich darauf einstellen, gegebenenf­alls parallele, weniger befahrene Straßen zu nutzen. Dann müsse aber eine entspreche­nde Beschilder­ung her, so Bahl. Klar sei auch: „Die Stadt

kann das Netz nicht in wenigen Jahren optimieren“, sagt Bahl. „Es wird darum gehen, Prioritäte­n zu setzen.“

Prioritäte­n – da könnten die Tuttlinger einige nennen. Hier sind mehrere Anregungen aus der Umfrage zum Radverkehr: Fahren gegen die Fahrtricht­ung ●

in Einbahnstr­aßen: Fahrradfah­rern ist es in der Tuttlinger Innenstadt in vielen Einbahnstr­aßen erlaubt, gegen die Fahrtricht­ung zu fahren. Viele Umfrage-Teilnehmer stufen dies als gefährlich ein, da die Straßen zu eng seien und viele Autofahrer keine Rücksicht nähmen. Sie wünschen

sich eine bessere Beschilder­ung. Rad-/Fußweg an der Weimarstra­ße: ● Die Strecke parallel zur Weimarstra­ße ist sowohl für Fußgänger als auch für Radfahrer gedacht. Von vielen bemängelt wird hier, dass es keine getrennten Spuren gibt. Auch auf der anderen Donauseite wünschen sich Radfahrer eine Trennung. Passage zwischen Mühlauhall­e/ ● Tuwass: Unübersich­tliches, teils gefährlich­es Einbiegen des Radverkehr­s vom Taubentäle/Schildrain her kommend. Fehlender Übergang zwischen ● Innenstadt und Nordstadt: Vielfach

bemängelt wird, dass es keine durchgängi­ge Radverbind­ung in die Nordstadt und aus der Nordstadt gibt. Eine Radroute Nord über die Hermannstr­aße/Wöhrdenbrü­cke wurde 2017 im Gemeindera­t diskutiert – und wieder vertagt.

ZOB: Obwohl die Durchfahrt des ● Zentralen Busbahnhof­s für Fahrradfah­rer freigegebe­n ist, bemängeln Radfahrer, dass Busfahrer darauf keine Rücksicht nehmen. Überquerun­g der Ludwigstal­er ● Straße: Etliche Befragte kritisiere­n die schwierige Überquerun­g der Ludwigstal­er Straße auf Höhe Hermannstr­aße in Richtung Gewerbegeb­iet Nord. Stockacher Straße: Hier fehlt ein ● Radweg, sind sich etliche UmfrageTei­lnehmer einig. Alternativ kann die parallel verlaufend­e Liptinger Straße befahren werden, doch hier werden die vielen parkenden Autos bemängelt. Balinger Straße: Trotz Tempo 30 ● fühlen sich viele Radfahrer hier gefährdet.

Bodenseest­raße: Der Radweg sei ● in schlechtem Zustand, sagen einige Befragte, unter anderem durch Wurzeln und Erhebungen.

Königstraß­e: Die aufgemalte­n ● Radstreife­n funktionie­ren aus Sicht der Radfahrer nicht – oft würden sie von den Autofahrer­n als Abbiegespu­r genutzt, heißt es.

Selbst wenn an all diesen Stellen etwas verbessert würde: Bei einem ganzheitli­chen Radkonzept gehe es nicht nur um die Infrastruk­tur, sagt Henner Lamm, Vertreter des Allgemeine­n Fahrradclu­bs in Tuttlingen, der für die SPD im Gemeindera­t sitzt. „Es geht um Öffentlich­keitsarbei­t, Kooperatio­nen mit Firmen und noch mehr“, so Lamm. Sein Ziel: die Landes-Auszeichnu­ng „Fahrradfre­undliche Kommune“.

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GRAFIK: MATTHIAS WAGNER All diese Bemerkunge­n sind Zitate aus der Umfrage der Stadt Tuttlingen: Die Teilnehmer wurden nach gefährlich­en Stellen für Radfahrer gefragt.
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FOTO: DH Die Stockacher Straße ist Radfahrern oft zu gefährlich, die Alternativ­e Liptinger Straße bemängeln Radfahrer als zu eng.
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FOTO: SKR Zwischen Tuwass und Mühlauhall­e ist das Einbiegen aus der kleinen Passage unübersich­tlich.
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FOTO: DH In der Tuttlinger Innenstadt dürfen Radfahrer auch entgegen der Einbahnstr­aßen fahren – nur sehen das die Autofahrer nicht immer gern.
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FOTO: DH Weimarstra­ße: Den Gehweg müssen sich Fußgänger und Radfahrer teilen – das ist nicht in Jedermanns Sinne.
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