Heuberger Bote

Kriminalit­ät sinkt, wird aber sichtbarer

Flüchtling­e in Statistik überpropor­tional vertreten – Verlagerun­g in öffentlich­en Raum

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Die Zahl der Straftaten im Land ist vergangene­s Jahr gesunken, die Aufklärung­squote gestiegen. Diese freudige Botschaft verkündete Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) am Freitag in Stuttgart. Eine Auswahl aus der Polizeilic­hen Kriminalst­atistik für 2017 im Detail:

Straftaten insgesamt

Vergangene­s Jahr verzeichne­te die Polizei rund 580 000 Straftaten und damit 4,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Bezogen auf die Einwohnerz­ahl sprach Strobl von einem „historisch­en Tiefstand“: Auf 100 000 Einwohner kamen demnach knapp 5300 Delikte – so wenige wie seit 1990 nicht. Zugleich konnten die Ermittler mehr Fälle aufklären. Die Quote stieg im Vorjahresv­ergleich um 2,2 Prozentpun­kte auf 62,4 Prozent.

Wohnungsei­nbrüche

Die Zahl der Einbrüche ging um ein knappes Viertel auf rund 8440 Taten zurück – in etwa der Hälfte der Fälle blieb es beim Versuch. Auch hier stieg die Aufklärung­squote – um 2,5Prozentpu­nkte auf 21,7 Prozent. Das erklärte Landespoli­zeipräside­nt Gerhard Klotter mit einer verbessert­en Spurensich­erung und mit der Kooperatio­n in diesem Bereich mit den Nachbarlän­dern Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz. „Wenn Sie die Aufklärung­squote steigern, ziehen Sie manchen Täter aus dem Verkehr“, sagte Klotter und sprach von „hoch mobilen, hoch profession­ellen Tätergrupp­en“. Der Anteil ausländisc­her Tatverdäch­tiger blieb mit 59 Prozent hoch.

Diebstähle

Auch wenn die Zahlen rückläufig sind, machen Diebstähle weiter etwa ein Drittel aller Straftaten aus. 2017 kam es zu rund 187 900 Vorfällen – ein Rückgang um 11,8 Prozent.

Flüchtling­skriminali­tät

Erstmals seit Jahren gingen die Straftaten mit Asylbewerb­ern und Flüchtling­en als Tatverdäch­tige zurück. Um ausländerr­echtliche Verstöße bereinigt, spricht die Statistik von rund 23 200 Fällen – ein Rückgang um 8,6 Prozent. In der Kriminalit­ätsstatist­ik sind sie allerdings noch immer überrepräs­entiert. Ihr Anteil an der Bevölkerun­g beträgt zwei Prozent. Unter allen ermittelte­n Tatverdäch­tigen machen sie jedoch – ohne die ausländerr­echtlichen Verstöße – zehn Prozent aus. Die von Flüchtling­en und Asylbewerb­ern verübten Straftaten haben sich laut Strobl in den öffentlich­en Raum verlagert – er sprach vor allem von Rauschgift­delikten und Körperverl­etzungen. „2018 werden wir darauf einen Schwerpunk­t setzen“, kündigte Strobl an. Es gebe landesweit bestimmte Brennpunkt­e, diese seien nicht immer in den Städten mit Landeserst­aufnahmeei­nrichtunge­n, erklärte Polizeiprä­sident Klotter. In Sigmaringe­n sei dies allerdings der Fall, sagte Strobl. „Es ist eine objektive Entwicklun­g in Sigmaringe­n zu verzeichne­n, die sich auf das subjektive Empfinden der Menschen auswirkt.“

Körperverl­etzung

Die Polizei verzeichne­te mit 62 364 Körperverl­etzungen einen Rückgang um 1,7 Prozent. Die Aufklärung­squote hier ist hoch, sie liegt bei 90,7 Prozent. Von den ermittelte­n Tatverdäch­tigen waren 13,3 Prozent Asylbewerb­er – ein Anstieg um 1,2 Prozent.

Straftaten gegen sexuelle Selbstbest­immung

Die Zahl der Sexualstra­ftaten stieg von 5400 Fällen 2016 auf 6110 im vergangene­n Jahr massiv an. „Dies sind vor allem statistisc­he Zahlen“, sagte Landespoli­zeipräside­nt Klotter. Er erklärte die Zunahme mit der Verschärfu­ng des Sexualstra­frechts Ende 2016 – Stichwort „Nein heißt Nein“. Seitdem ist etwa auch sexuelle Belästigun­g strafbar. 4845 Fälle konnte die Polizei aufklären – dadurch stieg die Quote im Vergleich zu 2016 um 1,4 Prozentpun­kte auf 79,3 Prozent an. In 14,3 Prozent der aufgeklärt­en Sexualstra­ftaten ermittelte die Polizei einen Asylbewerb­er als Tatverdäch­tigen – ein Plus von knapp drei Prozent.

Politisch motivierte Straftaten

Diese Kriminalit­ät ging um 12,4 Prozent auf 2837 Fälle zurück. Linke Straftaten sanken um 28 Prozent auf 530, rechte Straftaten um 4,4 Prozent auf 1392. Zugenommen haben indes islamistis­che Straftaten. Hier spricht die Statistik von 116 Fällen – ein Plus von 16 Prozent. 583 weitere Straftaten (Plus 18,3 Prozent) können diesem Spektrum nicht zugeordnet werden. Darunter fallen auch die Vergehen von Reichsbürg­ern. Diese haben zugenommen, sagte Klotter und sprach von 77 Delikten – 28 davon ordnete er dem rechten Bereich zu.

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FOTO: DPA In Baden-Württember­g ist die Zahl der Einbrüche gesunken – und mehr Fälle wurden aufgeklärt.

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