Von einer Welt in Schieflage
Bruder Niklaus Kuster hält vor 100 Zuhörern im Edith-Stein-Haus mitreißenden Vortrag
- „Jesus würde CarSharing mögen“– diese Feststellung der FAZ kurz nach Erscheinen der päpstlichen Umwelt-Enzyklika im Sommer 2015 beinhaltet eigentlich alles Wesentliche, was Bruder Niklaus Kuster, der Kapuzinermönch vom Kloster Olten, bei seinem Vortrag am Donnerstagabend seinem Publikum sagen wollte. „Mit Papst Franziskus zu einem Leben mit sozialer und ökologischer Leidenschaft“betitelte der Pater, der sich lieber Bruder nennt, sein mitreißendes Referat. Dem vorausgegangen war ein Fairtrade-Markt.
Die Leiterin der katholischen Erwachsenenbildung (keb) im Kreis Tuttlingen, Ursula Berner, begrüßte rund 100 Zuhörer im Edith-SteinHaus. „So kann’s nicht weitergehen“, stellte sie in den Raum. „Mit Trumpschen Forderungen wie America first macht die Menschheit eindeutig Rückschritte, anstatt dass sie sich vorwärts und aufeinander zu bewegt.“
Der Kapuzinerpater ist promovierter Theologe und hat Geschichte und Kirchengeschichte studiert. Er versuchte in aussagekräftigen Karikaturen, Bildern und Worten, ganz ohne Manuskript, seinen Zuhörern das zu vermitteln, was ihm unter den Nägeln brennt: „Die Enzyklika Laudato si von Papst Franziskus soll uns aufzeigen, wie eng die Schönheit der Schöpfung mit der ökologischen Bedrohung und Not unserer Erde und der sozialen Krise der Menschheit verknüpft ist.“Bruder Niklaus nahm sich ein Kapitel nach dem anderen aus dem „Umweltrundschreiben des Papstes“vor und breitete die nötigen Konsequenzen vor seinem Publikum aus.
Franziskus lässt mit dem Sonnengesang des Franz von Assisi, der ihn ungemein inspiriert hat, zunächst den Lobgesang auf die Schönheit unserer Erde auf den Leser wirken, um dann in den folgenden Kapiteln seine „Sorge für das gemeinsame Haus“und die Symptome zu schildern, an denen unser Planet krankt, um anschließend die richtige Diagnose zu stellen und eine Therapie vorzuschlagen. An praktischen Beispielen zeigt der Pater auf, was alles in Schieflage geraten ist (Beispiel: Wir sammeln die alten Batterien zum Recyceln ein, um sie dann hinter irgendeiner Grenze in irgendeinem Loch zu vergraben). Die Maßlosigkeit der Bedürfnisse beherrscht uns; deshalb brauchen wir eine „Wurzelbehandlung für eine neue Grundeinstellung“.
„Was ich liebe, zerstöre ich nicht“, sagt der 54-Jährige, ein leidenschaftlicher Franziskusforscher. Ausgehend von dieser Erkenntnis, brauche der Mensch Kontemplation und ein neues Staunen als Kompass für eine menschen- und umweltgerechte Entwicklungsagenda. Obama habe gesagt: „Papst Franziskus öffnet uns die Augen für Vieles, was wir zu gerne unter den Tisch kehren.“Oder die sozialistische Bürgermeisterin von Paris sage über den Papst: „Franziskus ist mutiger als mancher linke Politiker“. Am liebsten sähe Niklaus seine Mitmenschen „als Pilger, die singend und staunend, aber auch kämpfend für ihren Planeten – mit wenig Gepäck – vorangehen und Freude und Hoffnung in sich tragen“. „So wie wir mit uns umgehen, gehen wir mit der Welt um“, ruft er uns zu.
Karikatur zur Kirche
Mit einer Karikatur zum Schmunzeln von der „nachhaltigen Kirche“entlässt er seine Gäste aus einem anspruchsvollen Vortrag: Auf der Wiese vor der Kirche übernehmen Schafe die Rolle des dröhnenden Rasenmähers. Eine Chillout-Lounge lädt die Besucher ein. Die Predigt ist auf Altpapier geschrieben. Sonnenkollektoren und eine Windturbine sind auf dem Kirchturm angebracht.
Maria Koch, die Leiterin der Erwachsenenbildung in Spaichingen, freut sich, dass Bruder Niklaus Kuster ein so ernstes Thema auf so humorvolle Art rüberbringen konnte und beschenkt den Vortragsredner mit einem Pilgerpaket für die Reise.