Alles fließt. Oder doch nicht?
Es ist ja so: der Trossinger an sich mag es gern fließend. Vom elektrischen Strom bis zum Straßenverkehr, alles muss schön im Fluss bleiben, letzterer vor allem Freitagnachmittag, wenn auch der geringste unter den Autofahrern als Solist in der Hauptstraße unterwegs ist um sein Heilix Bleche der staunenden Umwelt zu zeigen, Vorwände gibt es ja genügend. Da ist ein Brief zur Post zu fahren, eine Essiggurke einzukaufen oder ein leerer Parfüm-Flakon zum Container zu transportieren.
Oder des Wägele selbst muss mal bewegt werden. Alles fließt, wie der Grieche sagt, aber auch der Italiener und der Türke wissen das, schließlich brachten ihre Kulturen die Wasserversorgung und die Badekultur zu den alten Germanen, von denen sich die meisten noch bis im späten Mittelalter allenfalls zweimal im Jahr richtig badeten, wie entsetzte Emissäre aus dem Orient bei ihrer Rückkehr berichteten. Kaum waren die Badehäuser richtig in Mode, gerieten sie schon wieder in Verruf, weil sich dort angeblich Krankheiten ausbreiteten, mal von der zweifelhaften Reputation der Bademädchen nicht zu reden. Wie die Nutzung von Badewasser im alten Trossingen aussah, kann man sich ausmalen.
Vielleicht liegt es in dieser altgermanischen und -alamanischen Mentalität, dass in der Musikstadt die Brunnen ein ziemlich wasserscheues Dasein fristen. Viele gibt es ohnehin nicht, aber selbst die wenigen werden nicht gerne zum Fließen gebracht. Wie schon die alten Germanen im Hinblick auf die Wasserverwendung zur Körperpflege, fragt der Trossinger mit Blick auf seine Brunnen: „Brauch mer des?“…