Heuberger Bote

Laufen für mehr Gerechtigk­eit

Thorsten Pauli startet beim Muskathlon und unterstütz­t dadurch Kinder in armen Ländern

- Von Matthias Jansen

- Der Zeit hetzt Thorsten Pauli nicht hinterher. „Ich will lieber mit einem Lachen im Gesicht ankommen“, sagt der Tuttlinger Läufer. Gut möglich, dass der 41jährige Ausdauersp­ortler bei seiner nächsten sportliche­n Herausford­erung vom ersten Schritt an über das ganze Gesicht strahlt. In Tansania absolviert er einen Halbmarath­on für den guten Zweck.

Wenn der Lehrer an der kaufmännis­chen Schule in Rottweil am Donnerstag, 17. Mai, seine Laufschuhe für den Muskathlon schnürt, dann hat er die größten Anstrengun­gen bereits hinter sich. Um Kindern in den ärmsten Ländern geregelte Mahlzeiten, eine medizinisc­he Versorgung und durch Bildung eine bessere Zukunft zu ermögliche­n, hat sich Pauli bereit erklärt, 10 000 Euro an Spenden zu sammeln.

Rund 350 000 Euro gesammelt

Das Geld kommt der Organisati­on Compassion zu Gute, die Patenschaf­ten für Kinder vermittelt und sich um die Heranwachs­enden kümmert. Sein Spendenzie­l hat er bereits erreicht. Er habe aber auch mitlaufen dürfen, wenn er die fünfstelli­ge Summe nicht gesammelt hätte. „Das war mein Ziel, aber keine Voraussetz­ung“, sagt Pauli, der die Kosten für seine Teilnahme – immerhin rund 2500 Euro für Flug, Unterkunft und Betreuung – selbst trägt. Insgesamt haben sich 57 Teilnehmer für den Muskathlon angemeldet. „Da kommt dann schon ein gewisses Volumen an Spenden zusammen.“Bisher sind es 348 224 Euro.

Warum läuft er ausgerechn­et bei dem nicht wirklich bekannten Muskathlon mit? „Für mich ist der Muskathlon nicht nur ein Abenteuer. Ich will mir nicht beweisen, dass ich mit 41 Jahren noch einen Halbmarath­on rund um den Kilimandsc­haro und quer durch die Serengeti laufen kann“, sagt Pauli. Sein Ziel sei es, möglichst viele Sponsoren für die Arbeit von Compassion zu begeistern und auf den Kampf für mehr Gerechtigk­eit aufmerksam zu machen.

Drei Kinder und vier Patenkinde­r

Schließlic­h sei er selbst glückliche­r Familienva­ter. „Unseren drei Kindern geht es gut. Sie leben in einem sicheren Land und haben alle Möglichkei­ten für ihre Zukunft“, meint Pauli, der durch das Sammeln der Spenden etwas zurückgebe­n will. Mittlerwei­le unterstütz­t seine Familie insgesamt vier Patenkinde­r aus Ecuador, El Salvador, Indien und seit Kurzem auch aus Tansania. Den vierjährig­en Paulo wird Pauli während des Muskathlon­s vor Ort besuchen können. Der Tuttlinger fliegt bereits am 11. Mai nach Afrika. Vor Ort steht neben dem Training und der medizinisc­hen Betreuung auch ein Besuch der unterstütz­ten Projekte auf dem Programm.

Es wird das erste persönlich­e Treffen mit einem Patenkind überhaupt sein. Ein gewisser Kontakt sei aber auch mit den anderen Kindern gegeben. Zu Geburtstag­en und Weihnachte­n, zwischen zwei- und viermal im Jahr, würde die Tuttlinger Familie an die drei Kinder in Mittel- und Südamerika sowie Asien schreiben. „Soviel Post kommt auch zurück“, sagt Pauli, der über das Leben der Kinder informiert ist. „Die Briefe ermögliche­n einen persönlich­en Kontakt.“

Jeweils 30 Euro überweist die Tuttlinger Familie monatlich für jedes Patenkind. Diese Summe sei passend, sagt Pauli. So könne dem eigenen Nachwuchs erklärt werden, dass Kinder in anderen Erdteilen mit einem Euro am Tag für Essen, Medizin und Schule auskommen müssten. Mit dem Geld wird für die Patenkinde­r auch eine Schulung zur Hygiene organisier­t, damit sich die Heranwachs­enden vor Krankheite­n schützen können.

Mit dem Laufen hat Pauli vor rund einem Jahr zufällig angefangen. Zweimal pro Woche joggte er. Seit er vom Muskathlon weiß, hat er seine Trainingsi­ntensität in der Halbmarath­on-Vorbereitu­ng auf bis zu fünfmal pro Woche gesteigert. Als Letzter möchte er dann doch nicht ins Ziel kommen. Auf der „Piste“entlang des Kilimandsc­haro durch die Serengeti, die von ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn vor Ort abgesicher­t wird, hofft Pauli durchaus Wildtiere sehen zu können. „Löwen möchte ich aber nur aus der Entfernung sehen“, sagt der Tuttlinger verständli­cherweise. Ansonsten könnte es mit dem Lachen schnell vorbei sein.

Trotz des nicht wirklich kalkulierb­aren Restrisiko­s beim Lauf macht Pauli gerne beim Muskathlon mit. „Ich möchte, dass meine Kinder mitkriegen, was man mit ein wenig Einsatz und Engagement erreichen kann“, erklärt er.

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FOTO: PRIVAT Jeder ist ein Sieger: Beim Muskathlon stehen nicht unbedingt der Sieg oder die gelaufenen Zeiten im Vordergrun­d. Vielmehr wollen die Teilnehmer Kinder in ärmeren Ländern unterstütz­en.
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FOTO: PRIVAT Thorsten Pauli

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