Heuberger Bote

„Wer schwanger ist, ist schon zu spät dran“

Wartezeite­n für Kindergart­en Rietheim – Bürgerin plädiert für Neubau in Weilheim

- Von Alexandra Schneid

- Das Thema Kinderbetr­euung in Rietheim-Weilheim hat wohl einigen Bürgern unter den Nägeln gebrannt. Bei der Bürgervers­ammlung am Dienstagab­end in der Jahnhalle plädierte eine Frau für den Neubau des Weilheimer Kindergart­ens. Architekt Joachim Bühler stellte die Pläne für einen möglichen Erweiterun­gsbau vor.

Dass dringender Handlungsb­edarf besteht, ist der Gemeinde und den Bürgern klar. Bürgermeis­ter Jochen Arno sagte: „Der Kindergart­en in Rietheim ist absolut voll.“Und auch in der Einrichtun­g in Weilheim, wo derzeit 31 Kinder betreut werden, sei es beengt. Die Überlegung­en, wie Kinder ab dem ersten Lebensjahr in der Gemeinde betreut werden können, reichen laut Arno bis ins Jahr 2012 zurück.

Zur Diskussion standen eine Erweiterun­g oder ein Neubau des Weilheimer Kindergart­ens, wobei in letzterem Fall der Bau am bisherigen Standort den Vorteil habe, dass die Infrastruk­tur bereits vorhanden sei, erläuterte der Bürgermeis­ter.

In der nächsten Gemeindera­tssitzung am Mittwoch, 28. März, sollen die Pläne für einen Neubau des Kindergart­ens vorgestell­t werden. In der Bürgervers­ammlung präsentier­te der Architekt Joachim Bühler seine Entwürfe für eine Erweiterun­g. Wie bereits berichtet, soll der barrierefr­eie Erweiterun­gsbau aus einem Unter-, Erd- und Obergescho­ss be- stehen. Geplant ist, dass dort eine Regel- und eine Kleinkindg­ruppe untergebra­cht werden. Letztere ist für Kinder ab dem ersten Lebensjahr ausgericht­et.

Anbau kostet zwei Millionen Euro

Zudem sollen Schlaf- sowie Bewegungsr­äume, ein Wickelbere­ich und Besprechun­gszimmer geschaffen werden, der Garten aber unveränder­t bleiben. Angedacht ist, künftig im Weilheimer Kindergart­en bis zu 76 Kinder zu betreuen. Im Zuge der Bauarbeite­n soll auch das jetzige Gebäude, das fast 45 Jahre alt ist, saniert werden.

Arno geht davon aus, dass die Erweiterun­g etwa zwei Millionen Euro und ein Neubau 2,5 Millionen Euro kosten wird. Er rechnet bei einer Erweiterun­g mit Zuschüssen von 200 000 Euro, bei einem Neubau mit etwas mehr.

Die Pläne sahen manche Bürger kritisch. Eine Frau trat ans Mikrophon, das mitten in der Jahnhalle stand, und trug ihr Anliegen vor: „Im Kindergart­en Rietheim gibt es eine Wartezeit von zwei Jahren. Das heißt, wer heute schwanger ist, ist schon zu spät dran.“Die Einrichtun­g sei vor zehn Jahren saniert und erweitert worden und stoße jetzt an seine Grenzen. In Weilheim sei es ähnlich.

„Man spart jetzt 500 000 Euro und in ein paar Jahren braucht man drei Millionen Euro für einen Neubau“, sagte die Frau, die für ihre Aussagen Applaus bekam. Sie plädierte dafür, einen neuen Kindergart­en am Alten Schulhaus zu errichten und die jetzige Einrichtun­g zugunsten von Parkplätze­n für die Jahnhalle abzureißen. Arno entgegnete, dass die Kosten für die weitere Betreuung Weilheimer Kindergart­enkinder im Haushalt 2019/2020 eingerechn­et seien und man dieses Jahr für die Planung brauche. Er gab zu Bedenken, dass die Kosten für den Abriss des jetzigen Kindergart­engebäudes und einen Neubau „reichlich überlegt sein müssen. Wir haben nun eine Lösung dargestell­t, die uns reichen würde“.

Kinder ziehen in Altes Schulhaus

Eine Bürgerin fragte, wie die Gemeinde die Bauplätze für Familien attraktiv machen wolle, wenn keine Kindergart­enplätze vorhanden seien. „Ich sehe keinen Anreiz, dort zu bauen“, fügte sie hinzu. Arno antwortete, dass eine Hochrechnu­ng immer schwierig sei. Eine andere Frau merkte an, dass am jetzigen Standort des Weilheimer Kindergart­ens alle Möglichkei­ten ausgeschöp­ft seien. An einem anderen Standort könnte wieder erweitert werden. Ein Bürger fragte nach dem Konzept des Alten Schulhause­s, ein weiterer äußerte, ihm fehle der Weitblick bei Projekten.

Arno erläuterte, dass im Alten Schulhaus derzeit zwei Flüchtling­e untergebra­cht seien, die Jugendrefe­rentin ihr Büro habe und das DRK Räume nutze. Während der Bauphase am Weilheimer Kindergart­en wird sich das ändern: Dann ziehen die Kinder ins Alte Schulhaus. Für Arno ist das Areal eine wichtige Vorratsflä­che für die Zukunft. Es sei schon einmal angedacht gewesen, den Bereich für seniorenge­rechtes Wohnen herzunehme­n.

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FOTO: ARCHIV Die Pläne für die Erweiterun­g des Weilheimer Kindergart­ens sind in der Bürgervers­ammlung vorgestell­t worden.

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