Tatort Tuttlingen
Manfred Teufel war jahrelang Kriminaldirektor - und hat so einiges erlebt
- 14 Jahre lang, von 1982 bis 1996, hat er die Polizeidirektion in Tuttlingen geleitet: Manfred Teufel hat einiges gesehen in seinem Leben. Inzwischen lebt der gebürtige Tuttlinger in Wellendingen und ist seit 22 Jahren pensioniert. Momentan schreibt er an seinem achten Buch. Für unsere neue Kriminalserie „Mordsgeschichten“hat unsere Praktikantin Nele Fauser mit ihm über die außergewöhnlichsten Fälle und seine Art, diese zu verarbeiten, gesprochen.
Herr Teufel, gibt es einen Fall aus Ihrer langen Karriere als Polizist, der Ihnen persönlich bis heute noch im Kopf geblieben ist?
Erst am Donnerstag bin ich durch Zimmern ob Rottweil gefahren. Da gab es an Ostern 1969 einen Fall, bei dem ein Familienvater seine Frau und die vier gemeinsamen Kinder umgebracht hat, weil sie sich von ihm trennen wollte. Die Toten wurden dann im Wald gefunden. Das ging mir natürlich sehr ans Herz, obwohl das nicht mein erster Mordfall war. Gerade, wenn man an den Tatorten zufällig mal wieder vorbei kommt, erinnert man sich an die Ermittlungen.
An welche Fälle erinnert man sich, an welche nicht?
Das kann man so nicht pauschalisieren. Ich habe aber alle Fälle, die mir im Gedächtnis geblieben sind, in meinem Buch „So und nicht anders“zusammengetragen und erzähle in dem Buch auch, wie die Ermittlungen vonstattengegangen sind.
Ist das Schreiben der Bücher Ihre Art, das Erlebte zu verarbeiten?
Bestimmt auf irgendeine Art und Weise. Ich habe die Fälle so nochmal vor mir und arbeite sie von vorne bis hinten durch.
Sie haben auch lange an der Landespolizeischule in Freiburg unterrichtet. Was haben Sie den Schülern mitgegeben?
Ich habe in der Zeit beispielsweise die Fächer Kriminaltaktik und Strafprozessrecht unterrichtet. Da ging es insgesamt aber eher um Lehrgänge, die die Wirtschaftskriminalität betreffen. Baden-Württemberg war zu dieser Zeit eines der führenden Ländern, was diese Lehrgänge anging. Ich kann mir gut vorstellen, dass das auch heute noch so ist.
Wie bereitet man sich vor, wenn man zu einem Fall gerufen wird und wie versucht man, das Geschehene hinterher zu verarbeiten?
Das kommt individuell auf den Fall und auch auf den Beamten an. Manche machen einfach weiter wie zuvor. Andere haben es etwas schwerer, mit dem Erlebten umzugehen. Aber man war zu meiner Zeit bestimmt als Zeuge vor Gericht etwas gefasster, als dies heute oftmals der Fall ist. Was aber immer gut tut, ist, wenn man den Täter fassen kann. Bei dem Fall in Zimmern ob Rottweil haben wir den Mann zwei Tage später festgenommen.
Welche Fälle gehen einem besonders ans Herz?
Wir hatten einmal einen Selbstmord, bei dem wir einen Mann in der Badewanne gefunden haben, den wir die Tage zuvor oft getroffen hatten. Gerade bei den Leuten, die man persönlich kennt, fällt es schwer, ganz normal weiter zu machen.
Wie sehen Sie die heutige Kriminalistik, jetzt, da Sie in 22 Jahren Ruhestand etwas Abstand gewinnen konnten?
Ich habe auf jeden Fall den Eindruck, dass die neue Einheitspolizei die signifikante Kriminalitätskontrolle, die früher speziell durch eine eigens dafür ausgebildete und aufgestellte Kriminalpolizei erfolgte, etwas verdrängt. Die Herangehensweise an das Phänomen „schwere Kriminalität“zum Beispiel erfährt daher zwangsläufig eine beliebige Variation.