Ein Kammerkonzert voller Überraschungen
Triton Trio mit Trossinger Studierenden musiziert in der Reihe „Kultur & Klinik“
SPAICHINGEN - Aus drei mach eins haben die drei Musiker des Triton Trio sich gedacht, als sie einen Titel für ihr Konzert in der Reihe „Kultur & Klinik“am Sonntagabend gesucht haben: Sie kommen aus drei verschiedenen Ländern und Kulturen, sind drei verschiedene Charaktere und spielen drei verschiedene Instrumente. So bilden der Brasilianer Jonas Ribeiro mit seiner Querflöte, der in Neuseeland aufgewachsene Franzose Martin Roberts mit seinem Violoncello und der Grieche Stefanos Katsaros am Klavier ein Ensemble, eine „Wahlverwandtschaft“, wo jeder sein kulturelles Erbe einbringt.
In der Spaichinger Klinikkapelle waren wieder einmal alle Plätze besetzt, weil Stammgäste und Neulinge gespannt darauf warteten, was das Triton Trio als „Wahlverwandtschaft“kredenzen würde. Der Schwerpunkt lag diesmal auf Joseph Haydn. Mit zwei Klaviertrios hatten die drei Musiker den Geschmack des Publikums getroffen. Als Überraschung war auch erfrischend anderes dabei.
Locker flockig eröffnen die drei das Klaviertrio D-Dur (Hob XV16) mit einem behaglich breiten, ungetrübten Allegro, das in der Reprise konflikthaft aufgewühlt wirkt. Ein paar vom Komponisten eingebaute Stopps und Verzögerungen werden geradezu zelebriert – mit Blickkontakt, zulächeln und nicken, wenn es weitergehen soll. Das Andante ist ein menuetthaftes, liebliches Stück, in dem Flöte und Klavier ihre Motive präsentieren, sich die Bälle zuwerfen, als würden sie um die Gunst des Zuhörers buhlen. Im „Vivace assai“wird noch einmal Tempo aufgenommen, um das Werk flott abzuschließen.
Im zweiten Haydn-Klaviertrio GDur (Hob XV15) werden die Akzente ganz anders gesetzt: Es beginnt mit einem ausgesprochen konzertanten und vergnügten Sonatensatz, der dann allerdings vorübergehend chromatisch getrübt wird. Anspruchsvoll kommt das rasante Finale daher: Ein dicht gearbeitetes und harmonisch reiches SonatensatzRondo gefällt mit einem überraschenden „offenen Schluss“.
Zwischen diesen Rahmen aus Haydn-Trios schieben die drei jungen Künstler als Kontrast zwei Stücke des zeitgenössischen griechischen Komponisten Nicolas Astrindis „Deux Pièces en style Grec op. 16“.
Obwohl sich die Werke mit ihren exotischen Harmonien und neuen Farben weit von der Wiener Klassik entfernen, genießt das Publikum das Neue und Andere: Im ersten Stück geben eine Fülle von Arpeggien des Klaviers zusammen mit der melancholischen Melodie der Flöte eine neue Richtung vor. Mit heftigen Eruptionen, wo die Flöte pfeift, der griechische Pianist wild in die Tasten greift, während sich der Cellist anpasst, endet das erste Stück. Im zweiten Teil bekommt das Cello den Auftrag, die vorwärtstreibenden Kräfte mit Pizzicati anzufeuern zu einem enthusiastischen Miteinander. Bei einer Wahlverwandtschaft klappt das gut.
Werner Till vom Förderverein der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen, wo die drei Musiker in drei verschiedenen Klassen studieren, wünscht sich als Zugabe einen „Piazzolla“und bekommt ihn – sogar zweifach. Mit zwei leidenschaftlichen Werken des argentinischen Komponisten Astor Piazzolla geht ein wunderschönes Palmsonntagskonzert schwungvoll zu Ende.