Eine Tasche packt aus
Barbara Mauch gelingt ein kulminenter Saisonauftakt im Alten Krematorium
TUTTLINGEN - Eine Handtasche eröffnet unendliche Welten, führt in ferne Galaxien oder einfach nur zum Bermudadreieck. Denn genau wie dort, verschwinden auf mysteriöse Art und Weise immer Dinge, die eigentlich in der Tasche sein sollten: Mit ihrem neuen Programm „Enthüllungen – eine Tasche packt aus“hat Musik-Kabarettistin Barbara Mauch am Samstagabend die neue Kultursaison im voll besetzten Alten Krematorium eröffnet.
Dem Publikum haben die Enthüllungen Spaß gemacht, und am Ende forderte es von Barbara Mauch und ihrer Pianistin Laura Noemí Vaderrama Ramírez mehrere Zugaben.
Zu Beginn hatte Bianca Buchmann aus der Vorstandschaft des Heimatforums in ihrer Begrüßung bekannt, dass sie Taschen liebe und sie sammle, ebenso wie die passenden Schuhe, Handschuhe und Hüte. Außerdem zeigte sie sich erstaunt, dass so viele Männer gekommen waren, denn sie hatte bei diesem Thema mit einem „Mädelsabend“gerechnet.
„Was verbirgt sich unterm Reißverschluss, in den Handtaschen der Frauen verbirgt sich das Grauen“, stellte Barbara Mauch sogleich singend fest und verwies darauf, dass Taschen der natürliche Lebensraum für viele schöne Dinge, eben „99 Accessoires“, seien.
Mit viel Temperament, witzig und manchmal auch hintergründig ironisch, mit einer faszinierenden Mimik und Gestik verstand es die Sängerin, das Publikum nach und nach in ihren Bann zu ziehen und es bei bekannten Melodien aus Pop, Schlagern, R&B und der Oper zum Mitmachen zu animieren.
Ob ihre augenzwinkernde Aussage, dass 99 Prozent aller Frauen süchtig seien und die Infektionsrate bei Taschen und Täschchen bei 100 Prozent liege, zutrifft – das sei dahingestellt. Am Ende des kurzweiligen Abends glaubte ihr das jedoch jeder im Raum.
Die „Blaschtikguck“
Köstlich, wie sie das Publikum mit einbezog, das mit der bereit gelegten „Blaschtikguck“gerne ein nicht alltägliches Begleitorchester stellte. Bei „Wohnst du noch, oder lebst du schon“zu den riesigen Einkaufstaschen einer bekannten schwedischen Möbelmarke sangen die Anwesenden gerne den Firmennamen lauthals mit. „Eine neue Tasche ist wie ein neues Leben“, Barbara Mauch brachte es für viele auf den Nenner, und als sie eines ihrer Begierde-Objekte auch noch ausleerte, den „Kruscht“und das Chaos offenbarte, und mit dem Song „Taschen lügen nicht“vom lebenserhaltenden und notwendigen Inhalt auf den Typ der Besitzerin schließen ließ, da lachten nicht nur die Männer.
Die bekamen an diesem Abend natürlich auch noch ihr Fett ab. „Tragen Männer Taschen“, fragte Barbara die amüsierten Gäste, um gleich festzustellen, „nein sie tragen Verantwortung. Außerdem steht die über alles geliebte Männerhandtasche in der Garage – das Auto. Es kommt dem Inhalt einer Handtasche sehr nahe. Wer im Inneren das Chaos sieht, der versteht das dahinterstehende System nicht“, klärte sie auf.
Und wenn sie am Ende mit ihrer „BBT“, der Cross-Body-Bag, übersetzt Busen-Betonungs-Tasche, mit dem Song „Es gibt Millionen von Taschen, die mit ihrem Inhalt überraschen“, von den exklusiven Modellen von Gucchi, Prada, Liebeskind, Armani und Jil Sander träumte, holte sie die Wirklichkeit, sehr zur Freude des Publikums, mit „Aldi, Aldi, geh hinein, such dein Glück“rasant wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Und so endete ein kurzweiliger Abend, der von Barbara Mauch gesanglich und schauspielerisch überzeugend präsentiert wurde, viel zu schnell. Das Publikum forderte mehrere Zugaben, die unter anderem mit einer Parodie auf die Oper „Carmen“.