Erbe der 68er: Sind Papa und Mama die besten Kumpels?
Es ist ein Hin und Her. Jedes Mal wenn ich meinen Vater sehe, hat einer von uns zugenommen – und der andere kennt keine Gnade: Tagelang darf der Dickere sich Hohn und Spott anhören, sich als Familienwalross und Schlimmeres bezeichnen lassen. Gu- te alte Familientradition seit Jugendtagen. Ein strengerer Vater hätte seinen Sohn bei ersten Anzeichen von Gewichtszunahme auf Diät gesetzt: Wasser und Zwieback bis die Kilos purzeln. Wirksam, aber weniger spaßig als die Sticheleien. Ihr Ziel verfehlen die ohnehin nicht: Regelmäßig wechselt der Walross-Status, der Ehrgeiz, dem anderen eins auszuwischen, wird angespornt. Es ist nur ein Beispiel unter vielen, das die freundschaftliche Beziehung zu meinen Eltern illustriert. Mit Papa kann ich stundenlang über Musik fachsimpeln, regelmäßig schicken wir uns die neue Lieblingsplatte hin und her. Mit Mama kann ich über alles reden – und zusammen einkaufen zu gehen ist auch längst nicht mehr furchtbar peinlich.
Ja, es gab Regeln bei uns im Haus. Wir haben nicht einmal zusammen LSD eingeworfen oder sind nackt ums Feuer getanzt, aber: Es herrschte keine eiserne Disziplin, keine autoritäre Erziehung. Trotzdem wütete kein Chaos, alle Kinder haben ihren Weg gemacht und sogar Weihnachten bleibt meistens harmonisch. Danke dafür, Freunde! s.fuchs@schwaebische.de