Zwei trennen, vier freuen sich
Rolls-Royce Power Systems verkauft Stuttgarter Tochter L’Orange für 700 Millionen Euro
- Eigentlich haben beide dasselbe Ziel – und doch gehen die langjährigen Partner von nun an getrennte Wege. Sowohl der Motorenbauer Rolls-Royce Power Systems (RRPS) als auch der EinspritzsystemSpezialist L’Orange wollen unabhänigiger von Dieselmotoren werden. Der eine, RRPS mit Sitz in Friedrichshafen, zu dem das traditionsreiche Unternehmen MTU gehört, braucht Geld, um die Investitionen für die Entwicklung von Elektro- und Hybridantrieben zu finanzieren. Der andere, L’Orange mit Hauptsitz in Stuttgart, braucht für die Wachstumspläne neue Produkte für neue Märkte – und das geht nur mit einem neuen Partner. Die Lösung: Das Unternehmen RRPS verkauft L’Orange an einen dritten Konzern – in dem Fall den US-amerikanischen Hersteller von Steuerungssystemen für Luftfahrt und Industrie, Woodward.
Rund 700 Millionen Euro muss das US-Unternehmen zahlen, wie RRPSFinanzvorstand Marcus Wassenberg und L’Orange-Chef Andreas Lingens am Montag in einer Pressekonferenz erläuterten. Man sei sich bei RRPS zwar bewusst, dass man sich von einer „Renditeperle“trenne – L’Orange hat nach eigenen Angaben 2017 bei einem Umsatz von 244 Millionen Euro einen operativen Gewinn von 64 Millionen Euro erzielt, aber so werde nun das Kapital frei, dass man für die notwendigen Zukunftsinvestitionen benötige. „Wir wollen zu einem integrierten Service- und Technologieanbieter werden – und den Dieselmotor um innovative Elektro- und Hybridelemente weiterentwickeln“, erklärte Wassenberg. Und die Frage, ob man alles selber machen und besitzen muss, beantwortete Wassenberg mit Nein. Zumal L’Orange RRPS als Zulieferer erhalten bleibe: Die Partner hätten eine langfristige Liefervereinbarung über 15 Jahre geschlossen.
L’Orange hofft, im neuen Mutterkonzern, der alle rund 1000 Mitarbeiter und alle Verträge zu den gleichen Konditionen übernimmt, „einen starken Partner“gefunden zu haben, der die hohen Investitionen für die Märkte stemmen kann, wie Lingens erläuterte. „Aus eigener Kraft mit wechselnden Partnern ist das nur schwer hinzubekommen.“Angst, dass sein Unternehmen in Zeiten von Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China im asiatischen Raum als Tochter eines US-Konzerns künftig Probleme bekommen könnte, hat Lingens nicht. „Ob uns die Beziehung irgendwie negativ gereicht, ist noch nicht absehbar“, sagte der L’Orange-Chef. „Ich rechne aber nicht damit, weil wir technologisch sehr weit vorn sind.“