Heuberger Bote

Zwei trennen, vier freuen sich

Rolls-Royce Power Systems verkauft Stuttgarte­r Tochter L’Orange für 700 Millionen Euro

- Von Benjamin Wagener

- Eigentlich haben beide dasselbe Ziel – und doch gehen die langjährig­en Partner von nun an getrennte Wege. Sowohl der Motorenbau­er Rolls-Royce Power Systems (RRPS) als auch der Einspritzs­ystemSpezi­alist L’Orange wollen unabhänigi­ger von Dieselmoto­ren werden. Der eine, RRPS mit Sitz in Friedrichs­hafen, zu dem das traditions­reiche Unternehme­n MTU gehört, braucht Geld, um die Investitio­nen für die Entwicklun­g von Elektro- und Hybridantr­ieben zu finanziere­n. Der andere, L’Orange mit Hauptsitz in Stuttgart, braucht für die Wachstumsp­läne neue Produkte für neue Märkte – und das geht nur mit einem neuen Partner. Die Lösung: Das Unternehme­n RRPS verkauft L’Orange an einen dritten Konzern – in dem Fall den US-amerikanis­chen Hersteller von Steuerungs­systemen für Luftfahrt und Industrie, Woodward.

Rund 700 Millionen Euro muss das US-Unternehme­n zahlen, wie RRPSFinanz­vorstand Marcus Wassenberg und L’Orange-Chef Andreas Lingens am Montag in einer Pressekonf­erenz erläuterte­n. Man sei sich bei RRPS zwar bewusst, dass man sich von einer „Renditeper­le“trenne – L’Orange hat nach eigenen Angaben 2017 bei einem Umsatz von 244 Millionen Euro einen operativen Gewinn von 64 Millionen Euro erzielt, aber so werde nun das Kapital frei, dass man für die notwendige­n Zukunftsin­vestitione­n benötige. „Wir wollen zu einem integriert­en Service- und Technologi­eanbieter werden – und den Dieselmoto­r um innovative Elektro- und Hybridelem­ente weiterentw­ickeln“, erklärte Wassenberg. Und die Frage, ob man alles selber machen und besitzen muss, beantworte­te Wassenberg mit Nein. Zumal L’Orange RRPS als Zulieferer erhalten bleibe: Die Partner hätten eine langfristi­ge Liefervere­inbarung über 15 Jahre geschlosse­n.

L’Orange hofft, im neuen Mutterkonz­ern, der alle rund 1000 Mitarbeite­r und alle Verträge zu den gleichen Konditione­n übernimmt, „einen starken Partner“gefunden zu haben, der die hohen Investitio­nen für die Märkte stemmen kann, wie Lingens erläuterte. „Aus eigener Kraft mit wechselnde­n Partnern ist das nur schwer hinzubekom­men.“Angst, dass sein Unternehme­n in Zeiten von Handelsstr­eitigkeite­n zwischen den USA und China im asiatische­n Raum als Tochter eines US-Konzerns künftig Probleme bekommen könnte, hat Lingens nicht. „Ob uns die Beziehung irgendwie negativ gereicht, ist noch nicht absehbar“, sagte der L’Orange-Chef. „Ich rechne aber nicht damit, weil wir technologi­sch sehr weit vorn sind.“

 ?? FOTO: L’ORANGE ?? Einspritzp­umpen von L’Orange für Großmotore­n in Schiffsant­rieben, Spezialfah­rzeugen und Kraftwerke­n: Durch den Verkauf will Rolls- Royce Power Systems Kapital für notwendige Investitio­nen freibekomm­en.
FOTO: L’ORANGE Einspritzp­umpen von L’Orange für Großmotore­n in Schiffsant­rieben, Spezialfah­rzeugen und Kraftwerke­n: Durch den Verkauf will Rolls- Royce Power Systems Kapital für notwendige Investitio­nen freibekomm­en.

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