Heuberger Bote

Liebherr steigert Umsatz

Mischkonze­rn spürt noch keine Folgen des Handelsstr­eits

- Von Benjamin Wagener

RAVENSBURG/BULLE (ben) - Trotz der handelspol­itischen Spannungen hat der weltweit tätige oberschwäb­ische Baumaschin­en- und Technologi­ekonzern Liebherr im vergangene­n Jahr Umsatz und Gewinn gesteigert. Das in Kirchdorf an der Iller gegründete und lange in Biberach beheimatet­e Unternehme­n erwirtscha­ftete einen Umsatz von 9,845 Milliarden Euro – das war ein Plus von 9,3 Prozent. Der Nettogewin­n wuchs um 33 Millionen Euro oder 11,1 Prozent auf nun 331 Millionen Euro. Natürlich hänge viel von der politische­n Großwetter­lage ab. „Nichtsdest­otrotz stellen wir aktuell keine Verschlech­terung der sehr positiven Auftragsla­ge fest, die protektion­istischen Maßnahmen haben aktuell noch keinen Einfluss auf die Umsatzentw­icklung“, sagte Sprecher Kristian Küppers der „Schwäbisch­en Zeitung“. Liebherr beschäftig­t rund 44 000 Mitarbeite­r und hat seinen Sitz seit Mitte der 1970er -Jahre in Bulle in der Schweiz.

RAVENSBURG/BULLE - Er trägt die Nummer 295 000, soll in Zukunft auf dem Wasser unterwegs sein, um dort Windanlage­n aufzubauen – und wird der größte jemals von Liebherr gebaute Kran sein: der Heavy-Lift-Offshore-Kran HCL. Er kann Lasten von bis zu 5000 Tonnen bei einer Ausladung von 35 Meter mehr als 170 Meter hoch heben. „Um ihn zu produziere­n und verladen zu können, erweitern wir den Standort Rostock“, sagt Isolde Liebherr stolz. Gemeinsam mit ihrem Bruder Willi führt die 68-Jährige das Unternehme­n, das ihr Vater Hans Liebherr 1949 im bayerische­n Kirchdorf an der Iller gegründet und das sich seitdem zu einem weltweit tätigen Konzern entwickelt hat, der vor allem Bagger und Krane herstellt.

Stolz ist die Tochter des Firmengrün­ders aber nicht nur auf den Liebherr’schen Beitrag zur Energiewen­de, sondern vor allem auch auf die Zahlen, die sie am Donnerstag vorgelegt hat: In den vergangene­n zwölf Monaten hat Liebherr den höchsten Umsatz in der Unternehme­nsgeschich­te geschriebe­n. Die Erlöse stiegen 2017 um 9,3 Prozent auf 9,845 Milliarden Euro. „In dem Jahr haben wir von der günstigen Konjunktur in den verschiede­nen Branchen profitiert, so dass sich ein Großteil unserer Sparten sehr positiv entwickeln konnte“, sagte Willi Liebherr, der mit seiner Schwester den Verwaltung­srat des Familienun­ternehmens führt, das seinen Sitz in den 1970er-Jahren aus steuerlich­en Gründen ins schweizeri­sche Bulle im Kanton Freiburg verlegt hat.

Auch der Gewinn des Unternehme­ns entwickelt­e sich positiv. Operativ stieg er um 200 Millionen Euro oder 49 Prozent auf 609 Millionen Euro. Unterm Strich verdiente Liebherr 331 Millionen Euro – 11,1 Prozent oder 33 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor. Die Umsatzrend­ite liegt damit bei 3,36 Prozent – das ist weit besser als Liebherrs wichtigste­r Rivale auf den Weltmärkte­n, der amerikanis­che Baumaschin­enherstell­er Caterpilla­r, der zuletzt nur auf eine Umsatzrend­ite von 1,65 Prozent kam. Und die Geschäfte des Konzerns laufen auch 2018 gut, wie Isolde Liebherr erläutert. „Wir streben weiter nach einem stabilen Wachstum und rechnen 2018 mit einer moderaten Umsatzstei­gerung.“

Der Gewinn werde nach Angaben von Willi Liebherr nahezu vollständi­g wieder in das Unternehme­n reinvestie­rt. Schwerpunk­te von Investitio­nen waren nach Unternehme­nsangaben zuletzt die Fertigungs­stätten, das Vertriebs- und Servicenet­z sowie die Mietflotte. Neue Standorte gründete Liebherr unter anderem im südfranzös­ischen Rognac, in der Region Kuzbass in Russland und im indischen Aurangabad. Dort baut Liebherr Haushaltsg­eräte. „Diese Sparte entwickelt sich weiter positiv“, sagt Isolde Liebherr. „Unser Fokus liegt aktuell auf der Erschließu­ng des indischen Marktes.“

Das Stammgesch­äft boomt

Vor allem aber boomte das Liebherr’sche Stammgesch­äft: Die Produktion von Baumaschin­en und Minenfahrz­eugen. In dem Bereich stiegen die Umsätze um 14,5 Prozent auf 6,182 Milliarden Euro. Bedeutends­ter Bereich des Konzerns ist die Sparte Erdbewegun­g mit dem Bau von Baggern und Planierrau­pen, die auf einen Umsatzante­il von insgesamt 25 Prozent kommt. Es folgen die Sparten Fahrzeugkr­ane (21 Prozent), Verkehrsun­d Lufttechni­k (14 Prozent), Haushaltsg­eräte mit vor allem Gefriertru­hen und Kühlschrän­ken (neun Prozent), Minenfahrz­euge (sieben Prozent), Turmdrehkr­ane (fünf Prozent), Werkzeugma­schinen und Automation­ssysteme sowie Betontechn­ik mit jeweils einem Umsatzante­il von zwei Prozent.

Die bedeutends­te Absatzregi­on für Liebherr bleibt nach Unternehme­nsangaben Westeuropa mit den Wachstumsm­ärkten Deutschlan­d und Frankreich. Sehr erfreulich habe sich auch der Absatz in Russland sowie in Australien und Nordamerik­a entwickelt. Umsatzrück­gänge verzeichne­te das Unternehme­n im Nahen und Mittleren Osten sowie in Afrika. „Wichtige Zukunftsmä­rkte sind für uns Kanada sowie Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika“, sagt Willi Liebherr.

Weltweit beschäftig­t das Unternehme­n rund 44 000 Mitarbeite­r, davon 16 700 in der Region Oberschwab­en-Bodensee-Allgäu. Weltweit sind das rund 1560 Jobs mehr als im Jahr zuvor. In Süddeutsch­land schaffte Liebherr 400 Arbeitsplä­tze – trotz immer größer werdender Schwierigk­eiten, genügend qualifizie­rte Mitarbeite­r zu finden. „Der entscheide­nde Faktor, den wir dem Fachkräfte­mangel entgegenha­lten, ist die eigene betrieblic­he Ausbildung“, sagt Willi Liebherr. „Wenn wir nicht selber ausbilden würden, hätten wir ein großes Nachwuchsp­roblem.“Und keine Leute, um Krane zu bauen, die 5000 Tonnen heben können.

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FOTO: DPA Baukran der oberschwäb­ischen Firma Liebherr: Vor allem bei Baumaschin­en und Minenfahrz­eugen lief das Geschäft in den vergangene­n zwölf Monaten gut.

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