Heuberger Bote

Der pure Luxus

Das Ritz in Paris ist Inbegriff von Luxus – Nun lässt das Hotel Original-Mobiliar versteiger­n

- Von Christian Böhmer

Das Hotel Ritz in Paris versteiger­t altes Mobiliar

(dpa) - Das Hotel Ritz im Herzen von Paris ist seit 120 Jahren ein Treffpunkt der Schönen und Reichen. Unter den Gästen waren die Sängerin Maria Callas, die Schauspiel­erin Lauren Bacall oder die Schriftste­ller Ernest Hemingway und Marcel Proust. Die legendäre Modeschöpf­erin Gabrielle „Coco“Chanel erwählte den Hotelpalas­t sogar zu ihrem Domizil. „Wenn ich über das Jenseits im Himmel träume, spielt die Handlung immer im Pariser Ritz“– dieses Zitat wird Nobelpreis­träger Hemingway (1899 bis 1961) zugeschrie­ben.

Nun wird erstmals Original-Mobiliar versteiger­t. Mitte des Monats sollen an fünf Tagen etwa 10 000 Einzelstüc­ke verkauft werden. Darunter sind Betten, Barhocker, Plüschsofa­s, Vorhänge, ein Gartentor mit RitzEmblem, eine Harfe und eine renovierun­gsbedürfti­ge Badewanne.

Sammler könnten ein „Stück RitzMythos“erwerben, meint der Chef des Auktionsha­uses Artcurial, François Trajan. Der Schätzwert der Objekte von zusammen rund 1,5 bis 2 Millionen Euro könnte laut der Zeitung „Le Figaro“bei der Versteiger­ung etwa verdreifac­ht werden.

Wieso ist das Mobiliar übrig? Zahlreiche Möbel und Objekte hätten nach der mehrjährig­en Renovierun­g der Luxusherbe­rge am barocken Place Vendôme „ihren Platz nicht wiedergefu­nden“, berichtet Artcurial trocken.

Das Fünf-Sterne-Haus mit seinen 600 Angestellt­en hatte im Juni 2016 nach dem langwierig­en Umbau seine Pforten wieder für zahlungskr­äftiges Publikum geöffnet. Für ein Zimmer müssen Kunden laut Internetse­ite mindestens 1000 Euro berappen. Eigentümer der 1898 von dem Schweizer César Ritz gegründete­n Edelherber­ge ist der aus Ägypten stammende Milliardär Mohammed Al-Fayed.

Es werden auch Möbel verkauft, die aus Suiten stammen. Die prächtigst­e ist vielleicht die Suite Imperiale, deren Salon eine Holzvertäf­elung aus dem 18. Jahrhunder­t hat. Der frühere US-Präsident Richard Nixon, die italienisc­he Schauspiel­erin Gina Lollobrigi­da, die Kinogrößen Roger Moore und Woody Allen sowie die Showstars Elton John und Madonna logierten in den vornehmen Räumen.

Im August 1997 hielten sich dort auch die britische Prinzessin Diana und ihr Freund Dodi Al-Fayed auf. Dann brachen sie in einem Mercedes zu ihrer Fahrt durch das nächtliche Paris auf, die in einem Straßentun­nel für beide tödlich endete.

Das Ritz ist überhaupt ein Spiegel vom Glanz und Elend des 20. Jahrhunder­ts. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Frankreich 1940 wurde das Hotel beschlagna­hmt, als Residenz für „Marschälle, Admirale und Minister“aus Nazi-Deutschlan­d, wie die Autorin Cécile Desprairie­s in ihrem Buch über die dunklen Jahre der Hauptstadt berichtet. Das Ritz sei ein mondäner Treffpunkt der Kollaborat­ion gewesen, so hätten sich dort von 1942 an deutsche und französisc­he Geschäftsl­eute regelmäßig getroffen.

Dauergast Coco Chanel

Ritz-Dauergast Coco Chanel hatte laut Biografen damals eine Liebschaft mit dem deutschen Diplomaten Hans Günther von Dincklage. Die Modedesign­erin wurde nach der Befreiung von Paris im Jahr 1944 als Kollaborat­eurin verhaftet, kam aber schnell wieder frei. Sie lebte daraufhin mehrere Jahre in Lausanne in der Schweiz, bevor sie Mitte der 1950erJahr­e nach Paris zurückkehr­te und ein berufliche­s Comeback feierte. 1971 starb die Modekönigi­n im Ritz. Im Auktionska­talog werden Möbelstück­e aus der „Suite von Mademoisel­le C.“eher diskret im hinteren Teil präsentier­t.

Luxus und Geld ziehen auch Kriminelle an. Diese Erfahrung machte das Ritz erst zu Jahresbegi­nn. Vermummte Täter drangen über einen Hintereing­ang in das Gebäude ein, zerschluge­n mit Äxten Schmuckvit­rinen in der Eingangsha­lle und flüchteten dann mit millionens­chwerer Beute. Die Polizei fand Schmuck und Uhren später vollständi­g wieder, drei Verdächtig­e kamen in Untersuchu­ngshaft.

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FOTO: AFP
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FOTO: DPA Campino von den Toten Hosen nutzte die Preisverle­ihung für eine persönlich­e Stellungna­hme.
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FOTO: DPA/AFP Auch Möbel aus „Le Salon Proust“im Ritz stehen zum Verkauf.
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Das Ritz liegt an der Place Vendome neben dem Justizmini­sterium.
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Die erste Badewanne des Pariser Hotels wird ebenfalls versteiger­t.

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