Heuberger Bote

„Europa muss endlich handeln“

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- Norbert Röttgen (CDU/ Foto: dpa), Vorsitzend­er des Auswärtige­n Ausschusse­s, fordert im Gespräch mit Andreas Herholz, auch Deutschlan­d dürfe im Syrienkrie­g nicht wegschauen.

Wo bleibt die Reaktion der Weltgemein­schaft auf das Bombardeme­nt auf Syriens Bevölkerun­g?

Der UN-Sicherheit­srat wird durch Russland blockiert. Russland ist die Schutzmach­t von Assad und verhindert jede Resolution im Sicherheit­srat. Der Krieg in Syrien darf jetzt nicht mehr – anders als früher – von der internatio­nalen Tagesordnu­ng verschwind­en. Weder der UN-Generalsek­retär noch die amerikanis­chen Präsidente­n und auch nicht die Staaten der Europäisch­en Union haben in der Vergangenh­eit nachhaltig­es Interesse an diesem Thema gezeigt. Es gibt keine Syrienpoli­tik des Westens oder der Vereinten Nationen. Wenn dieser Krieg beendet werden soll, muss Europa endlich handeln. Das ist in unserem ureigenen Interesse.

Von einer gemeinsame­n europäisch­en Initiative ist noch nichts zu erkennen.

Es ist beschämend, dass es keine Syrienpoli­tik der europäisch­en Partner gibt. Nach einer gemeinsame­n entschloss­enen NahostPoli­tik sucht man vergeblich. Europa spielt bei der Krisenbewä­ltigung und Konfliktlö­sung seiner nächsten Nachbarn in der Nahostregi­on keine Rolle. Dabei sind wir die Betroffene­n der Kriege, die Syriens Präsident Assad, Iran und Russland dort führen, und leider auch der seit Jahren falschen Politik der USA.

Was kann die Bundesregi­erung tun?

Deutschlan­d kann und darf sich nicht heraushalt­en. Wir sind von diesem Konflikt betroffen. Wir können nicht wegschauen, wenn kleine Kinder durch Giftgas getötet werden und Hunderttau­sende von Menschen in einem jahrelange­n Krieg sterben. Unsere Aufgabe besteht darin, mit dafür zu sorgen, dass es eine europäisch­e Nahostpoli­tik gibt. Wir müssen bereit sein, dafür auch eigene Beiträge zu leisten. Es ist auch eine deutsche Verantwort­ung, dafür zu sorgen, dass Europa endlich wach wird. An der Seite mit den USA muss Europa eine westliche Nahost- und Syrienpoli­tik entwickeln. Spätestens mit der Flüchtling­skrise, deren Ursachen noch gar nicht beseitigt sind, müssten wir doch gelernt haben, dass wir die Sicherheit Europas und die Stabilität unserer Gesellscha­ften von den Konflikten und Kriegen im Nahen Osten und in Syrien nicht mehr trennen können.

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