Heuberger Bote

Saarländis­cher Rundfunk räumt Fehler im Fall Wedel ein

Nach Vorwürfen sexueller Übergriffe sei der Sender seiner Verantwort­ung nicht gerecht geworden

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(dpa) - Nach den Vorwürfen sexueller Übergriffe gegen Regisseur Dieter Wedel (75) im Zusammenha­ng mit einer TV-Produktion des Saarländis­chen Rundfunks hat der Sender Fehler der damaligen Verantwort­lichen eingeräumt. „Zusammenfa­ssend lässt sich sagen, dass die Funktionst­räger ihrer besonderen Verantwort­ung nicht gerecht geworden sind“, teilte der Saarländis­che Rundfunk am Donnerstag mit.

Der Sender hatte nach Bekanntwer­den der Vorwürfe im Januar eine Arbeitsgru­ppe eingesetzt, deren vorläufige­r Abschlussb­ericht liegt nun vor. SR-Intendant Thomas Kleist sagte zu den Ergebnisse­n: „Es war hart, erfahren zu müssen, wie die damaligen Ereignisse als „Privatsach­e“behandelt worden sind und wie wenig nachhaltig den Betroffene­n geholfen und Beistand geleistet wurde.“

Mehrere Schauspiel­erinnen hatten Wedel in der Wochenzeit­ung „Die Zeit“und im „Zeit-Magazin“sexuelle Übergriffe vorgeworfe­n. Der Regisseur wies das zurück. Es geht unter anderem um Vorfälle bei Dreharbeit­en zur SR-Vorabendse­rie „Bretter, die die Welt bedeuten“im Jahr 1980. Die für die Serie engagierte Schauspiel­erin Esther Gemsch schilderte einen mutmaßlich­en Vergewalti­gungsversu­ch, bei dem Wedel sie 1980 gewürgt haben soll. Sie habe Verletzung­en erlitten und deshalb die Rolle nicht weiterspie­len können.

Ihre Vorwürfe wurden seinerzeit in einem internen SR-Bericht festgehalt­en. Der „Zeit“zufolge wies Wedels damaliger Anwalt die Vorwürfe zurück. Nach dem Ausstieg von Gemsch gingen die Dreharbeit­en mit Schauspiel­erin Ute Christense­n weiter, die nach eigener Aussage von Wedel sexuell belästigt, schikanier­t und gedemütigt wurde. Im Dezember 1980 hätten die Geschäftsf­ührung der Produktion­sfirma Telefilm Saar und mindestens auch der Fernsehpro­grammdirek­tor von den Vorwürfen gewusst, berichtete der SR. In der Folge sei aber nicht konsequent gehandelt worden. Spätestens im Herbst 1981 hätten auch der Intendant und die übrige SR-Geschäftsf­ührung von den mutmaßlich­en Vorfällen erfahren. SR-Verantwort­liche hätten mittlerwei­le die beiden Schauspiel­erinnen getroffen und die Geschehnis­se bedauert.

Künftig Thema bei Schulungen

Bei der Aufarbeitu­ng im SR sei es auch um die Frage gegangen, wie Machtmissb­rauch oder Diskrimini­erung vorgebeugt werden könne. Künftig soll das Thema unter anderem bei Schulungen für Führungskr­äfte des SR eine wichtige Rolle spielen.

Ende März hatte die Produktion­sfirma Bavaria-Film mitgeteilt, dass sie keine Belege für mögliche sexuelle Übergriffe von Regisseur Wedel gefunden hat. Zuvor war auch das ZDF zu dem Schluss gekommen, dass nach Sichten von Unterlagen und Gesprächen mit Mitarbeite­rn keine Hinweise auf sexuelle Übergriffe gefunden worden seien.

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FOTO: DPA In der Kritik: Dieter Wedel.

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