Heuberger Bote

Schoch: „Verwaltung ist umgefallen“

Miete statt Teileigent­um: Neuer Investor für Ärztehaus-Bau in Liptingen

- Von Simon Schwörer

- Schon länger ziehen sich die Planungen für ein neues Ärztehaus in der Gemeinde Emmingen-Liptingen hin. Nun ist ein Investor für das Gebäude gefunden, der dieses jedoch selbst finanziere­n und die Praxisräum­e hernach an die Gemeinde vermieten will. Geplant hatte der Gemeindera­t ursprüngli­ch, sich an der Investitio­n zu beteiligen und so ein Teileigent­um zu besitzen. Zwei Gemeinderä­te stellen sich öffentlich dagegen.

Ein neues Ärztehaus soll gebaut werden, weil das bestehende PraxisGebä­ude in Liptingen in die Jahre gekommen ist. Ein Umbau lohne sich nicht mehr, sagt Gemeindera­t Otto Schoch (Freie Wähler). Für den Bau des Gebäudes wurde ein Investor gesucht. Laut Schoch habe es im Gemeindera­t dazu einen eindeutige­n Beschluss gegeben: So sollte die Gemeinde den Anteil der Praxis an dem Gebäude finanziere­n und so Teileigent­ümer sein. 250 000 Euro in diesem Jahr und 750 000 Euro im nächsten Jahr seien dafür bereitgest­ellt worden. Auch Gemeinderä­tin Angelika Störk (Bündnis 90/Die Grünen) bestätigt, dass die Kosten schon im Haushalt stehen würden.

Das Gebäude soll nun mit dem Investor „Mangold Invest“entstehen. Der Investor will laut Schoch allerdings selbst finanziere­n und dann vermieten. Dagegen habe es im Gemeindera­t auch Widerstand gegeben. Denn Schoch stellt klar: Die Gemeinde hätte auch schon vor zwei Jahren einem Mietverhäl­tnis zustimmen können. Damals habe es jedoch die Auffassung gegeben, das Geschäft lieber selber zu machen, als einen Dritten zu beteiligen. Auch gibt Schoch zu bedenken, dass es einen Alternativ­investor für die Immobilie in Liptingen gegeben habe: „Den wollte man aber nicht, offiziell, um nicht weiter Zeit zu verlieren.“

Meinungswe­chsel

„Jetzt ist man plötzlich davon abgekommen. Jetzt soll es plötzlich gehen“, sagt Schoch. Er ist überzeugt: „Die Verwaltung ist umgefallen.“Auch Störk erklärt, es sei ein öffentlich­er Beschluss gewesen, ein kommunales Ärztehaus zu schaffen. Bis 26. März habe es „zig Beschlüsse“gegeben, dass man kommunal baue und nicht privat. „Und dann wird nichtöffen­tlich darüber abgestimmt, dass es plötzlich privat ist.“Mit diesem Weg sei man jetzt an der Bevölkerun­g vorbei gegangen. Störk will jetzt prüfen lassen, ob der Beschluss überhaupt rechtmäßig ist. Zudem sei es bei einem Ärztehaus in vollprivat­er Hand fraglich, wie man den Arzt etwa über einen Mietzuschu­ss unterstütz­en könne, ohne einen Privaten zu subvention­ieren. Wenn man kommunal baue, habe man „die Hände drauf und kann es eigenständ­ig gestalten“. Nun sei man abhängig von Privaten.

Lösung nicht präferiert

Hauptamtsl­eiter Patrick Allweiler sagt, der neue Plan habe sich aus den Gesprächen mit dem Investor ergeben. Dieser bevorzuge eine Mietlösung. „Das war nicht, was die Gemeinde präferiert hat“, erklärt Allweiler. Denn: „Wenn man Eigentum hat, ist man Herr im Haus.“Damit sei man flexibler. Dennoch zeigt sich Allweiler auch mit dieser Lösung zufrieden, da es der Gemeinde vor allem darum gehe, dass die Räumlichke­iten gebaut würden.

Schoch mutmaßt, dass es möglicherw­eise einen Zusammenha­ng zwischen der Investitio­n für die Praxis und einer weiteren Bausache gebe. Der Investor bekomme am „Schlatterh­of“einen Bebauungsp­lan über 1,2 Hektar Fläche. Der Bebauungsp­lan sei bisher noch nicht einmal im Flächennut­zungsplan enthalten. Auch Gemeinderä­tin Störk empört sich darüber, dass der Investor nun erlaubt bekommen habe, im Außenberei­ch zu bauen. Eigentlich dürfe man dort laut Paragraph 35 des Baugesetzb­uchs gar nicht bauen. Und das dürfe jetzt ausgerechn­et der Investor des Ärztehause­s. Laut Allweiler handelt es sich hierbei aber um zwei verschiede­ne Themen, die zufällig den gleichen Betroffene­n hätten. Es gebe keine Verbindung­en.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany