Kreisseniorenrat macht Verjüngungskur
Senioren wählen Teile des Vorstands neu und machen sich für Nachbarschaftshilfe stark
– Auf der Jahreshauptversammlung des Kreisseniorenrats des Landkreises Tuttlingen haben die Mitglieder am Mittwoch Oliver Butsch zum stellvertretenden Vorsitzenden und Oliver Ehret zum Beisitzer gewählt.
Das Haus der Senioren in Tuttlingen war bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Vorsitzende des Kreisseniorenrats, Martin Stützler, betonte, dass sich die Themen „Wohnen im Alter“, alltagsunterstützende Technik und neue Wohnformen wie ein roter Faden durch sämtliche Veranstaltungen ziehen würden und beispielsweise auch im Landtag ein Dauerthema sei. „Wir wollen, dass die älteren Menschen so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden und ihrer vertrauten Umgebung leben können“, benennt er die Ziele und beschreibt sie als „Zukunftsaufgaben“. Er sprach dabei die Nachbarschaftshilfe und die Kurzzeitpflege an.
Letzteres sei dringend notwendig, damit die pflegenden Angehörigen entlastet werden könnten. Die Pflege müsse laut Stützler eine bessere Personalausstattung und eine bessere Bezahlung bekommen und damit eine höhere Anerkennung. Es müsse einen Ausbildungsgang geben, der sowohl die Kranken- als auch die Altenpflege beinhalte. 8000 zusätzliche Pflegeplätze bundesweit seien laut ihm viel zu wenig, die brauche allein schon Baden-Württemberg „und dafür braucht man ja auch erstmal die Bewerber“, gibt der Vorsitzende zu bedenken.
Sozialdezernent Bernd Mager betonte die „exzellente Zusammenarbeit“zwischen Landkreis und Kreisseniorenrat. Er bekräftigte die Zielsetzung von Stützler, dass die älteren Mitbürger in guter Lebensqualität so lange wie möglich in ihrem vertrauten Umfeld leben können.
Ansprechpartner vorgestellt
Bei der Jahreshauptversammlung stellte Jörg Zwecker, der Behindertenbeauftrage des Landkreises Tuttlingen, den Senioren seine Aufgaben vor. Zentrales Thema sei dabei die Inklusion. Er vertritt die Interessen von Menschen mit Behinderungen und stehe ihnen und den Angehörigen beratend zur Seite – auch als Wegweiser. Zudem ist er die erste Anlaufstelle, wenn es um Beschwerden auf seinem Fachgebiet gehe. Außerdem berate er die Kommunen wie beim Thema Barrierefreiheit.
Vorgestellt haben sich auch Alexandra Löffler und Ulrike Betzler von der Beratungsstelle „Alter und Technik“des Landkreises Tuttlingen. Sie seien Ansprechpartner, wenn es beispielsweise um die Frage gehe: Wie baue ich mein Bad barrierefrei um und welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es dafür? Die beiden wollen eine Musterwohnung, wie es sie bereits in Schwenningen gibt, auch in Tuttlingen ausstellen.
Oliver Butsch, Personalleiter des Klinikums Tuttlingen, wurde als Nachfolger für den scheidenden stellvertretenden Vorsitzenden Walter Kümmerlen einstimmig gewählt. Zudem wurde Oliver Ehret als Beisitzer für Helga Sander ins Vorstandsteam gewählt. Ehret ist Kreisgeschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes in Tuttlingen.
Stützler sprach die Problematik in den Nachbarschaftshilfen an. Nun habe sich auch die Bürokratie der „funktionierenden Betreuung älterer Menschen“angenommen. Die Nachbarschaftshilfevereine bekämen deshalb zusehends Probleme. Der Kreisseniorenrat will diesbezüglich eine Erklärung an die Landesregierung schicken. Unterstützung erhält er von der Senioren Union, wie deren Kreisvorsitzender Roland Ströbele bekräftigte. Damit soll die Landesregierung aufgefordert werden, die Nachbarschaftshilfevereine mit anderen Organisationen gleichzustellen und bürokratische Hürden abzubauen. Diese Vereine bräuchten unter anderem Rechtssicherheit, damit sie als ideell eingestuft werden können.