Heuberger Bote

Einer der Komplettes­ten

Michael Wolf könnte den EHC RB München zur dritten Meistersch­aft in Folge führen

- Von Joachim Lindinger

- Die 37 ist nichts als eine Zahl. In diesen Tagen sowieso, in denen Michael Wolf Play-offs spielt. Zehn K.-o.-Duelle haben dem EHC Red Bull München, Deutscher Eishockeym­eister 2016 und 2017, dazu gereicht, auch 2018 in die Finalserie um den Titel einzuziehe­n; sieben Tore und vier Vorlagen hat der Kapitän auf diesem Weg beigesteue­rt: Michael Wolf, Jahrgang 1981, mag mittlerwei­le zwar einer der ältesten Angreifer der DEL sein, er ist aber auch – mit aktuell 324 Treffern – der treffsiche­rste ihrer Geschichte. „Sein Spiel“, hat Uwe Krupp einst als Bundestrai­ner über den Allgäuer gesagt, „hat viele Dimensione­n; er ist einer unserer Komplettes­ten.“

Inzwischen steht Uwe Krupp bei den Eisbären Berlin hinter der Bande – und Michael Wolf auf der Gegenseite, wenn es heute Abend (19.30 Uhr; live bei Sport1) in München um den ersten von vier zur Meistersch­aft notwendige­n Siegen geht. Die Sturmreihe Wolf, Patrick Hager (vier Tore, sechs Vorlagen), Jason Jaffrey (drei Tore, sieben Vorlagen) hat in der entscheide­nden Saisonphas­e bislang ihre ganz eigene Klasse gezeigt, im Schnitt gelangen dem im österreich­ischen Ehenbichl geborenen Füssener Wolf, dem in Rosenheim aufgewachs­enen Stuttgarte­r Hager und dem aus Rimbey/Alberta stammenden Wahl-Bayer Jaffray je ein Scorerpunk­t je Play-off-Einsatz. Keineswegs also ist Michael Wolf „nur“Vollstreck­er (wenngleich sein präziser, fast ansatzlose­r Handgelenk­schuss das Vollstreck­en leichter macht). Merke: „Bei einer Zwei-gegen-Eins-Situation ist meine erste Option immer der Pass.“Egotrips hören sich anders an – auch dieses Teamdenken schätzen sie in München am auf den ersten Blick eher schmächtig­en Außenstürm­er. 82 Kilogramm, verteilt auf 1,78 Meter Größe, müssen nicht zwingend einen Mangel an Durchsetzu­ngsvermöge­n zur Folge haben. Auch Schnelligk­eit ist keine Frage der Masse, ein Auge für den Nebenmann schon gar nicht.

Einer der Komplettes­ten – das muss man sich erarbeiten. Michael Wolf tut es Training für Training, er tat es, indem er mehr Eiszeit mehr Geld vorzog: Lange feilte er unterklass­ig an seinen Fertigkeit­en, ehe er 2005 in die Deutsche Eishockey Liga wechselte: 24-jährig. Nach Iserlohn, wo er bis 2014 blieb. Verschenkt­e Möglichkei­ten? Stets hat Michael Wolf das verneint. Die Roosters waren, sind Biotop in der DEL. Sie wurden zur Herzensang­elegenheit.

Näher an Füssen, näher am Titel

München ist ... näher an Füssen. Durchaus ein Grund für den Wechsel 2014 – gibt es da doch das väterliche Schuhgesch­äft, das irgendwann übernommen (und in mancher Urlaubswoc­he schon jetzt betreut) sein will. Gibt es doch die Wolf-Töchterche­n Lara und Mia, die mehr von den Großeltern haben. Gab es schließlic­h die Perspektiv­e (und die finanziell­en Ressourcen), Deutscher Meister zu werden – die große Sehnsucht des Mannes, der 152-mal für Deutschlan­d aufs Eis gegangen ist, 53 Länderspie­ltore geschossen hat, bei sieben Weltmeiste­rschaften und den VancouverW­interspiel­en mit dabei gewesen ist.

Den Rest kennt man: Seine zweite Red-Bull-Spielzeit bescherte Michael Wolf Titel Nummer 1 – auch dank 28 Wolf-Treffern. 24 Tore weisen die Statistike­n für 2016/17 aus; ein DéjàVu gab es da in Sachen DEL-Trophäe. Diese Saison steht Michael Wolf bei 22 Toren, heute spielt er Karriere-Partie 725 in der DEL. Um spätestens am 26. April zum dritten Mal in Folge Meisterkap­itän zu sein? Michael Wolf ist kein Lautsprech­er. Nie gewesen. Die Frage bleibt Frage.

Antworten wird Michael Wolf mit Schläger, Scheibe, Schlittsch­uhen: „Ich versuche, auf dem Eis immer alles zu geben. Ich will das vorleben, was ich auch von anderen erwarte.“Die 37? Ist ja nur Zahl in diesen Tagen!

Uwe Krupp sollte gewarnt sein.

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FOTO: DPA Möchte auch gegen Berlins Eisbären jubeln: Michael Wolf, der Kapitän des Meisters.

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