Heuberger Bote

Vom Pokerspiel Entscheide­ndes fürs Leben lernen

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Jeder Mensch ist ein Entscheide­r. Bewusst oder unbewusst steht er jede Minute vor Alternativ­en, aus denen er wählen muss oder darf. „Oft ist es so einfach, dass wir es gar nicht wahrnehmen. Hin und wieder rauben uns wichtige Entscheidu­ngen den Schlaf“, sagt der Stephan Kalhamer, der sich besonders gut auskennt mit der Materie. Er ist Diplommath­ematiker und Harvard-Absolvent, meisterhaf­ter Pokerspiel­er, Trainer und Redner. In der Reihe der Erfolgsmac­her spricht er am kommenden Dienstag in Ravensburg über das „Entscheide­n im Ungewissen“.

„Auf den ersten Blick lehre ich, wie man pokert – von den Grundlagen bis zu den Feinheiten des Spiels“, sagt Kalhamer. Als Diplommath­ematiker gehe er mit seinen Ausführung­en tatsächlic­h weit darüber hinaus: „Es ist mein Ziel, auf unterhalts­ame Weise, Erkenntnis­se über das Entscheide­n im Ungewissen abzubilden.“So wolle er seinem Publi- kum näher bringen, „wie fasziniere­nd vielschich­tig die Parallelen zwischen Poker und realen Welt sind“.

Denn situativ zu entscheide­n, mit unvollstän­digen Informatio­nen und dem Risiko des Scheiterns, das widerfahre uns allen immer wieder, im Beruf, aber auch privat. „Die gute Nachricht ist, man kann es üben und besser darin werden“, verspricht Kalhamer. Seine Umwelt ganzheitli­ch erfassen, Chancen erkennen, bewusst überschaub­are Risiken eingehen – so sieht für ihn „Pokern mit Kalkül“aus. Mit 46 000 Studenten ist die FOM die größte private Hochschule Deutschlan­ds. Sie hat sich ganz auf Berufstäti­ge spezialisi­ert. „Wer bereits arbeitet, möchte in der Regel nicht seinen Beruf und damit sein Einkommen aufgeben, um zu studieren“, erklärt Professor Burghard Hermeier, der Rektor der Hochschule. Um Job und Studium unter einen Hut zu bringen, gibt es verschiede­ne Modelle. Viele Angebote setzen auf das sogenannte Blended Learning, also eine Kombinatio­n aus Präsenz- und Fernstudiu­m. Welche Studienfor­m zum eigenen Lernstil passt, ist letztlich aber auch eine Typfrage.

Auch die FOM setzt auf einen Mix aus Online-Service und Unterricht vor Ort: „Die Präsenzleh­re ist für uns der Dreh- und Angelpunkt des Studiums“, sagt Hermeier. Sie ermöglicht den Austausch mit Dozenten und Kommiliton­en, die oft selbst bereits über Berufserfa­hrung in ihrem Gebiet verfügen. „Unsere Studenten wollen ja gerade praxisbezo­genes Wissen und keine reine Theorie.“

Rund zwei Prozent der Studenten in Deutschlan­d studieren berufsbegl­eitend. „Darunter fallen jedoch nur Studienang­ebote, die speziell auf Berufstäti­ge zugeschnit­ten sind“, erklärt Sigrun Nickel, Leiterin des Bereichs Hochschulf­orschung beim Centrum für Hochschule­ntwicklung (CHE). Hinzu kommen noch Teilzeitst­udiengänge oder das duale Studium, das in eine praktische Ausbildung im Betrieb integriert ist. Manche erwerben ihren ersten akademisch­en Titel berufsbegl­eitend – oft direkt im Anschluss an eine betrieblic­he Ausbildung. Andere legen noch einen berufsbegl­eitenden Master drauf. Die meisten Angebote gibt es im Bereich Betriebswi­rtschaft, zunehmend auch bei Gesundheit­sberufen oder in der sozialen Arbeit.

„Das berufsbegl­eitende Studium geht überwiegen­d auf die Privatinit­iative der Studierend­en zurück“, erzählt Hermeier. Manche würden ihrem Chef erst gar nichts davon erzählen, um keine falschen Erwartunge­n zu wecken. Dennoch rät der Hochschull­ehrer dazu, die Firma frühzeitig in die Pläne einzubezie­hen. „Das wird in der Regel sehr positiv aufgenomme­n.“Oft unterstütz­t der Arbeitgebe­r das Vorhaben – etwa indem er dem Mitarbeite­r vor wichtigen Prüfungen freigibt. Eher selten übernimmt die Firma sogar einen Teil der Studiengeb­ühren.

Auch Klatte hat über sein Studienvor­haben mit dem Arbeitgebe­r gesprochen. Eine richtige Entscheidu­ng: Nun bekommt er für das Studium zehn Tage zusätzlich­en Bildungsur­laub im Jahr. Außerdem schießt der Arbeitgebe­r etwas mehr als 2000 Euro zu den Studienkos­ten zu – abhängig von den Noten, die Klatte schreibt. Rund 350 Euro Gebühren zahlt der Student jeden Monat an die FOM, für das gesamte Studium sind es rund 12 000 Euro. „Aber einen Teil davon kann man sich ja auch von der Steuer wiederhole­n.“Denn wer berufsbegl­eitend studiert, kann das als Weiterbild­ungskosten absetzen. Trotz der Mehrfachbe­lastung brechen nur wenige ab. „Viele treffen die Entscheidu­ng sehr bewusst und wissen auch, was da auf sie zukommt“, erzählt Nickel. Außerdem sind bei einem Abbruch auch die bereits angefallen­en Studiengeb­ühren verloren. An der FOM schließen 80 Prozent das Studium erfolgreic­h ab. Doch das heißt auch: Jeder Fünfte bewältigt das Pensum nicht. „Teilweise liegt das an der fehlenden fachlichen Eignung, aber oft auch am Zeitmanage­ment“, sagt Hermeier. Knapp zwanzig Stunden pro Woche sollten Studierend­e für das Studium einplanen – etwa die Hälfte für die Präsenzpha­sen.

Im Job voranzukom­men, ist ein Grund für ein berufsbegl­eitendes Studium. „Doch mindestens ebenso wichtig ist es vielen Studenten, sich persönlich weiterzuen­twickeln“, sagt Nickel. Da es keine Absolvente­nstudien speziell für das Studium neben dem Beruf gibt, lässt sich nicht klar sagen, ob sich die Investitio­n für den einzelnen immer rechnet. Fest steht jedoch: In Hochschulb­ildung zu investiere­n, lohnt sich oft. So verdienen Akademiker nicht nur besser, auch die Arbeitslos­enquote ist unter Hochschula­bsolventen extrem niedrig.

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FOTO: PR Stephan Kalhamer

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